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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

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zu, so bald Sie in den Autorschacht, oder
durch den Stollen eingefahren sind, will ich
schon dafür sorgen, daß die Kuxe zu Jhrem
gelehrten Bergbau untergebracht werden,
hoff Sie sollen gut rentiren. Und wenn
Sie hernach auch nicht eitel Hornerz zu Ta-
ge fördern, was schadets? Die Ausbeute
Thaler machen sich ohnehin immer seltner,
und die Jnteressenten lassen ihnen an Katzen-
silber oder Glimmer gern genügen. -- Was
anlangt die Materia, wär mein unvorgreif-
licher Rath der, sie zapften aus einem Fas-
se, worein Sie selbst gekeltert haben, und
wovon Sie wissen, daß was innen ist, be-
dienten fein die Gäst mit Jhrem eignen Ge-
wächs, obs gleich bey vielen Schriftstellern
ietziger Zeit Sitt und Brauch ist, daß sie,
wie die verarmten Schenkwirth', selbst kei-
nen Vorrath im Keller haben, und wenn
gleichwohl ein Kostetrunk von ihnen begehrt
wird, laufen sie mit ihrem Stechheber be-

hend

zu, ſo bald Sie in den Autorſchacht, oder
durch den Stollen eingefahren ſind, will ich
ſchon dafuͤr ſorgen, daß die Kuxe zu Jhrem
gelehrten Bergbau untergebracht werden,
hoff Sie ſollen gut rentiren. Und wenn
Sie hernach auch nicht eitel Hornerz zu Ta-
ge foͤrdern, was ſchadets? Die Ausbeute
Thaler machen ſich ohnehin immer ſeltner,
und die Jntereſſenten laſſen ihnen an Katzen-
ſilber oder Glimmer gern genuͤgen. — Was
anlangt die Materia, waͤr mein unvorgreif-
licher Rath der, ſie zapften aus einem Faſ-
ſe, worein Sie ſelbſt gekeltert haben, und
wovon Sie wiſſen, daß was innen iſt, be-
dienten fein die Gaͤſt mit Jhrem eignen Ge-
waͤchs, obs gleich bey vielen Schriftſtellern
ietziger Zeit Sitt und Brauch iſt, daß ſie,
wie die verarmten Schenkwirth’, ſelbſt kei-
nen Vorrath im Keller haben, und wenn
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[104/0104] zu, ſo bald Sie in den Autorſchacht, oder durch den Stollen eingefahren ſind, will ich ſchon dafuͤr ſorgen, daß die Kuxe zu Jhrem gelehrten Bergbau untergebracht werden, hoff Sie ſollen gut rentiren. Und wenn Sie hernach auch nicht eitel Hornerz zu Ta- ge foͤrdern, was ſchadets? Die Ausbeute Thaler machen ſich ohnehin immer ſeltner, und die Jntereſſenten laſſen ihnen an Katzen- ſilber oder Glimmer gern genuͤgen. — Was anlangt die Materia, waͤr mein unvorgreif- licher Rath der, ſie zapften aus einem Faſ- ſe, worein Sie ſelbſt gekeltert haben, und wovon Sie wiſſen, daß was innen iſt, be- dienten fein die Gaͤſt mit Jhrem eignen Ge- waͤchs, obs gleich bey vielen Schriftſtellern ietziger Zeit Sitt und Brauch iſt, daß ſie, wie die verarmten Schenkwirth’, ſelbſt kei- nen Vorrath im Keller haben, und wenn gleichwohl ein Koſtetrunk von ihnen begehrt wird, laufen ſie mit ihrem Stechheber be- hend

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/104>, abgerufen am 18.05.2024.