Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

möcht? das wär wie ein Einsatz ins Lotto,
würd' Jhre Numer gegriffen, so wären
Sie unter Dach, und blieb sie im Glücks-
rad verborgen, so wär weiter nichts dabey
verlohren als ein Schattenbild.

"Und das würde, versetzte der Sempro-
nius, bey einem Minister eine sehr schwache
Empfehlung seyn, dem wären allenfalls die
Talente eines Geheimschreibers erkennbarer
aus der Handschrift, als aus einem Kopf-
umriß. Es dürfte aber wohl schwerlich ge-
schehen, wenn auch die Fragmente auf vier-
mal vier schwerer Quartanten, oder gar
wie die römischen Gesetze zum akhthos ka-
melon pollon anschwällen, daß ein Fürst
so unweise seyn, und bey der Wahl seines
Ministers, im eigentlichen Verstande nach
dem Schatten greifen; oder der Minister
so schwach seyn, und seinem Schreiber nach
dieser Methode wählen würde. Und wenn
sich das zutrüge, so möcht ich einer Excel-

lenz

moͤcht? das waͤr wie ein Einſatz ins Lotto,
wuͤrd’ Jhre Numer gegriffen, ſo waͤren
Sie unter Dach, und blieb ſie im Gluͤcks-
rad verborgen, ſo waͤr weiter nichts dabey
verlohren als ein Schattenbild.

„Und das wuͤrde, verſetzte der Sempro-
nius, bey einem Miniſter eine ſehr ſchwache
Empfehlung ſeyn, dem waͤren allenfalls die
Talente eines Geheimſchreibers erkennbarer
aus der Handſchrift, als aus einem Kopf-
umriß. Es duͤrfte aber wohl ſchwerlich ge-
ſchehen, wenn auch die Fragmente auf vier-
mal vier ſchwerer Quartanten, oder gar
wie die roͤmiſchen Geſetze zum ἀχϑος κα-
μηλων πολλον anſchwaͤllen, daß ein Fuͤrſt
ſo unweiſe ſeyn, und bey der Wahl ſeines
Miniſters, im eigentlichen Verſtande nach
dem Schatten greifen; oder der Miniſter
ſo ſchwach ſeyn, und ſeinem Schreiber nach
dieſer Methode waͤhlen wuͤrde. Und wenn
ſich das zutruͤge, ſo moͤcht ich einer Excel-

lenz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0094" n="94"/>
mo&#x0364;cht? das wa&#x0364;r wie ein Ein&#x017F;atz ins Lotto,<lb/>
wu&#x0364;rd&#x2019; Jhre Numer gegriffen, &#x017F;o wa&#x0364;ren<lb/>
Sie unter Dach, und blieb &#x017F;ie im Glu&#x0364;cks-<lb/>
rad verborgen, &#x017F;o wa&#x0364;r weiter nichts dabey<lb/>
verlohren als ein Schattenbild.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und das wu&#x0364;rde, ver&#x017F;etzte der Sempro-<lb/>
nius, bey einem Mini&#x017F;ter eine &#x017F;ehr &#x017F;chwache<lb/>
Empfehlung &#x017F;eyn, dem wa&#x0364;ren allenfalls die<lb/>
Talente eines Geheim&#x017F;chreibers erkennbarer<lb/>
aus der Hand&#x017F;chrift, als aus einem Kopf-<lb/>
umriß. Es du&#x0364;rfte aber wohl &#x017F;chwerlich ge-<lb/>
&#x017F;chehen, wenn auch die Fragmente auf vier-<lb/>
mal vier &#x017F;chwerer Quartanten, oder gar<lb/>
wie die ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ge&#x017F;etze zum &#x1F00;&#x03C7;&#x03D1;&#x03BF;&#x03C2; &#x03BA;&#x03B1;-<lb/>
&#x03BC;&#x03B7;&#x03BB;&#x03C9;&#x03BD; &#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03BB;&#x03BF;&#x03BD; an&#x017F;chwa&#x0364;llen, daß ein Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o unwei&#x017F;e &#x017F;eyn, und bey der Wahl &#x017F;eines<lb/>
Mini&#x017F;ters, im eigentlichen Ver&#x017F;tande nach<lb/>
dem Schatten greifen; oder der Mini&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chwach &#x017F;eyn, und &#x017F;einem Schreiber nach<lb/>
die&#x017F;er Methode wa&#x0364;hlen wu&#x0364;rde. Und wenn<lb/>
&#x017F;ich das zutru&#x0364;ge, &#x017F;o mo&#x0364;cht ich einer Excel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lenz</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0094] moͤcht? das waͤr wie ein Einſatz ins Lotto, wuͤrd’ Jhre Numer gegriffen, ſo waͤren Sie unter Dach, und blieb ſie im Gluͤcks- rad verborgen, ſo waͤr weiter nichts dabey verlohren als ein Schattenbild. „Und das wuͤrde, verſetzte der Sempro- nius, bey einem Miniſter eine ſehr ſchwache Empfehlung ſeyn, dem waͤren allenfalls die Talente eines Geheimſchreibers erkennbarer aus der Handſchrift, als aus einem Kopf- umriß. Es duͤrfte aber wohl ſchwerlich ge- ſchehen, wenn auch die Fragmente auf vier- mal vier ſchwerer Quartanten, oder gar wie die roͤmiſchen Geſetze zum ἀχϑος κα- μηλων πολλον anſchwaͤllen, daß ein Fuͤrſt ſo unweiſe ſeyn, und bey der Wahl ſeines Miniſters, im eigentlichen Verſtande nach dem Schatten greifen; oder der Miniſter ſo ſchwach ſeyn, und ſeinem Schreiber nach dieſer Methode waͤhlen wuͤrde. Und wenn ſich das zutruͤge, ſo moͤcht ich einer Excel- lenz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/94
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/94>, abgerufen am 21.11.2024.