180, ist daselbst zu sehn im Prosil Sir Benjamin West, von mir zubenannt Par- thenorcetes, weil schwerlich eine iunge Be- schauerin dürfte gefunden werden, die nicht, wenn ihr Herz anders noch unbefangen ist, in diese glückliche Physiognomie mehr oder weniger verschwebt wär, und sie insgeheim zum Freyerideal sich ausersähe. -- Was sagen Sie zu diesem Gesichtgen? Jst das nicht 'n lieber Junge?
Sie aufgeheitert. Ein vortrefflich Ge- sichtgen! wie der Text sagt. (Sie laß,) das Ganze stiller Adel, Reinheit, Gleichheit, Sanftheit, nicht fade Glattheit. Sehr wahr! Man ließt das alles mehr aus dem Gesicht als aus dem Buche.
Jch. Hier hats Freund L. seh ich, mit seiner Deutung Jhnen doch zu Danke ge- macht, das freut mich. Sir Benjamin wär also wohl Jhre Favoritphysiognomie?
Sie.
180, iſt daſelbſt zu ſehn im Proſil Sir Benjamin Weſt, von mir zubenannt Par- thenorcetes, weil ſchwerlich eine iunge Be- ſchauerin duͤrfte gefunden werden, die nicht, wenn ihr Herz anders noch unbefangen iſt, in dieſe gluͤckliche Phyſiognomie mehr oder weniger verſchwebt waͤr, und ſie insgeheim zum Freyerideal ſich auserſaͤhe. — Was ſagen Sie zu dieſem Geſichtgen? Jſt das nicht ’n lieber Junge?
Sie aufgeheitert. Ein vortrefflich Ge- ſichtgen! wie der Text ſagt. (Sie laß,) das Ganze ſtiller Adel, Reinheit, Gleichheit, Sanftheit, nicht fade Glattheit. Sehr wahr! Man ließt das alles mehr aus dem Geſicht als aus dem Buche.
Jch. Hier hats Freund L. ſeh ich, mit ſeiner Deutung Jhnen doch zu Danke ge- macht, das freut mich. Sir Benjamin waͤr alſo wohl Jhre Favoritphyſiognomie?
Sie.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0210"n="202"/>
180, iſt daſelbſt zu ſehn im Proſil Sir<lb/>
Benjamin Weſt, von mir zubenannt Par-<lb/>
thenorcetes, weil ſchwerlich eine iunge Be-<lb/>ſchauerin duͤrfte gefunden werden, die nicht,<lb/>
wenn ihr Herz anders noch unbefangen iſt,<lb/>
in dieſe gluͤckliche Phyſiognomie mehr oder<lb/>
weniger verſchwebt waͤr, und ſie insgeheim<lb/>
zum Freyerideal ſich auserſaͤhe. — Was<lb/>ſagen Sie zu dieſem <hirendition="#fr">Geſichtgen?</hi> Jſt das<lb/>
nicht ’n lieber Junge?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Sie aufgeheitert</hi>. Ein vortrefflich Ge-<lb/>ſichtgen! wie der Text ſagt. (Sie laß,)<lb/>
das Ganze ſtiller Adel, Reinheit, Gleichheit,<lb/>
Sanftheit, nicht fade Glattheit. Sehr<lb/>
wahr! Man ließt das alles mehr aus dem<lb/>
Geſicht als aus dem Buche.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jch</hi>. Hier hats Freund L. ſeh ich, mit<lb/>ſeiner Deutung Jhnen doch zu Danke ge-<lb/>
macht, das freut mich. Sir Benjamin waͤr<lb/>
alſo wohl Jhre Favoritphyſiognomie?</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Sie</hi>.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[202/0210]
180, iſt daſelbſt zu ſehn im Proſil Sir
Benjamin Weſt, von mir zubenannt Par-
thenorcetes, weil ſchwerlich eine iunge Be-
ſchauerin duͤrfte gefunden werden, die nicht,
wenn ihr Herz anders noch unbefangen iſt,
in dieſe gluͤckliche Phyſiognomie mehr oder
weniger verſchwebt waͤr, und ſie insgeheim
zum Freyerideal ſich auserſaͤhe. — Was
ſagen Sie zu dieſem Geſichtgen? Jſt das
nicht ’n lieber Junge?
Sie aufgeheitert. Ein vortrefflich Ge-
ſichtgen! wie der Text ſagt. (Sie laß,)
das Ganze ſtiller Adel, Reinheit, Gleichheit,
Sanftheit, nicht fade Glattheit. Sehr
wahr! Man ließt das alles mehr aus dem
Geſicht als aus dem Buche.
Jch. Hier hats Freund L. ſeh ich, mit
ſeiner Deutung Jhnen doch zu Danke ge-
macht, das freut mich. Sir Benjamin waͤr
alſo wohl Jhre Favoritphyſiognomie?
Sie.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/210>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.