gen, ohne den väterlichen Unwillen zu be- fürchten, Sie in Herzensangelegenheiten zum Vertrauten zu machen, die Jhren Absichten diametralisch entgegen stunden? Das na- türlichste war, daß sie in diesem Drange mit ihrem Geliebten sich unter mütterliche Protektion begab, und so glücklich war diese zu erhalten. Da Sie im Begriff waren Jhre Mine springen zu lassen, lag bereits der Schwefelfaden an der Gegenmine, und Sie sehn aus dem Erfolg. Jhr Held -- Vetter Anton ist aufgeflogen.
Er nachdenkend. Ja ia! Es geht mir ein Licht auf.
Jch. Nun so wünsch ich, daß Sie Lott- chens Hochzeitfackel dabey anzünden!
Hier brach ich ab, weil ich vermerkte, daß meinen trägen Freund ein fauler Schlummer anwandelte, und ihm ungeach- tet des hellen Lichtes, das ihm eben aufge-
gan-
gen, ohne den vaͤterlichen Unwillen zu be- fuͤrchten, Sie in Herzensangelegenheiten zum Vertrauten zu machen, die Jhren Abſichten diametraliſch entgegen ſtunden? Das na- tuͤrlichſte war, daß ſie in dieſem Drange mit ihrem Geliebten ſich unter muͤtterliche Protektion begab, und ſo gluͤcklich war dieſe zu erhalten. Da Sie im Begriff waren Jhre Mine ſpringen zu laſſen, lag bereits der Schwefelfaden an der Gegenmine, und Sie ſehn aus dem Erfolg. Jhr Held — Vetter Anton iſt aufgeflogen.
Er nachdenkend. Ja ia! Es geht mir ein Licht auf.
Jch. Nun ſo wuͤnſch ich, daß Sie Lott- chens Hochzeitfackel dabey anzuͤnden!
Hier brach ich ab, weil ich vermerkte, daß meinen traͤgen Freund ein fauler Schlummer anwandelte, und ihm ungeach- tet des hellen Lichtes, das ihm eben aufge-
gan-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0238"n="230"/>
gen, ohne den vaͤterlichen Unwillen zu be-<lb/>
fuͤrchten, Sie in Herzensangelegenheiten zum<lb/>
Vertrauten zu machen, die Jhren Abſichten<lb/>
diametraliſch entgegen ſtunden? Das na-<lb/>
tuͤrlichſte war, daß ſie in dieſem Drange<lb/>
mit ihrem Geliebten ſich unter muͤtterliche<lb/>
Protektion begab, und ſo gluͤcklich war dieſe<lb/>
zu erhalten. Da Sie im Begriff waren<lb/>
Jhre Mine ſpringen zu laſſen, lag bereits<lb/>
der Schwefelfaden an der Gegenmine, und<lb/>
Sie ſehn aus dem Erfolg. Jhr Held —<lb/>
Vetter Anton iſt aufgeflogen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Er nachdenkend</hi>. Ja ia! Es geht mir<lb/>
ein Licht auf.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jch</hi>. Nun ſo wuͤnſch ich, daß Sie Lott-<lb/>
chens Hochzeitfackel dabey anzuͤnden!</p><lb/><p>Hier brach ich ab, weil ich vermerkte,<lb/>
daß meinen traͤgen Freund ein fauler<lb/>
Schlummer anwandelte, und ihm ungeach-<lb/>
tet des hellen Lichtes, das ihm eben aufge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gan-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[230/0238]
gen, ohne den vaͤterlichen Unwillen zu be-
fuͤrchten, Sie in Herzensangelegenheiten zum
Vertrauten zu machen, die Jhren Abſichten
diametraliſch entgegen ſtunden? Das na-
tuͤrlichſte war, daß ſie in dieſem Drange
mit ihrem Geliebten ſich unter muͤtterliche
Protektion begab, und ſo gluͤcklich war dieſe
zu erhalten. Da Sie im Begriff waren
Jhre Mine ſpringen zu laſſen, lag bereits
der Schwefelfaden an der Gegenmine, und
Sie ſehn aus dem Erfolg. Jhr Held —
Vetter Anton iſt aufgeflogen.
Er nachdenkend. Ja ia! Es geht mir
ein Licht auf.
Jch. Nun ſo wuͤnſch ich, daß Sie Lott-
chens Hochzeitfackel dabey anzuͤnden!
Hier brach ich ab, weil ich vermerkte,
daß meinen traͤgen Freund ein fauler
Schlummer anwandelte, und ihm ungeach-
tet des hellen Lichtes, das ihm eben aufge-
gan-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/238>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.