Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

tier zu schwatzen, alles zu beschauen, dar-
über fleißig zu disputiren, und nichts da-
von zu glauben.

Jndem ich das so bey mir dachte, ritt
ich unvermerckt in meinen Hof hinein, fand
da die Privatakademisten in Corpore ver-
sammlet mich solenne zu empfangen, und
den Rektor Brunold zu meiner Verwun-
derung an der Spitze, der mich mit einer
wohlgesezten Rede bewillkommte. Er war
vollkommen genesen, Doktor Baldrian hat-
te die Geister, die ihm im Unterleibe ge-
trommelt hatten, durch eine wirksame Pur-
ganz glücklich wegexorcifirt. Ob mich nun
gleich diese Wunderkur um ein instruktives
Cranium in meiner Schädelsammlung brach-
te: so tröstete ich mich doch damit, daß die
Akademisten in ihren Versammlungen dafür
einen Kopf mehr zählten.

So weit.

tier zu ſchwatzen, alles zu beſchauen, dar-
uͤber fleißig zu diſputiren, und nichts da-
von zu glauben.

Jndem ich das ſo bey mir dachte, ritt
ich unvermerckt in meinen Hof hinein, fand
da die Privatakademiſten in Corpore ver-
ſammlet mich ſolenne zu empfangen, und
den Rektor Brunold zu meiner Verwun-
derung an der Spitze, der mich mit einer
wohlgeſezten Rede bewillkommte. Er war
vollkommen geneſen, Doktor Baldrian hat-
te die Geiſter, die ihm im Unterleibe ge-
trommelt hatten, durch eine wirkſame Pur-
ganz gluͤcklich wegexorcifirt. Ob mich nun
gleich dieſe Wunderkur um ein inſtruktives
Cranium in meiner Schaͤdelſammlung brach-
te: ſo troͤſtete ich mich doch damit, daß die
Akademiſten in ihren Verſammlungen dafuͤr
einen Kopf mehr zaͤhlten.

So weit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0307" n="299"/> <hi rendition="#fr">tier zu &#x017F;chwatzen, alles zu be&#x017F;chauen, dar-<lb/>
u&#x0364;ber fleißig zu di&#x017F;putiren, und nichts da-<lb/>
von zu glauben.</hi> </p><lb/>
        <p>Jndem ich das &#x017F;o bey mir dachte, ritt<lb/>
ich unvermerckt in meinen Hof hinein, fand<lb/>
da die Privatakademi&#x017F;ten in <hi rendition="#aq">Corpore</hi> ver-<lb/>
&#x017F;ammlet mich &#x017F;olenne zu empfangen, und<lb/>
den Rektor Brunold zu meiner Verwun-<lb/>
derung an der Spitze, der mich mit einer<lb/>
wohlge&#x017F;ezten Rede bewillkommte. Er war<lb/>
vollkommen gene&#x017F;en, Doktor Baldrian hat-<lb/>
te die Gei&#x017F;ter, die ihm im Unterleibe ge-<lb/>
trommelt hatten, durch eine wirk&#x017F;ame Pur-<lb/>
ganz glu&#x0364;cklich wegexorcifirt. Ob mich nun<lb/>
gleich die&#x017F;e Wunderkur um ein in&#x017F;truktives<lb/>
Cranium in meiner Scha&#x0364;del&#x017F;ammlung brach-<lb/>
te: &#x017F;o tro&#x0364;&#x017F;tete ich mich doch damit, daß die<lb/>
Akademi&#x017F;ten in ihren Ver&#x017F;ammlungen dafu&#x0364;r<lb/>
einen Kopf mehr za&#x0364;hlten.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">So weit.</hi> </hi> </p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0307] tier zu ſchwatzen, alles zu beſchauen, dar- uͤber fleißig zu diſputiren, und nichts da- von zu glauben. Jndem ich das ſo bey mir dachte, ritt ich unvermerckt in meinen Hof hinein, fand da die Privatakademiſten in Corpore ver- ſammlet mich ſolenne zu empfangen, und den Rektor Brunold zu meiner Verwun- derung an der Spitze, der mich mit einer wohlgeſezten Rede bewillkommte. Er war vollkommen geneſen, Doktor Baldrian hat- te die Geiſter, die ihm im Unterleibe ge- trommelt hatten, durch eine wirkſame Pur- ganz gluͤcklich wegexorcifirt. Ob mich nun gleich dieſe Wunderkur um ein inſtruktives Cranium in meiner Schaͤdelſammlung brach- te: ſo troͤſtete ich mich doch damit, daß die Akademiſten in ihren Verſammlungen dafuͤr einen Kopf mehr zaͤhlten. So weit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/307
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/307>, abgerufen am 22.12.2024.