Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

charakterisirt hat: so ist nicht abzuleugnen,
daß solche einen richtigem Vermuthungs-
grund enthalte, daß mit Beystimmung der
übrigen Jndizien Jnkulpait das imputirte
Deliktum wirklich begangem habe.

Jch. Aus Reverenz gegen eine Kan-
zelproposition, aus dem Munde des Mei-
sters in der Menschenkumde, bleibt dieser
Vermuthungsgrund billig an seinen Ort
gestellt, ohne etwas für oder wider Jnqui-
siten zu entscheiden.

Er. Die heftige Gemüthsbewegung
desselben bey Erwähnung der Weinvergif-
tung, sein verfängliches Leugnen und nach-
heriges Geständniß einiger Wissenschaft von
dieser Begebenheit, endlich das pathogno-
mische Geständniß der That selbst, lassen
keinen Zweifel übrig, daß Jnquisit der
Zürcher Weinvergifter sey.

Jch. Diese Konsequenz kann nicht
passiren.

Er.
E 4

charakteriſirt hat: ſo iſt nicht abzuleugnen,
daß ſolche einen richtigem Vermuthungs-
grund enthalte, daß mit Beyſtimmung der
uͤbrigen Jndizien Jnkulpait das imputirte
Deliktum wirklich begangem habe.

Jch. Aus Reverenz gegen eine Kan-
zelpropoſition, aus dem Munde des Mei-
ſters in der Menſchenkumde, bleibt dieſer
Vermuthungsgrund billig an ſeinen Ort
geſtellt, ohne etwas fuͤr oder wider Jnqui-
ſiten zu entſcheiden.

Er. Die heftige Gemuͤthsbewegung
deſſelben bey Erwaͤhnung der Weinvergif-
tung, ſein verfaͤngliches Leugnen und nach-
heriges Geſtaͤndniß einiger Wiſſenſchaft von
dieſer Begebenheit, endlich das pathogno-
miſche Geſtaͤndniß der That ſelbſt, laſſen
keinen Zweifel uͤbrig, daß Jnquiſit der
Zuͤrcher Weinvergifter ſey.

Jch. Dieſe Konſequenz kann nicht
paſſiren.

Er.
E 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0079" n="71"/>
charakteri&#x017F;irt hat: &#x017F;o i&#x017F;t nicht abzuleugnen,<lb/>
daß &#x017F;olche einen richtigem Vermuthungs-<lb/>
grund enthalte, daß mit Bey&#x017F;timmung der<lb/>
u&#x0364;brigen Jndizien Jnkulpait das imputirte<lb/>
Deliktum wirklich begangem habe.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Jch.</hi> Aus Reverenz gegen eine Kan-<lb/>
zelpropo&#x017F;ition, aus dem Munde des Mei-<lb/>
&#x017F;ters in der Men&#x017F;chenkumde, bleibt die&#x017F;er<lb/>
Vermuthungsgrund billig an &#x017F;einen Ort<lb/>
ge&#x017F;tellt, ohne etwas fu&#x0364;r oder wider Jnqui-<lb/>
&#x017F;iten zu ent&#x017F;cheiden.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Er.</hi> Die heftige Gemu&#x0364;thsbewegung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben bey Erwa&#x0364;hnung der Weinvergif-<lb/>
tung, &#x017F;ein verfa&#x0364;ngliches Leugnen und nach-<lb/>
heriges Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß einiger Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft von<lb/>
die&#x017F;er Begebenheit, endlich das pathogno-<lb/>
mi&#x017F;che Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß der That &#x017F;elb&#x017F;t, la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
keinen Zweifel u&#x0364;brig, daß Jnqui&#x017F;it der<lb/>
Zu&#x0364;rcher Weinvergifter &#x017F;ey.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Jch.</hi> Die&#x017F;e Kon&#x017F;equenz kann nicht<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;iren.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">E 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Er.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0079] charakteriſirt hat: ſo iſt nicht abzuleugnen, daß ſolche einen richtigem Vermuthungs- grund enthalte, daß mit Beyſtimmung der uͤbrigen Jndizien Jnkulpait das imputirte Deliktum wirklich begangem habe. Jch. Aus Reverenz gegen eine Kan- zelpropoſition, aus dem Munde des Mei- ſters in der Menſchenkumde, bleibt dieſer Vermuthungsgrund billig an ſeinen Ort geſtellt, ohne etwas fuͤr oder wider Jnqui- ſiten zu entſcheiden. Er. Die heftige Gemuͤthsbewegung deſſelben bey Erwaͤhnung der Weinvergif- tung, ſein verfaͤngliches Leugnen und nach- heriges Geſtaͤndniß einiger Wiſſenſchaft von dieſer Begebenheit, endlich das pathogno- miſche Geſtaͤndniß der That ſelbſt, laſſen keinen Zweifel uͤbrig, daß Jnquiſit der Zuͤrcher Weinvergifter ſey. Jch. Dieſe Konſequenz kann nicht paſſiren. Er. E 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/79
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/79>, abgerufen am 22.12.2024.