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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Zweytes Buch. Cap. XXX.
Abtret-
tung der
Güteren.

Die Abtrettung der Güteren ist also eine solche
Handlung/ Krafft deren ein verarmeter Schuldner seinen
Gläubigeren zu ihrer Bezahlung seine Haab und Güter
übergibt under Richterlicher Außtheilung.

Wie der
Schuldner
den Gelts-
Tag begeh-
ren soll.

Wann ein Schuldner der Schulden viel hat/ so
soll er/ damit die Abtrettung/ Haab und Guts unparthey-
isch geschehe/ und jeder Ansprecher nach seinem habenden
Rechten zur Bezahlung gelangen möge/ umb Bewilligung
eines allgemeinen. Gelt-Tags vor dem Richter bittlich an-
halten/ welcher sich dann zuvor Berichts erhohlen soll/ ob
deß Begehrenden Sachen einen Gelts-Tag erforderind/ und
wann keine Mittel/ demselben vorzukommen/ solchen ver-
günstigen/ lauth der Statt Bern Satz. fol. 208.

Wann aber nach dem Absterben eines Hauß-Vat-
ters desselben hinderlassene Weib und Kinder sein Verlas-
senschafft den Schuld-Gläubigeren in einem gemeinen Gelts-
Wie Weib
und Kinder
deß abge-
storbenen
Ehemanns
und Vat-
ters Ver-
lassenschaft
in einen
Gelts-Tag
mögind
kommen
lassen.
Tag dargeschlagen willens wurden/ so sind sie es schuldig
zu thun/ alsobald und stracks nach deß abgestorbenen Ehe-
Manns und Vatters Begräbnuß/ also daß sie sich denn-
zumahlen der Erbschafft völlig und gäntzlich entzeuhind/
derselben sich weder viel noch wenig beladind/ und solcher
Entzeuhung sich gegen dem vorgesetzten Richter mit unver-
weilter Ubergab der Schlüßlen erklärind: Wann aber
nach solchem Absterben deß Ehe-Manns oder Vatters die
Seinigen sich nicht alsobald obiger Gestalten zu Abtrettung
oder Annehmung der Erbschafft erklären könten/ auß Man-
gel gnugsamer Wüssenschafft/ was für Schulden vor-
handen/ und ob dieselben zu bezahlen Guts genug da seye
oder nicht? Jn solchem Fahl soll lauth Bernischer Gelts-
Tags-Ordnung vom 15. Febr. 1664. so hieoben im VII.
Capitel von den Testamenten handlend/ allbereit eingesetzt
ist/ verfahren werden.

Uber
Zweytes Buch. Cap. XXX.
Abtret-
tung der
Guͤteren.

Die Abtrettung der Guͤteren iſt alſo eine ſolche
Handlung/ Krafft deren ein verarmeter Schuldner ſeinen
Glaͤubigeren zu ihrer Bezahlung ſeine Haab und Guͤter
uͤbergibt under Richterlicher Außtheilung.

Wie der
Schuldner
den Gelts-
Tag begeh-
ren ſoll.

Wann ein Schuldner der Schulden viel hat/ ſo
ſoll er/ damit die Abtrettung/ Haab und Guts unparthey-
iſch geſchehe/ und jeder Anſprecher nach ſeinem habenden
Rechten zur Bezahlung gelangen moͤge/ umb Bewilligung
eines allgemeinen. Gelt-Tags vor dem Richter bittlich an-
halten/ welcher ſich dann zuvor Berichts erhohlen ſoll/ ob
deß Begehrenden Sachen einen Gelts-Tag erforderind/ und
wann keine Mittel/ demſelben vorzukommen/ ſolchen ver-
guͤnſtigen/ lauth der Statt Bern Satz. fol. 208.

Wann aber nach dem Abſterben eines Hauß-Vat-
ters deſſelben hinderlaſſene Weib und Kinder ſein Verlaſ-
ſenſchafft den Schuld-Glaͤubigeren in einem gemeinen Gelts-
Wie Weib
und Kinder
deß abge-
ſtorbenen
Ehemanns
und Vat-
ters Ver-
laſſenſchaft
in einen
Gelts-Tag
moͤgind
kommen
laſſen.
Tag dargeſchlagen willens wurden/ ſo ſind ſie es ſchuldig
zu thun/ alſobald und ſtracks nach deß abgeſtorbenen Ehe-
Manns und Vatters Begraͤbnuß/ alſo daß ſie ſich denn-
zumahlen der Erbſchafft voͤllig und gaͤntzlich entzeuhind/
derſelben ſich weder viel noch wenig beladind/ und ſolcher
Entzeuhung ſich gegen dem vorgeſetzten Richter mit unver-
weilter Ubergab der Schluͤßlen erklaͤrind: Wann aber
nach ſolchem Abſterben deß Ehe-Manns oder Vatters die
Seinigen ſich nicht alſobald obiger Geſtalten zu Abtrettung
oder Annehmung der Erbſchafft erklaͤren koͤnten/ auß Man-
gel gnugſamer Wuͤſſenſchafft/ was fuͤr Schulden vor-
handen/ und ob dieſelben zu bezahlen Guts genug da ſeye
oder nicht? Jn ſolchem Fahl ſoll lauth Berniſcher Gelts-
Tags-Ordnung vom 15. Febr. 1664. ſo hieoben im VII.
Capitel von den Teſtamenten handlend/ allbereit eingeſetzt
iſt/ verfahren werden.

Uber
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[116/0132] Zweytes Buch. Cap. XXX. Die Abtrettung der Guͤteren iſt alſo eine ſolche Handlung/ Krafft deren ein verarmeter Schuldner ſeinen Glaͤubigeren zu ihrer Bezahlung ſeine Haab und Guͤter uͤbergibt under Richterlicher Außtheilung. Wann ein Schuldner der Schulden viel hat/ ſo ſoll er/ damit die Abtrettung/ Haab und Guts unparthey- iſch geſchehe/ und jeder Anſprecher nach ſeinem habenden Rechten zur Bezahlung gelangen moͤge/ umb Bewilligung eines allgemeinen. Gelt-Tags vor dem Richter bittlich an- halten/ welcher ſich dann zuvor Berichts erhohlen ſoll/ ob deß Begehrenden Sachen einen Gelts-Tag erforderind/ und wann keine Mittel/ demſelben vorzukommen/ ſolchen ver- guͤnſtigen/ lauth der Statt Bern Satz. fol. 208. Wann aber nach dem Abſterben eines Hauß-Vat- ters deſſelben hinderlaſſene Weib und Kinder ſein Verlaſ- ſenſchafft den Schuld-Glaͤubigeren in einem gemeinen Gelts- Tag dargeſchlagen willens wurden/ ſo ſind ſie es ſchuldig zu thun/ alſobald und ſtracks nach deß abgeſtorbenen Ehe- Manns und Vatters Begraͤbnuß/ alſo daß ſie ſich denn- zumahlen der Erbſchafft voͤllig und gaͤntzlich entzeuhind/ derſelben ſich weder viel noch wenig beladind/ und ſolcher Entzeuhung ſich gegen dem vorgeſetzten Richter mit unver- weilter Ubergab der Schluͤßlen erklaͤrind: Wann aber nach ſolchem Abſterben deß Ehe-Manns oder Vatters die Seinigen ſich nicht alſobald obiger Geſtalten zu Abtrettung oder Annehmung der Erbſchafft erklaͤren koͤnten/ auß Man- gel gnugſamer Wuͤſſenſchafft/ was fuͤr Schulden vor- handen/ und ob dieſelben zu bezahlen Guts genug da ſeye oder nicht? Jn ſolchem Fahl ſoll lauth Berniſcher Gelts- Tags-Ordnung vom 15. Febr. 1664. ſo hieoben im VII. Capitel von den Teſtamenten handlend/ allbereit eingeſetzt iſt/ verfahren werden. Wie Weib und Kinder deß abge- ſtorbenen Ehemanns und Vat- ters Ver- laſſenſchaft in einen Gelts-Tag moͤgind kommen laſſen. Uber

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/132>, abgerufen am 21.11.2024.