Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Cap. V.
fordert/ und hiemit der Richter über Civil-Sachen ledig-
lich zu urtheilen hat/ ob Gsatzmässig bewiesen seye oder
nicht? Da auf den ersteren Fahl die Behaubtung/ und
auf den anderen der Verlurst der streitigen Sach erfol-
get.

Wann aber ein Sach dermassen wichtig/ daß der
Rahts-Be-
gehren der
Fürspre-
chen wie es
geschehen
solle.
einten Parthey Fürsprech/ wann er umb seine Urtheil ge-
fragt/ der übrigen Grichts-Sessen Raths begehrt/ so
soll der Richter ihme Rahts zupflegen erlauben: Auf wel-
ches die Grichts-Sessen zusammen trätten/ und durch den/
so umb die Urtheil vom Richter angefragt/ umgefragt
wird: Wann sie dann all ihr Urtheil gegeben/ soll jeder
widerumb an sein Orth sitzen/ demnach der angefragt (nach-
deme es ihme durch den Richter erlaubt) die Urtheil of-
fentlich außsprechen/ oder wann die Gricht-Sässen sich in
der Urtheil getheilt/ die Urtheil eröffnen/ deren er Bey-
fahl gethan: Darauf soll das Mehr gemacht/ und (so
die Urtheil innstaht) durch den Richter das Mehr entschei-
den werden. Statt Bern Satz. fol. 192.

Der undenligenden Parthey staht frey/ nach auß-
gesprochener und angehörter Urtheil dieselbige zu Appel-
Appella-
tions-

Recht.
lieren/ und zwar in der Statt Bern zu dreyen Instantzen/
als. 1. Vor Gricht. 2. Vor der Appellation-Cam-
mer. 3. Vor den Grossen Rath der zweyhunderten/ als
die Hoche Lands-Oberkeit. Auff der Landschafft aber zu
vier Instantzen/ als. 1. Vor dem Under-Gricht. 2. Vor
dem Ampts-Mann. 3. Vor der Appellation-Cammer/
und 4. vor gedachtem Grossen Rath der zweyhunderten:
Da dann die Ampt-Leuth mit zuthun der Grichts-Ge-
schwornen biß auf fünfftzig Pfund absolute (jedoch Herr-
schafft-und Lehens-Rechte/ Boden Zinsen und Zehndens
Gerechtigkeiten vorbehalten) abzusprechen habend: Laut

Ober-

Viertes Buch. Cap. V.
fordert/ und hiemit der Richter uͤber Civil-Sachen ledig-
lich zu urtheilen hat/ ob Gſatzmaͤſſig bewieſen ſeye oder
nicht? Da auf den erſteren Fahl die Behaubtung/ und
auf den anderen der Verlurſt der ſtreitigen Sach erfol-
get.

Wann aber ein Sach dermaſſen wichtig/ daß der
Rahts-Be-
gehren der
Fuͤrſpre-
chen wie es
geſchehen
ſolle.
einten Parthey Fuͤrſprech/ wann er umb ſeine Urtheil ge-
fragt/ der uͤbrigen Grichts-Seſſen Raths begehrt/ ſo
ſoll der Richter ihme Rahts zupflegen erlauben: Auf wel-
ches die Grichts-Seſſen zuſammen traͤtten/ und durch den/
ſo umb die Urtheil vom Richter angefragt/ umgefragt
wird: Wann ſie dann all ihr Urtheil gegeben/ ſoll jeder
widerumb an ſein Orth ſitzen/ demnach der angefragt (nach-
deme es ihme durch den Richter erlaubt) die Urtheil of-
fentlich außſprechen/ oder wann die Gricht-Saͤſſen ſich in
der Urtheil getheilt/ die Urtheil eroͤffnen/ deren er Bey-
fahl gethan: Darauf ſoll das Mehr gemacht/ und (ſo
die Urtheil innſtaht) durch den Richter das Mehr entſchei-
den werden. Statt Bern Satz. fol. 192.

Der undenligenden Parthey ſtaht frey/ nach auß-
geſprochener und angehoͤrter Urtheil dieſelbige zu Appel-
Appella-
tions-

Recht.
lieren/ und zwar in der Statt Bern zu dreyen Inſtantzen/
als. 1. Vor Gricht. 2. Vor der Appellation-Cam-
mer. 3. Vor den Groſſen Rath der zweyhunderten/ als
die Hoche Lands-Oberkeit. Auff der Landſchafft aber zu
vier Inſtantzen/ als. 1. Vor dem Under-Gricht. 2. Vor
dem Ampts-Mann. 3. Vor der Appellation-Cammer/
und 4. vor gedachtem Groſſen Rath der zweyhunderten:
Da dann die Ampt-Leuth mit zuthun der Grichts-Ge-
ſchwornen biß auf fuͤnfftzig Pfund abſolutè (jedoch Herꝛ-
ſchafft-und Lehens-Rechte/ Boden Zinſen und Zehndens
Gerechtigkeiten vorbehalten) abzuſprechen habend: Laut

Ober-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0212" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Cap. <hi rendition="#aq">V.</hi></hi></fw><lb/>
fordert/ und hiemit der Richter u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Civil-</hi>Sachen ledig-<lb/>
lich zu urtheilen hat/ ob G&#x017F;atzma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig bewie&#x017F;en &#x017F;eye oder<lb/>
nicht? Da auf den er&#x017F;teren Fahl die Behaubtung/ und<lb/>
auf den anderen der Verlur&#x017F;t der &#x017F;treitigen Sach erfol-<lb/>
get.</p><lb/>
          <p>Wann aber ein Sach derma&#x017F;&#x017F;en wichtig/ daß der<lb/><note place="left">Rahts-Be-<lb/>
gehren der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;pre-<lb/>
chen wie es<lb/>
ge&#x017F;chehen<lb/>
&#x017F;olle.</note>einten Parthey Fu&#x0364;r&#x017F;prech/ wann er umb &#x017F;eine Urtheil ge-<lb/>
fragt/ der u&#x0364;brigen Grichts-Se&#x017F;&#x017F;en Raths begehrt/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;oll der Richter ihme Rahts zupflegen erlauben: Auf wel-<lb/>
ches die Grichts-Se&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;ammen tra&#x0364;tten/ und durch den/<lb/>
&#x017F;o umb die Urtheil vom Richter angefragt/ umgefragt<lb/>
wird: Wann &#x017F;ie dann all ihr Urtheil gegeben/ &#x017F;oll jeder<lb/>
widerumb an &#x017F;ein Orth &#x017F;itzen/ demnach der angefragt (nach-<lb/>
deme es ihme durch den Richter erlaubt) die Urtheil of-<lb/>
fentlich auß&#x017F;prechen/ oder wann die Gricht-Sa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich in<lb/>
der Urtheil getheilt/ die Urtheil ero&#x0364;ffnen/ deren er Bey-<lb/>
fahl gethan: Darauf &#x017F;oll das Mehr gemacht/ und (&#x017F;o<lb/>
die Urtheil inn&#x017F;taht) durch den Richter das Mehr ent&#x017F;chei-<lb/>
den werden. Statt Bern Satz. <hi rendition="#aq">fol.</hi> 192.</p><lb/>
          <p>Der undenligenden Parthey &#x017F;taht frey/ nach auß-<lb/>
ge&#x017F;prochener und angeho&#x0364;rter Urtheil die&#x017F;elbige zu <hi rendition="#aq">Appel-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Appella-<lb/>
tions-</hi><lb/>
Recht.</note><hi rendition="#aq">lie</hi>ren/ und zwar in der Statt Bern zu dreyen <hi rendition="#aq">In&#x017F;tantzen/</hi><lb/>
als. 1. Vor Gricht. 2. Vor der <hi rendition="#aq">Appellation-</hi>Cam-<lb/>
mer. 3. Vor den Gro&#x017F;&#x017F;en Rath der zweyhunderten/ als<lb/>
die Hoche Lands-Oberkeit. Auff der Land&#x017F;chafft aber zu<lb/>
vier <hi rendition="#aq">In&#x017F;tan</hi>tzen/ als. 1. Vor dem Under-Gricht. 2. Vor<lb/>
dem Ampts-Mann. 3. Vor der <hi rendition="#aq">Appellation-</hi>Cammer/<lb/>
und 4. vor gedachtem Gro&#x017F;&#x017F;en Rath der zweyhunderten:<lb/>
Da dann die Ampt-Leuth mit zuthun der Grichts-Ge-<lb/>
&#x017F;chwornen biß auf fu&#x0364;nfftzig Pfund <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olutè</hi> (jedoch Her&#xA75B;-<lb/>
&#x017F;chafft-und Lehens-Rechte/ Boden Zin&#x017F;en und Zehndens<lb/>
Gerechtigkeiten vorbehalten) abzu&#x017F;prechen habend: Laut<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ober-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0212] Viertes Buch. Cap. V. fordert/ und hiemit der Richter uͤber Civil-Sachen ledig- lich zu urtheilen hat/ ob Gſatzmaͤſſig bewieſen ſeye oder nicht? Da auf den erſteren Fahl die Behaubtung/ und auf den anderen der Verlurſt der ſtreitigen Sach erfol- get. Wann aber ein Sach dermaſſen wichtig/ daß der einten Parthey Fuͤrſprech/ wann er umb ſeine Urtheil ge- fragt/ der uͤbrigen Grichts-Seſſen Raths begehrt/ ſo ſoll der Richter ihme Rahts zupflegen erlauben: Auf wel- ches die Grichts-Seſſen zuſammen traͤtten/ und durch den/ ſo umb die Urtheil vom Richter angefragt/ umgefragt wird: Wann ſie dann all ihr Urtheil gegeben/ ſoll jeder widerumb an ſein Orth ſitzen/ demnach der angefragt (nach- deme es ihme durch den Richter erlaubt) die Urtheil of- fentlich außſprechen/ oder wann die Gricht-Saͤſſen ſich in der Urtheil getheilt/ die Urtheil eroͤffnen/ deren er Bey- fahl gethan: Darauf ſoll das Mehr gemacht/ und (ſo die Urtheil innſtaht) durch den Richter das Mehr entſchei- den werden. Statt Bern Satz. fol. 192. Rahts-Be- gehren der Fuͤrſpre- chen wie es geſchehen ſolle. Der undenligenden Parthey ſtaht frey/ nach auß- geſprochener und angehoͤrter Urtheil dieſelbige zu Appel- lieren/ und zwar in der Statt Bern zu dreyen Inſtantzen/ als. 1. Vor Gricht. 2. Vor der Appellation-Cam- mer. 3. Vor den Groſſen Rath der zweyhunderten/ als die Hoche Lands-Oberkeit. Auff der Landſchafft aber zu vier Inſtantzen/ als. 1. Vor dem Under-Gricht. 2. Vor dem Ampts-Mann. 3. Vor der Appellation-Cammer/ und 4. vor gedachtem Groſſen Rath der zweyhunderten: Da dann die Ampt-Leuth mit zuthun der Grichts-Ge- ſchwornen biß auf fuͤnfftzig Pfund abſolutè (jedoch Herꝛ- ſchafft-und Lehens-Rechte/ Boden Zinſen und Zehndens Gerechtigkeiten vorbehalten) abzuſprechen habend: Laut Ober- Appella- tions- Recht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/212
Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/212>, abgerufen am 18.05.2024.