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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Erstes Buch Cap. IV.

Derwegen soll keinem Menschen geziemen/ von dem
andern eigenes Gewalts/ auß was Ursach es immer wäre/
sich zu söndern. Chor-Gricht Satz. fol. 12. Sondern
ob ein Ehemensch gnugsamme Ursachen zur Scheidung zu
haben vermeinte/ soll es für die Ehe-Richter kehren/ und
Wie dar-
mit zu ver-
fahren.
ihrer Erkanntnuß darumb erwarten: Ibid. fol. 14. Die
Ehe-Richter dann sollen mit der Ehe-Scheidung nicht ei-
len/ sondern dieselbe mittelst Ab-und Zuruckweisung je-
doch nicht über einen Monat lang aufhalten/ damit in
mittelst an wieder Versöhnung der Ehe-Leuthen gearbeitet
werde: So aber alles das versucht/ was zu Wendung der
Scheidung zuversuchen ist/ und die Versühnung dannoch
nicht statt haben möchte/ so sollen dieselben nach gründli-
cher Erdaurung aller Umbständen/ Anlasses/ und Ursachen/
es seye durch Kundtschafft/ oder andere fügliche Mittel/
je nach befundener Gestalt der Sach bey guter Gewüssne/
und nach Vorsichtigkeit erkennen/ was sie Göttlich/ Ehr-
bar und billich seyn bedunckt/ und ohne wichtige tringen-
de und gnugsamme Ursachen niemand scheiden. Chorgr.
Satz. fol. 13. 14.

Ursachen
zur Ehe-
Scheidung.

Volgendes sind die gnugsamme Ursachen/ umb wel-
cheren willen die Ehe-Scheidung Statt und Platz hat.

Erstlich so ein Ehemensch das ander mit offnem Ehe-
bruch übersicht/ ohne deß andern Schuld und Ursach/ und
der vor dem Ehe-Gericht mit offener gnugsammer Kund-
Ehebruch.schafft/ wie man ander Sachen nach der Statt Bern Rech-
ten erweisen soll/ erfunden und erwiesen/ wie recht ist/
oder an offner That so gebärdlich und argwöhnig funden
wird/ daß die That mit keiner Gestalt der Warheit mag
verläugnet werden. Chorgr. Satz. fol. 14.

Zwey-
Erſtes Buch Cap. IV.

Derwegen ſoll keinem Menſchen geziemen/ von dem
andern eigenes Gewalts/ auß was Urſach es immer waͤre/
ſich zu ſoͤndern. Chor-Gricht Satz. fol. 12. Sondern
ob ein Ehemenſch gnugſamme Urſachen zur Scheidung zu
haben vermeinte/ ſoll es fuͤr die Ehe-Richter kehren/ und
Wie dar-
mit zu ver-
fahren.
ihrer Erkanntnuß darumb erwarten: Ibid. fol. 14. Die
Ehe-Richter dann ſollen mit der Ehe-Scheidung nicht ei-
len/ ſondern dieſelbe mittelſt Ab-und Zuruckweiſung je-
doch nicht uͤber einen Monat lang aufhalten/ damit in
mittelſt an wieder Verſoͤhnung der Ehe-Leuthen gearbeitet
werde: So aber alles das verſucht/ was zu Wendung der
Scheidung zuverſuchen iſt/ und die Verſuͤhnung dannoch
nicht ſtatt haben moͤchte/ ſo ſollen dieſelben nach gruͤndli-
cher Erdaurung aller Umbſtaͤnden/ Anlaſſes/ und Urſachen/
es ſeye durch Kundtſchafft/ oder andere fuͤgliche Mittel/
je nach befundener Geſtalt der Sach bey guter Gewuͤſſne/
und nach Vorſichtigkeit erkennen/ was ſie Goͤttlich/ Ehr-
bar und billich ſeyn bedunckt/ und ohne wichtige tringen-
de und gnugſamme Urſachen niemand ſcheiden. Chorgr.
Satz. fol. 13. 14.

Urſachen
zur Ehe-
Scheidung.

Volgendes ſind die gnugſamme Urſachen/ umb wel-
cheren willen die Ehe-Scheidung Statt und Platz hat.

Erſtlich ſo ein Ehemenſch das ander mit offnem Ehe-
bruch uͤberſicht/ ohne deß andern Schuld und Urſach/ und
der vor dem Ehe-Gericht mit offener gnugſammer Kund-
Ehebruch.ſchafft/ wie man ander Sachen nach der Statt Bern Rech-
ten erweiſen ſoll/ erfunden und erwieſen/ wie recht iſt/
oder an offner That ſo gebaͤrdlich und argwoͤhnig funden
wird/ daß die That mit keiner Geſtalt der Warheit mag
verlaͤugnet werden. Chorgr. Satz. fol. 14.

Zwey-
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[16/0032] Erſtes Buch Cap. IV. Derwegen ſoll keinem Menſchen geziemen/ von dem andern eigenes Gewalts/ auß was Urſach es immer waͤre/ ſich zu ſoͤndern. Chor-Gricht Satz. fol. 12. Sondern ob ein Ehemenſch gnugſamme Urſachen zur Scheidung zu haben vermeinte/ ſoll es fuͤr die Ehe-Richter kehren/ und ihrer Erkanntnuß darumb erwarten: Ibid. fol. 14. Die Ehe-Richter dann ſollen mit der Ehe-Scheidung nicht ei- len/ ſondern dieſelbe mittelſt Ab-und Zuruckweiſung je- doch nicht uͤber einen Monat lang aufhalten/ damit in mittelſt an wieder Verſoͤhnung der Ehe-Leuthen gearbeitet werde: So aber alles das verſucht/ was zu Wendung der Scheidung zuverſuchen iſt/ und die Verſuͤhnung dannoch nicht ſtatt haben moͤchte/ ſo ſollen dieſelben nach gruͤndli- cher Erdaurung aller Umbſtaͤnden/ Anlaſſes/ und Urſachen/ es ſeye durch Kundtſchafft/ oder andere fuͤgliche Mittel/ je nach befundener Geſtalt der Sach bey guter Gewuͤſſne/ und nach Vorſichtigkeit erkennen/ was ſie Goͤttlich/ Ehr- bar und billich ſeyn bedunckt/ und ohne wichtige tringen- de und gnugſamme Urſachen niemand ſcheiden. Chorgr. Satz. fol. 13. 14. Wie dar- mit zu ver- fahren. Volgendes ſind die gnugſamme Urſachen/ umb wel- cheren willen die Ehe-Scheidung Statt und Platz hat. Erſtlich ſo ein Ehemenſch das ander mit offnem Ehe- bruch uͤberſicht/ ohne deß andern Schuld und Urſach/ und der vor dem Ehe-Gericht mit offener gnugſammer Kund- ſchafft/ wie man ander Sachen nach der Statt Bern Rech- ten erweiſen ſoll/ erfunden und erwieſen/ wie recht iſt/ oder an offner That ſo gebaͤrdlich und argwoͤhnig funden wird/ daß die That mit keiner Geſtalt der Warheit mag verlaͤugnet werden. Chorgr. Satz. fol. 14. Ehebruch. Zwey-

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/32>, abgerufen am 05.05.2024.