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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Recht der Menschen zu allerhand Sachen.
Erdreich under |das Eigenthumbs-Recht/ zumahlen die
Billichkeit den Entscheid gabe/ daß der Embsige das Suck
Erdreich so er durch seine Mühsamme Arbeit zu guter Frucht-
barkeit gebracht/ ihme von anderen/ so keine Arbeit daran
verwendet/ nicht vorgenutzet noch abgedrungen wurde/
sondern jedem das jenige Stuck eigenthumblich verbleibe/
darauf seine Arbeit gleichsamb verpfändet stunde; Die-
weilen aber die verderbte Natur der Menschen sich gar sel-
ten die Billichkeit zur Vorschrifft ihres Verhalts dienen
laßt/ sondern allerhand ungestümme Affecten und Begier-
den/ so sie gleich einem ungezäumten Pferdt in allerhand
Jrrwegen schnell dahin reissen/ über sie herrschen lassen/ dan-
nenhar unfehlbar böse gewaltthätige Menschen öffters ihrem
Nebend-Menschen in dieserem Zustand das mit ihrem sau-
ren Schweiß Eroberte abzudringen wurden understanden
haben/ thate derowegen die Vernunfft einrathen/ solchem
besorgenden unbillichen Gewalt Wiederstand zusuchen/ und
sonnen zu dem Endzweck hin das Mittel auß/ sich in Ge-
sellschafften zusammen zuverbinden und die Klügsten under
sich zu Regenten und Beschützer vorzusetzen/ welche mit
unabgesetzter Sorgfalt beschäfftiget seyn solten/ daß ein
jeder seines Eigenthumbs rühig geniessen/ und vor unbilli-
chem Gewalt gesichcret bleiben möge; Diß sey im Vor-
beygang geredt vom Anfang aller Sachen:

Daß solches also hargangen seye/ ist aussert allem
Zweifel/ zumahlen man noch heutiges Tags under der
Menschlichen Gesellschafft Sachen sicht von underschied-
licher Natur, derer die Einten noch zimblich ähnlich sind
dem Erstern Zustand/ wie sie vor entstandenem Eigen-
thumbs-Recht gsin/ andere aber die Einten mehr/ die An-
deren minder darvon abgewichen: Derowegen die Rechts-
Gelehrten gemeiniglich diesere Haupt-Eintheilung aller Sa-

chen
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Recht der Menſchen zu allerhand Sachen.
Erdreich under |das Eigenthumbs-Recht/ zumahlen die
Billichkeit den Entſcheid gabe/ daß der Embſige das Suck
Erdreich ſo er durch ſeine Muͤhſamme Arbeit zu guter Frucht-
barkeit gebracht/ ihme von anderen/ ſo keine Arbeit daran
verwendet/ nicht vorgenutzet noch abgedrungen wurde/
ſondern jedem das jenige Stuck eigenthumblich verbleibe/
darauf ſeine Arbeit gleichſamb verpfaͤndet ſtunde; Die-
weilen aber die verderbte Natur der Menſchen ſich gar ſel-
ten die Billichkeit zur Vorſchrifft ihres Verhalts dienen
laßt/ ſondern allerhand ungeſtuͤmme Affecten und Begier-
den/ ſo ſie gleich einem ungezaͤumten Pferdt in allerhand
Jrꝛwegen ſchnell dahin reiſſen/ uͤber ſie herꝛſchen laſſen/ dan-
nenhar unfehlbar boͤſe gewaltthaͤtige Menſchen oͤffters ihrem
Nebend-Menſchen in dieſerem Zuſtand das mit ihrem ſau-
ren Schweiß Eroberte abzudringen wurden underſtanden
haben/ thate derowegen die Vernunfft einrathen/ ſolchem
beſorgenden unbillichen Gewalt Wiederſtand zuſuchen/ und
ſonnen zu dem Endzweck hin das Mittel auß/ ſich in Ge-
ſellſchafften zuſammen zuverbinden und die Kluͤgſten under
ſich zu Regenten und Beſchuͤtzer vorzuſetzen/ welche mit
unabgeſetzter Sorgfalt beſchaͤfftiget ſeyn ſolten/ daß ein
jeder ſeines Eigenthumbs ruͤhig genieſſen/ und vor unbilli-
chem Gewalt geſichcret bleiben moͤge; Diß ſey im Vor-
beygang geredt vom Anfang aller Sachen:

Daß ſolches alſo hargangen ſeye/ iſt auſſert allem
Zweifel/ zumahlen man noch heutiges Tags under der
Menſchlichen Geſellſchafft Sachen ſicht von underſchied-
licher Natur, derer die Einten noch zimblich aͤhnlich ſind
dem Erſtern Zuſtand/ wie ſie vor entſtandenem Eigen-
thumbs-Recht gſin/ andere aber die Einten mehr/ die An-
deren minder darvon abgewichen: Derowegen die Rechts-
Gelehrten gemeiniglich dieſere Haupt-Eintheilung aller Sa-

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[37/0053] Recht der Menſchen zu allerhand Sachen. Erdreich under |das Eigenthumbs-Recht/ zumahlen die Billichkeit den Entſcheid gabe/ daß der Embſige das Suck Erdreich ſo er durch ſeine Muͤhſamme Arbeit zu guter Frucht- barkeit gebracht/ ihme von anderen/ ſo keine Arbeit daran verwendet/ nicht vorgenutzet noch abgedrungen wurde/ ſondern jedem das jenige Stuck eigenthumblich verbleibe/ darauf ſeine Arbeit gleichſamb verpfaͤndet ſtunde; Die- weilen aber die verderbte Natur der Menſchen ſich gar ſel- ten die Billichkeit zur Vorſchrifft ihres Verhalts dienen laßt/ ſondern allerhand ungeſtuͤmme Affecten und Begier- den/ ſo ſie gleich einem ungezaͤumten Pferdt in allerhand Jrꝛwegen ſchnell dahin reiſſen/ uͤber ſie herꝛſchen laſſen/ dan- nenhar unfehlbar boͤſe gewaltthaͤtige Menſchen oͤffters ihrem Nebend-Menſchen in dieſerem Zuſtand das mit ihrem ſau- ren Schweiß Eroberte abzudringen wurden underſtanden haben/ thate derowegen die Vernunfft einrathen/ ſolchem beſorgenden unbillichen Gewalt Wiederſtand zuſuchen/ und ſonnen zu dem Endzweck hin das Mittel auß/ ſich in Ge- ſellſchafften zuſammen zuverbinden und die Kluͤgſten under ſich zu Regenten und Beſchuͤtzer vorzuſetzen/ welche mit unabgeſetzter Sorgfalt beſchaͤfftiget ſeyn ſolten/ daß ein jeder ſeines Eigenthumbs ruͤhig genieſſen/ und vor unbilli- chem Gewalt geſichcret bleiben moͤge; Diß ſey im Vor- beygang geredt vom Anfang aller Sachen: Daß ſolches alſo hargangen ſeye/ iſt auſſert allem Zweifel/ zumahlen man noch heutiges Tags under der Menſchlichen Geſellſchafft Sachen ſicht von underſchied- licher Natur, derer die Einten noch zimblich aͤhnlich ſind dem Erſtern Zuſtand/ wie ſie vor entſtandenem Eigen- thumbs-Recht gſin/ andere aber die Einten mehr/ die An- deren minder darvon abgewichen: Derowegen die Rechts- Gelehrten gemeiniglich dieſere Haupt-Eintheilung aller Sa- chen E 3

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/53>, abgerufen am 22.11.2024.