Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Erbschafften ohne Testam. und Theil.
Leibs-Nothdurfft bedörffte/ und eine Oberkeit dasselbig
erkennen möchtend: Alsdann mag er seiner Kindern Müt-
terlich Gut wol auch angreiffen/ und sein Noth darmit
verstellen nach dero Erkanntnuß: Wäre es aber Sach/
daß der Vatter liederlich Hauß hielte/ inmassen die Kinder
und dero Gefreundete Verlurst Mütterlichen Guts zubesor-
gen hätten/ so mögen die Kind mit Hülff und Rath ihrer
nächsten Gefreundeten/ oder auch Fahls die Kinder un-
der den Jahren wären/ sie die Verwanten selbs auf einJn wel-
chem Fahl
er es zu-
versicheren.

Versicherung deß Mütterlichen Guts tringen: Wurde
dann dasselbig durch den Vatter nach Nohtdurfft versiche-
ret/ so soll es dannethin in seinem Gwalt verbleiben/ also
daß er es nutzen mag/ doch unvertreiblichen Haupt-GutsOder
hinauß zu-
geben schul-
dig.

als obsteht: Wurde er aber solche Versicherung zu geben
nicht vermögen/ so soll er demnach solches seiner Kinderen
Mütterlich Gut hinauß zugeben schuldig seyn/ jedoch soll
ihme in solchem Fahl die Jährliche Nutzung deß Haupt-
Guts gefolgen. Statt Bern Satz. fol. 120.

Wann demnach der Vatter nach seiner Ehe-FrauenErb-Recht
der Kinde-
ren auß
mehr dann
einer Ehe.

Ableiben andere Eheliche Kind überkommt/ und also mehr
dann einerley Kind ihne überleben/ so sollen nach seinem
Abgang jederley Eheliche Kinder ihr Mütterlich Gut von
dannen zu ihren handen nehmen/ und demnach alle seine
Ehelichen Kind in seinem verlassenen Theil gleichlich zu
Theil gehn/ es seye dann Sach/ daß der Vatter Ver-
heissungen oder Vergabungen gethan/ oder ein Ordnung
und Testament nach der Statt Recht gemacht hätte/ dar-
bey es dennzmahlen sein verbleiben hat. Statt Bern
Satz. fol. 124.

So ein Vatter oder Mutter Eheliche Kinder/ und
darzu Kinds-Kinder nach ihrem Hinscheid verlassen/ so
erben die Kinds-Kinder an statt ihrer abgestorbenen Vät-

teren
K 2

Von Erbſchafften ohne Teſtam. und Theil.
Leibs-Nothdurfft bedoͤrffte/ und eine Oberkeit daſſelbig
erkennen moͤchtend: Alsdann mag er ſeiner Kindern Muͤt-
terlich Gut wol auch angreiffen/ und ſein Noth darmit
verſtellen nach dero Erkanntnuß: Waͤre es aber Sach/
daß der Vatter liederlich Hauß hielte/ inmaſſen die Kinder
und dero Gefreundete Verlurſt Muͤtterlichen Guts zubeſor-
gen haͤtten/ ſo moͤgen die Kind mit Huͤlff und Rath ihrer
naͤchſten Gefreundeten/ oder auch Fahls die Kinder un-
der den Jahren waͤren/ ſie die Verwanten ſelbs auf einJn wel-
chem Fahl
er es zu-
verſicheren.

Verſicherung deß Muͤtterlichen Guts tringen: Wurde
dann daſſelbig durch den Vatter nach Nohtdurfft verſiche-
ret/ ſo ſoll es dannethin in ſeinem Gwalt verbleiben/ alſo
daß er es nutzen mag/ doch unvertreiblichen Haupt-GutsOder
hinauß zu-
geben ſchul-
dig.

als obſteht: Wurde er aber ſolche Verſicherung zu geben
nicht vermoͤgen/ ſo ſoll er demnach ſolches ſeiner Kinderen
Muͤtterlich Gut hinauß zugeben ſchuldig ſeyn/ jedoch ſoll
ihme in ſolchem Fahl die Jaͤhrliche Nutzung deß Haupt-
Guts gefolgen. Statt Bern Satz. fol. 120.

Wann demnach der Vatter nach ſeiner Ehe-FrauenErb-Recht
der Kinde-
ren auß
mehr dann
einer Ehe.

Ableiben andere Eheliche Kind uͤberkommt/ und alſo mehr
dann einerley Kind ihne uͤberleben/ ſo ſollen nach ſeinem
Abgang jederley Eheliche Kinder ihr Muͤtterlich Gut von
dannen zu ihren handen nehmen/ und demnach alle ſeine
Ehelichen Kind in ſeinem verlaſſenen Theil gleichlich zu
Theil gehn/ es ſeye dann Sach/ daß der Vatter Ver-
heiſſungen oder Vergabungen gethan/ oder ein Ordnung
und Teſtament nach der Statt Recht gemacht haͤtte/ dar-
bey es dennzmahlen ſein verbleiben hat. Statt Bern
Satz. fol. 124.

So ein Vatter oder Mutter Eheliche Kinder/ und
darzu Kinds-Kinder nach ihrem Hinſcheid verlaſſen/ ſo
erben die Kinds-Kinder an ſtatt ihrer abgeſtorbenen Vaͤt-

teren
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0091" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Erb&#x017F;chafften ohne Te&#x017F;tam. und Theil.</hi></fw><lb/>
Leibs-Nothdurfft bedo&#x0364;rffte/ und eine Oberkeit da&#x017F;&#x017F;elbig<lb/>
erkennen mo&#x0364;chtend: Alsdann mag er &#x017F;einer Kindern Mu&#x0364;t-<lb/>
terlich Gut wol auch angreiffen/ und &#x017F;ein Noth darmit<lb/>
ver&#x017F;tellen nach dero Erkanntnuß: Wa&#x0364;re es aber Sach/<lb/>
daß der Vatter liederlich Hauß hielte/ inma&#x017F;&#x017F;en die Kinder<lb/>
und dero Gefreundete Verlur&#x017F;t Mu&#x0364;tterlichen Guts zube&#x017F;or-<lb/>
gen ha&#x0364;tten/ &#x017F;o mo&#x0364;gen die Kind mit Hu&#x0364;lff und Rath ihrer<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Gefreundeten/ oder auch Fahls die Kinder un-<lb/>
der den Jahren wa&#x0364;ren/ &#x017F;ie die Verwanten &#x017F;elbs auf ein<note place="right">Jn wel-<lb/>
chem Fahl<lb/>
er es zu-<lb/>
ver&#x017F;icheren.</note><lb/>
Ver&#x017F;icherung deß Mu&#x0364;tterlichen Guts tringen: Wurde<lb/>
dann da&#x017F;&#x017F;elbig durch den Vatter nach Nohtdurfft ver&#x017F;iche-<lb/>
ret/ &#x017F;o &#x017F;oll es dannethin in &#x017F;einem Gwalt verbleiben/ al&#x017F;o<lb/>
daß er es nutzen mag/ doch unvertreiblichen Haupt-Guts<note place="right">Oder<lb/>
hinauß zu-<lb/>
geben &#x017F;chul-<lb/>
dig.</note><lb/>
als ob&#x017F;teht: Wurde er aber &#x017F;olche Ver&#x017F;icherung zu geben<lb/>
nicht vermo&#x0364;gen/ &#x017F;o &#x017F;oll er demnach &#x017F;olches &#x017F;einer Kinderen<lb/>
Mu&#x0364;tterlich Gut hinauß zugeben &#x017F;chuldig &#x017F;eyn/ jedoch &#x017F;oll<lb/>
ihme in &#x017F;olchem Fahl die Ja&#x0364;hrliche Nutzung deß Haupt-<lb/>
Guts gefolgen. Statt Bern Satz. <hi rendition="#aq">fol. 120.</hi></p><lb/>
          <p>Wann demnach der Vatter nach &#x017F;einer Ehe-Frauen<note place="right">Erb-Recht<lb/>
der Kinde-<lb/>
ren auß<lb/>
mehr dann<lb/>
einer Ehe.</note><lb/>
Ableiben andere Eheliche Kind u&#x0364;berkommt/ und al&#x017F;o mehr<lb/>
dann einerley Kind ihne u&#x0364;berleben/ &#x017F;o &#x017F;ollen nach &#x017F;einem<lb/>
Abgang jederley Eheliche Kinder ihr Mu&#x0364;tterlich Gut von<lb/>
dannen zu ihren handen nehmen/ und demnach alle &#x017F;eine<lb/>
Ehelichen Kind in &#x017F;einem verla&#x017F;&#x017F;enen Theil gleichlich zu<lb/>
Theil gehn/ es &#x017F;eye dann Sach/ daß der Vatter Ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;ungen oder Vergabungen gethan/ oder ein Ordnung<lb/>
und <hi rendition="#aq">Te&#x017F;tament</hi> nach der Statt Recht gemacht ha&#x0364;tte/ dar-<lb/>
bey es dennzmahlen &#x017F;ein verbleiben hat. Statt Bern<lb/>
Satz. <hi rendition="#aq">fol. 124.</hi></p><lb/>
          <p>So ein Vatter oder Mutter Eheliche Kinder/ und<lb/>
darzu Kinds-Kinder nach ihrem Hin&#x017F;cheid verla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o<lb/>
erben die Kinds-Kinder an &#x017F;tatt ihrer abge&#x017F;torbenen Va&#x0364;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">teren</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0091] Von Erbſchafften ohne Teſtam. und Theil. Leibs-Nothdurfft bedoͤrffte/ und eine Oberkeit daſſelbig erkennen moͤchtend: Alsdann mag er ſeiner Kindern Muͤt- terlich Gut wol auch angreiffen/ und ſein Noth darmit verſtellen nach dero Erkanntnuß: Waͤre es aber Sach/ daß der Vatter liederlich Hauß hielte/ inmaſſen die Kinder und dero Gefreundete Verlurſt Muͤtterlichen Guts zubeſor- gen haͤtten/ ſo moͤgen die Kind mit Huͤlff und Rath ihrer naͤchſten Gefreundeten/ oder auch Fahls die Kinder un- der den Jahren waͤren/ ſie die Verwanten ſelbs auf ein Verſicherung deß Muͤtterlichen Guts tringen: Wurde dann daſſelbig durch den Vatter nach Nohtdurfft verſiche- ret/ ſo ſoll es dannethin in ſeinem Gwalt verbleiben/ alſo daß er es nutzen mag/ doch unvertreiblichen Haupt-Guts als obſteht: Wurde er aber ſolche Verſicherung zu geben nicht vermoͤgen/ ſo ſoll er demnach ſolches ſeiner Kinderen Muͤtterlich Gut hinauß zugeben ſchuldig ſeyn/ jedoch ſoll ihme in ſolchem Fahl die Jaͤhrliche Nutzung deß Haupt- Guts gefolgen. Statt Bern Satz. fol. 120. Jn wel- chem Fahl er es zu- verſicheren. Oder hinauß zu- geben ſchul- dig. Wann demnach der Vatter nach ſeiner Ehe-Frauen Ableiben andere Eheliche Kind uͤberkommt/ und alſo mehr dann einerley Kind ihne uͤberleben/ ſo ſollen nach ſeinem Abgang jederley Eheliche Kinder ihr Muͤtterlich Gut von dannen zu ihren handen nehmen/ und demnach alle ſeine Ehelichen Kind in ſeinem verlaſſenen Theil gleichlich zu Theil gehn/ es ſeye dann Sach/ daß der Vatter Ver- heiſſungen oder Vergabungen gethan/ oder ein Ordnung und Teſtament nach der Statt Recht gemacht haͤtte/ dar- bey es dennzmahlen ſein verbleiben hat. Statt Bern Satz. fol. 124. Erb-Recht der Kinde- ren auß mehr dann einer Ehe. So ein Vatter oder Mutter Eheliche Kinder/ und darzu Kinds-Kinder nach ihrem Hinſcheid verlaſſen/ ſo erben die Kinds-Kinder an ſtatt ihrer abgeſtorbenen Vaͤt- teren K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/91
Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/91>, abgerufen am 23.11.2024.