Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Buch. 6. Titel. 2. Cap.

239. An dem bestimmten Tage macht der Richter den
beyden Ehegatten, wenn sie sich einfinden, oder dem Kläger,
wenn dieser allein erscheint, die Vorstellungen, die ihm geeig-
net scheinen, eine Wiederannäherung zu bewirken. Bleibt
dieser Versuch fruchtlos, so nimmt er hierüber ein Protocoll
auf, und verfügt, daß die Klage mit den Beweisstücken
dem königlichen Procurator mitgetheilt, und dem Gerichte
über die ganze Sache Bericht erstattet werde.

240. In den nächstfolgenden drey Tagen wird von dem
Gerichte, auf den Vortrag des Präsidenten oder des ihn
vertretenden Richters, und auf den Antrag des königlichen
Procurators, die Erlaubniß, den Beklagten vorzuladen,
entweder ertheilt oder noch ausgesetzt. Dieser Aufschub
darf nicht über zwanzig Tage dauern.

241. Wird von dem Gerichte jene Erlaubniß ertheilt,
so läßt der Kläger den Beklagten auf die gewöhnliche Weise
vorladen, um binnen der gesetzlichen Frist persönlich in der
bey verschlossenen Thüren zu haltenden Gerichtssitzung zu
erscheinen; auch muß er eine Abschrift der Ehescheidungs-
Klage und der beygebrachten Beweisstücke der Vorladung
voransetzen lassen.

242. Beym Ablaufe der Frist soll der Kläger, auch wenn
der Beklagte nicht erscheint, in eigener Person, und, wenn
er es für gut findet, von einem Rathgeber begleitet, die
Gründe seiner Klage vortragen oder vortragen lassen, hier-
auf die Beweisstücke wieder vorlegen, und die Zeugen be-
nennen, welche er abhören lassen will.

243. Erscheint der Beklagte in Person oder durch einen
Bevollmächtigten, so kann er seine Bemerkungen, sowohl
über die Gründe der Klage, als über die vom Kläger vor-
gelegten Beweisstücke und die von demselben vorgeschlage-
nen Zeugen, selbst vortragen oder vortragen lassen. Auch
der Beklagte benennt sodann von seiner Seite die Zeugen,

I. Buch. 6. Titel. 2. Cap.

239. An dem beſtimmten Tage macht der Richter den
beyden Ehegatten, wenn ſie ſich einfinden, oder dem Klaͤger,
wenn dieſer allein erſcheint, die Vorſtellungen, die ihm geeig-
net ſcheinen, eine Wiederannaͤherung zu bewirken. Bleibt
dieſer Verſuch fruchtlos, ſo nimmt er hieruͤber ein Protocoll
auf, und verfuͤgt, daß die Klage mit den Beweisſtuͤcken
dem koͤniglichen Procurator mitgetheilt, und dem Gerichte
uͤber die ganze Sache Bericht erſtattet werde.

240. In den naͤchſtfolgenden drey Tagen wird von dem
Gerichte, auf den Vortrag des Praͤſidenten oder des ihn
vertretenden Richters, und auf den Antrag des koͤniglichen
Procurators, die Erlaubniß, den Beklagten vorzuladen,
entweder ertheilt oder noch ausgeſetzt. Dieſer Aufſchub
darf nicht uͤber zwanzig Tage dauern.

241. Wird von dem Gerichte jene Erlaubniß ertheilt,
ſo laͤßt der Klaͤger den Beklagten auf die gewoͤhnliche Weiſe
vorladen, um binnen der geſetzlichen Friſt perſoͤnlich in der
bey verſchloſſenen Thuͤren zu haltenden Gerichtsſitzung zu
erſcheinen; auch muß er eine Abſchrift der Eheſcheidungs-
Klage und der beygebrachten Beweisſtuͤcke der Vorladung
voranſetzen laſſen.

242. Beym Ablaufe der Friſt ſoll der Klaͤger, auch wenn
der Beklagte nicht erſcheint, in eigener Perſon, und, wenn
er es fuͤr gut findet, von einem Rathgeber begleitet, die
Gruͤnde ſeiner Klage vortragen oder vortragen laſſen, hier-
auf die Beweisſtuͤcke wieder vorlegen, und die Zeugen be-
nennen, welche er abhoͤren laſſen will.

243. Erſcheint der Beklagte in Perſon oder durch einen
Bevollmaͤchtigten, ſo kann er ſeine Bemerkungen, ſowohl
uͤber die Gruͤnde der Klage, als uͤber die vom Klaͤger vor-
gelegten Beweisſtuͤcke und die von demſelben vorgeſchlage-
nen Zeugen, ſelbſt vortragen oder vortragen laſſen. Auch
der Beklagte benennt ſodann von ſeiner Seite die Zeugen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0116" n="104"/>
              <fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq">I</hi>. Buch. 6. Titel. 2. Cap.</fw><lb/>
              <p>239. An dem be&#x017F;timmten Tage macht der Richter den<lb/>
beyden Ehegatten, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich einfinden, oder dem Kla&#x0364;ger,<lb/>
wenn die&#x017F;er allein er&#x017F;cheint, die Vor&#x017F;tellungen, die ihm geeig-<lb/>
net &#x017F;cheinen, eine Wiederanna&#x0364;herung zu bewirken. Bleibt<lb/>
die&#x017F;er Ver&#x017F;uch fruchtlos, &#x017F;o nimmt er hieru&#x0364;ber ein Protocoll<lb/>
auf, und verfu&#x0364;gt, daß die Klage mit den Beweis&#x017F;tu&#x0364;cken<lb/>
dem ko&#x0364;niglichen Procurator mitgetheilt, und dem Gerichte<lb/>
u&#x0364;ber die ganze Sache Bericht er&#x017F;tattet werde.<lb/></p>
              <p>240. In den na&#x0364;ch&#x017F;tfolgenden drey Tagen wird von dem<lb/>
Gerichte, auf den Vortrag des Pra&#x0364;&#x017F;identen oder des ihn<lb/>
vertretenden Richters, und auf den Antrag des ko&#x0364;niglichen<lb/>
Procurators, die Erlaubniß, den Beklagten vorzuladen,<lb/>
entweder ertheilt oder noch ausge&#x017F;etzt. Die&#x017F;er Auf&#x017F;chub<lb/>
darf nicht u&#x0364;ber zwanzig Tage dauern.<lb/></p>
              <p>241. Wird von dem Gerichte jene Erlaubniß ertheilt,<lb/>
&#x017F;o la&#x0364;ßt der Kla&#x0364;ger den Beklagten auf die gewo&#x0364;hnliche Wei&#x017F;e<lb/>
vorladen, um binnen der ge&#x017F;etzlichen Fri&#x017F;t per&#x017F;o&#x0364;nlich in der<lb/>
bey ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Thu&#x0364;ren zu haltenden Gerichts&#x017F;itzung zu<lb/>
er&#x017F;cheinen; auch muß er eine Ab&#x017F;chrift der Ehe&#x017F;cheidungs-<lb/>
Klage und der beygebrachten Beweis&#x017F;tu&#x0364;cke der Vorladung<lb/>
voran&#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/></p>
              <p>242. Beym Ablaufe der Fri&#x017F;t &#x017F;oll der Kla&#x0364;ger, auch wenn<lb/>
der Beklagte nicht er&#x017F;cheint, in eigener Per&#x017F;on, und, wenn<lb/>
er es fu&#x0364;r gut findet, von einem Rathgeber begleitet, die<lb/>
Gru&#x0364;nde &#x017F;einer Klage vortragen oder vortragen la&#x017F;&#x017F;en, hier-<lb/>
auf die Beweis&#x017F;tu&#x0364;cke wieder vorlegen, und die Zeugen be-<lb/>
nennen, welche er abho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en will.<lb/></p>
              <p>243. Er&#x017F;cheint der Beklagte in Per&#x017F;on oder durch einen<lb/>
Bevollma&#x0364;chtigten, &#x017F;o kann er &#x017F;eine Bemerkungen, &#x017F;owohl<lb/>
u&#x0364;ber die Gru&#x0364;nde der Klage, als u&#x0364;ber die vom Kla&#x0364;ger vor-<lb/>
gelegten Beweis&#x017F;tu&#x0364;cke und die von dem&#x017F;elben vorge&#x017F;chlage-<lb/>
nen Zeugen, &#x017F;elb&#x017F;t vortragen oder vortragen la&#x017F;&#x017F;en. Auch<lb/>
der Beklagte benennt &#x017F;odann von &#x017F;einer Seite die Zeugen,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0116] I. Buch. 6. Titel. 2. Cap. 239. An dem beſtimmten Tage macht der Richter den beyden Ehegatten, wenn ſie ſich einfinden, oder dem Klaͤger, wenn dieſer allein erſcheint, die Vorſtellungen, die ihm geeig- net ſcheinen, eine Wiederannaͤherung zu bewirken. Bleibt dieſer Verſuch fruchtlos, ſo nimmt er hieruͤber ein Protocoll auf, und verfuͤgt, daß die Klage mit den Beweisſtuͤcken dem koͤniglichen Procurator mitgetheilt, und dem Gerichte uͤber die ganze Sache Bericht erſtattet werde. 240. In den naͤchſtfolgenden drey Tagen wird von dem Gerichte, auf den Vortrag des Praͤſidenten oder des ihn vertretenden Richters, und auf den Antrag des koͤniglichen Procurators, die Erlaubniß, den Beklagten vorzuladen, entweder ertheilt oder noch ausgeſetzt. Dieſer Aufſchub darf nicht uͤber zwanzig Tage dauern. 241. Wird von dem Gerichte jene Erlaubniß ertheilt, ſo laͤßt der Klaͤger den Beklagten auf die gewoͤhnliche Weiſe vorladen, um binnen der geſetzlichen Friſt perſoͤnlich in der bey verſchloſſenen Thuͤren zu haltenden Gerichtsſitzung zu erſcheinen; auch muß er eine Abſchrift der Eheſcheidungs- Klage und der beygebrachten Beweisſtuͤcke der Vorladung voranſetzen laſſen. 242. Beym Ablaufe der Friſt ſoll der Klaͤger, auch wenn der Beklagte nicht erſcheint, in eigener Perſon, und, wenn er es fuͤr gut findet, von einem Rathgeber begleitet, die Gruͤnde ſeiner Klage vortragen oder vortragen laſſen, hier- auf die Beweisſtuͤcke wieder vorlegen, und die Zeugen be- nennen, welche er abhoͤren laſſen will. 243. Erſcheint der Beklagte in Perſon oder durch einen Bevollmaͤchtigten, ſo kann er ſeine Bemerkungen, ſowohl uͤber die Gruͤnde der Klage, als uͤber die vom Klaͤger vor- gelegten Beweisſtuͤcke und die von demſelben vorgeſchlage- nen Zeugen, ſelbſt vortragen oder vortragen laſſen. Auch der Beklagte benennt ſodann von ſeiner Seite die Zeugen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

manuell nachkorrigierter OCR-Text der BSB-München




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/116
Zitationshilfe: Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/116>, abgerufen am 21.11.2024.