Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Buch. 6. Titel. 3. Cap.
laubt; in dem entgegengesetzten Falle soll sein Antrag dahin
lauten: das Gesetz steht entgegen.

290. Das Gericht kann auf den erstatteten Vortrag
keine andere Untersuchung vornehmen, als welche der
vorhergehende Artikel angibt. Erhellt hieraus, daß die
Parteyen nach der Meinung des Gerichtes den Bedin-
gungen Genüge geleistet, und die Förmlichkeiten beobachtet
haben, die das Gesetz bestimmt: so läßt es die Eheschei-
dung zu, und verweist die Parteyen an den Beamten
des Personenstandes, um dieselbe aussprechen zu lassen.
Im entgegengesetzten Falle erklärt das Gericht, daß die
Ehescheidung nicht statt habe, und führt die Gründe seiner
Entscheidung aus.

291. Die Appellation von dem Urtheile, welches die
Ehescheidung für unstatthaft erklärt, soll nur alsdann an-
genommen werden, wenn sie von beyden Theilen, jedoch
von jedem in einer besondern Schrift, frühestens in zehn,
und spätestens in zwanzig Tagen, von dem Tage des Ur-
theils an, eingelegt worden ist.

292. Die Schriften, welche die Appellations-Einwen-
dung enthalten, sollen wechselseitig dem andern Ehegatten
sowohl, als dem königlichen Procurator bey dem Gerichte
der ersten Instanz, insinuirt werden.

293. Der königliche Procurator bey dem Gerichte der
ersten Instanz soll, binnen zehn Tagen von der an ihn gesche-
henen Insinuation der zweyten Einwendungsschrift an zu
rechnen, dem königlichen General-Procurator bey dem Ap-
pellationshofe eine Ausfertigung des Urtheils, und die
Beweisstücke, worauf es erfolgt ist, zuschicken. Dieser
letztere gibt hierauf seinen Antrag, in den nächsten zehn
Tagen nach dem Empfange der Beweisstücke, schriftlich ab.
Der Präsident, oder der ihn vertretende Richter, soll alsdann
seinen Vortrag in dem Berathschlagungs-Zimmer des

I. Buch. 6. Titel. 3. Cap.
laubt; in dem entgegengeſetzten Falle ſoll ſein Antrag dahin
lauten: das Geſetz ſteht entgegen.

290. Das Gericht kann auf den erſtatteten Vortrag
keine andere Unterſuchung vornehmen, als welche der
vorhergehende Artikel angibt. Erhellt hieraus, daß die
Parteyen nach der Meinung des Gerichtes den Bedin-
gungen Genuͤge geleiſtet, und die Foͤrmlichkeiten beobachtet
haben, die das Geſetz beſtimmt: ſo laͤßt es die Eheſchei-
dung zu, und verweist die Parteyen an den Beamten
des Perſonenſtandes, um dieſelbe ausſprechen zu laſſen.
Im entgegengeſetzten Falle erklaͤrt das Gericht, daß die
Eheſcheidung nicht ſtatt habe, und fuͤhrt die Gruͤnde ſeiner
Entſcheidung aus.

291. Die Appellation von dem Urtheile, welches die
Eheſcheidung fuͤr unſtatthaft erklaͤrt, ſoll nur alsdann an-
genommen werden, wenn ſie von beyden Theilen, jedoch
von jedem in einer beſondern Schrift, fruͤheſtens in zehn,
und ſpaͤteſtens in zwanzig Tagen, von dem Tage des Ur-
theils an, eingelegt worden iſt.

292. Die Schriften, welche die Appellations-Einwen-
dung enthalten, ſollen wechſelſeitig dem andern Ehegatten
ſowohl, als dem koͤniglichen Procurator bey dem Gerichte
der erſten Inſtanz, inſinuirt werden.

293. Der koͤnigliche Procurator bey dem Gerichte der
erſten Inſtanz ſoll, binnen zehn Tagen von der an ihn geſche-
henen Inſinuation der zweyten Einwendungsſchrift an zu
rechnen, dem koͤniglichen General-Procurator bey dem Ap-
pellationshofe eine Ausfertigung des Urtheils, und die
Beweisſtuͤcke, worauf es erfolgt iſt, zuſchicken. Dieſer
letztere gibt hierauf ſeinen Antrag, in den naͤchſten zehn
Tagen nach dem Empfange der Beweisſtuͤcke, ſchriftlich ab.
Der Praͤſident, oder der ihn vertretende Richter, ſoll alsdann
ſeinen Vortrag in dem Berathſchlagungs-Zimmer des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0140" n="128"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq">I</hi>. Buch. 6. Titel. 3. Cap.</fw><lb/>
laubt; in dem entgegenge&#x017F;etzten Falle &#x017F;oll &#x017F;ein Antrag dahin<lb/>
lauten: das Ge&#x017F;etz &#x017F;teht entgegen.<lb/></p>
            <p>290. Das Gericht kann auf den er&#x017F;tatteten Vortrag<lb/>
keine andere Unter&#x017F;uchung vornehmen, als welche der<lb/>
vorhergehende Artikel angibt. Erhellt hieraus, daß die<lb/>
Parteyen nach der Meinung des Gerichtes den Bedin-<lb/>
gungen Genu&#x0364;ge gelei&#x017F;tet, und die Fo&#x0364;rmlichkeiten beobachtet<lb/>
haben, die das Ge&#x017F;etz be&#x017F;timmt: &#x017F;o la&#x0364;ßt es die Ehe&#x017F;chei-<lb/>
dung zu, und verweist die Parteyen an den Beamten<lb/>
des Per&#x017F;onen&#x017F;tandes, um die&#x017F;elbe aus&#x017F;prechen zu la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Im entgegenge&#x017F;etzten Falle erkla&#x0364;rt das Gericht, daß die<lb/>
Ehe&#x017F;cheidung nicht &#x017F;tatt habe, und fu&#x0364;hrt die Gru&#x0364;nde &#x017F;einer<lb/>
Ent&#x017F;cheidung aus.<lb/></p>
            <p>291. Die Appellation von dem Urtheile, welches die<lb/>
Ehe&#x017F;cheidung fu&#x0364;r un&#x017F;tatthaft erkla&#x0364;rt, &#x017F;oll nur alsdann an-<lb/>
genommen werden, wenn &#x017F;ie von beyden Theilen, jedoch<lb/>
von jedem in einer be&#x017F;ondern Schrift, fru&#x0364;he&#x017F;tens in zehn,<lb/>
und &#x017F;pa&#x0364;te&#x017F;tens in zwanzig Tagen, von dem Tage des Ur-<lb/>
theils an, eingelegt worden i&#x017F;t.<lb/></p>
            <p>292. Die Schriften, welche die Appellations-Einwen-<lb/>
dung enthalten, &#x017F;ollen wech&#x017F;el&#x017F;eitig dem andern Ehegatten<lb/>
&#x017F;owohl, als dem ko&#x0364;niglichen Procurator bey dem Gerichte<lb/>
der er&#x017F;ten In&#x017F;tanz, in&#x017F;inuirt werden.<lb/></p>
            <p>293. Der ko&#x0364;nigliche Procurator bey dem Gerichte der<lb/>
er&#x017F;ten In&#x017F;tanz &#x017F;oll, binnen zehn Tagen von der an ihn ge&#x017F;che-<lb/>
henen In&#x017F;inuation der zweyten Einwendungs&#x017F;chrift an zu<lb/>
rechnen, dem ko&#x0364;niglichen General-Procurator bey dem Ap-<lb/>
pellationshofe eine Ausfertigung des Urtheils, und die<lb/>
Beweis&#x017F;tu&#x0364;cke, worauf es erfolgt i&#x017F;t, zu&#x017F;chicken. Die&#x017F;er<lb/>
letztere gibt hierauf &#x017F;einen Antrag, in den na&#x0364;ch&#x017F;ten zehn<lb/>
Tagen nach dem Empfange der Beweis&#x017F;tu&#x0364;cke, &#x017F;chriftlich ab.<lb/>
Der Pra&#x0364;&#x017F;ident, oder der ihn vertretende Richter, &#x017F;oll alsdann<lb/>
&#x017F;einen Vortrag in dem Berath&#x017F;chlagungs-Zimmer des<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0140] I. Buch. 6. Titel. 3. Cap. laubt; in dem entgegengeſetzten Falle ſoll ſein Antrag dahin lauten: das Geſetz ſteht entgegen. 290. Das Gericht kann auf den erſtatteten Vortrag keine andere Unterſuchung vornehmen, als welche der vorhergehende Artikel angibt. Erhellt hieraus, daß die Parteyen nach der Meinung des Gerichtes den Bedin- gungen Genuͤge geleiſtet, und die Foͤrmlichkeiten beobachtet haben, die das Geſetz beſtimmt: ſo laͤßt es die Eheſchei- dung zu, und verweist die Parteyen an den Beamten des Perſonenſtandes, um dieſelbe ausſprechen zu laſſen. Im entgegengeſetzten Falle erklaͤrt das Gericht, daß die Eheſcheidung nicht ſtatt habe, und fuͤhrt die Gruͤnde ſeiner Entſcheidung aus. 291. Die Appellation von dem Urtheile, welches die Eheſcheidung fuͤr unſtatthaft erklaͤrt, ſoll nur alsdann an- genommen werden, wenn ſie von beyden Theilen, jedoch von jedem in einer beſondern Schrift, fruͤheſtens in zehn, und ſpaͤteſtens in zwanzig Tagen, von dem Tage des Ur- theils an, eingelegt worden iſt. 292. Die Schriften, welche die Appellations-Einwen- dung enthalten, ſollen wechſelſeitig dem andern Ehegatten ſowohl, als dem koͤniglichen Procurator bey dem Gerichte der erſten Inſtanz, inſinuirt werden. 293. Der koͤnigliche Procurator bey dem Gerichte der erſten Inſtanz ſoll, binnen zehn Tagen von der an ihn geſche- henen Inſinuation der zweyten Einwendungsſchrift an zu rechnen, dem koͤniglichen General-Procurator bey dem Ap- pellationshofe eine Ausfertigung des Urtheils, und die Beweisſtuͤcke, worauf es erfolgt iſt, zuſchicken. Dieſer letztere gibt hierauf ſeinen Antrag, in den naͤchſten zehn Tagen nach dem Empfange der Beweisſtuͤcke, ſchriftlich ab. Der Praͤſident, oder der ihn vertretende Richter, ſoll alsdann ſeinen Vortrag in dem Berathſchlagungs-Zimmer des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

manuell nachkorrigierter OCR-Text der BSB-München




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/140
Zitationshilfe: Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/140>, abgerufen am 21.11.2024.