Fristen, oder schon früher, so bleiben die bis zu diesem Zeitpunkte rechtmäßig aufgewandten Kosten der Erbschaft zur Last.
798. Nach dem Ablaufe der oben bestimmten Fristen kann der Erbe, in dem Falle einer gegen ihn angestellten Klage, um eine neue Frist nachsuchen, die das Gericht, vor welchem der Rechtsstreit anhängig ist, den Umständen nach entweder gestattet oder versagt.
799. In dem Falle des vorhergehenden Artikels werden die Kosten des Verfahrens aus der Erbschaft bestritten, wenn der Erbe darthut: entweder, daß er von dem Todes- falle keine Wissenschaft hatte, oder daß wegen der Lage des Vermögens oder wegen dazwischen gekommener Streitig- keiten die Fristen unzulänglich gewesen seyen. Kann er solches nicht darthun, so bleiben die Kosten ihm persönlich zur Last.
800. Der Erbe behält gleichwohl, nach dem Ablaufe der im 795sten Artikel bestimmten, und sogar der zufolge des 798sten Artikels von dem Richter bewilligten Fristen, noch immer das Recht, ein Inventar zu errichten, und sich als Beneficiarerbe zu betragen, wenn er nicht schon in der Eigenschaft eines Erben gehandelt hat, oder wenn nicht schon wider ihn ein rechtkräftiges Erkenntniß vorhanden ist, welches ihn als Erben schlechthin und unbedingt verur- theilt.
801. Der Erbe, welcher Erbschaftsstücke verheimlicht, oder wissentlich und in böser Absicht in das Inventar auf- zunehmen unterlassen hat, ist der Rechtswohlthat des In- ventars verlustig.
802. Die Rechtswohlthat des Inventars verschafft dem Erben den Vortheil: 1) Daß er nur, bis zum Betrage des Werthes des ihm zugefallenen Vermögens für die Bezahlung der Erb-
III. Buch. 1. Titel. 5. Cap.
Friſten, oder ſchon fruͤher, ſo bleiben die bis zu dieſem Zeitpunkte rechtmaͤßig aufgewandten Koſten der Erbſchaft zur Laſt.
798. Nach dem Ablaufe der oben beſtimmten Friſten kann der Erbe, in dem Falle einer gegen ihn angeſtellten Klage, um eine neue Friſt nachſuchen, die das Gericht, vor welchem der Rechtsſtreit anhaͤngig iſt, den Umſtaͤnden nach entweder geſtattet oder verſagt.
799. In dem Falle des vorhergehenden Artikels werden die Koſten des Verfahrens aus der Erbſchaft beſtritten, wenn der Erbe darthut: entweder, daß er von dem Todes- falle keine Wiſſenſchaft hatte, oder daß wegen der Lage des Vermoͤgens oder wegen dazwiſchen gekommener Streitig- keiten die Friſten unzulaͤnglich geweſen ſeyen. Kann er ſolches nicht darthun, ſo bleiben die Koſten ihm perſoͤnlich zur Laſt.
800. Der Erbe behaͤlt gleichwohl, nach dem Ablaufe der im 795ſten Artikel beſtimmten, und ſogar der zufolge des 798ſten Artikels von dem Richter bewilligten Friſten, noch immer das Recht, ein Inventar zu errichten, und ſich als Beneficiarerbe zu betragen, wenn er nicht ſchon in der Eigenſchaft eines Erben gehandelt hat, oder wenn nicht ſchon wider ihn ein rechtkraͤftiges Erkenntniß vorhanden iſt, welches ihn als Erben ſchlechthin und unbedingt verur- theilt.
801. Der Erbe, welcher Erbſchaftsſtuͤcke verheimlicht, oder wiſſentlich und in boͤſer Abſicht in das Inventar auf- zunehmen unterlaſſen hat, iſt der Rechtswohlthat des In- ventars verluſtig.
802. Die Rechtswohlthat des Inventars verſchafft dem Erben den Vortheil: 1) Daß er nur, bis zum Betrage des Werthes des ihm zugefallenen Vermoͤgens fuͤr die Bezahlung der Erb-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0352"n="340"/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#aq">III</hi>. Buch. 1. Titel. 5. Cap.</fw><lb/>
Friſten, oder ſchon fruͤher, ſo bleiben die bis zu dieſem<lb/>
Zeitpunkte rechtmaͤßig aufgewandten Koſten der Erbſchaft<lb/>
zur Laſt.<lb/></p><p>798. Nach dem Ablaufe der oben beſtimmten Friſten<lb/>
kann der Erbe, in dem Falle einer gegen ihn angeſtellten<lb/>
Klage, um eine neue Friſt nachſuchen, die das Gericht,<lb/>
vor welchem der Rechtsſtreit anhaͤngig iſt, den Umſtaͤnden<lb/>
nach entweder geſtattet oder verſagt.<lb/></p><p>799. In dem Falle des vorhergehenden Artikels werden<lb/>
die Koſten des Verfahrens aus der Erbſchaft beſtritten,<lb/>
wenn der Erbe darthut: entweder, daß er von dem Todes-<lb/>
falle keine Wiſſenſchaft hatte, oder daß wegen der Lage des<lb/>
Vermoͤgens oder wegen dazwiſchen gekommener Streitig-<lb/>
keiten die Friſten unzulaͤnglich geweſen ſeyen. Kann er<lb/>ſolches nicht darthun, ſo bleiben die Koſten ihm perſoͤnlich<lb/>
zur Laſt.<lb/></p><p>800. Der Erbe behaͤlt gleichwohl, nach dem Ablaufe<lb/>
der im 795ſten Artikel beſtimmten, und ſogar der zufolge<lb/>
des 798ſten Artikels von dem Richter bewilligten Friſten,<lb/>
noch immer das Recht, ein Inventar zu errichten, und<lb/>ſich als Beneficiarerbe zu betragen, wenn er nicht ſchon in<lb/>
der Eigenſchaft eines Erben gehandelt hat, oder wenn nicht<lb/>ſchon wider ihn ein rechtkraͤftiges Erkenntniß vorhanden iſt,<lb/>
welches ihn als Erben ſchlechthin und unbedingt verur-<lb/>
theilt.<lb/></p><p>801. Der Erbe, welcher Erbſchaftsſtuͤcke verheimlicht,<lb/>
oder wiſſentlich und in boͤſer Abſicht in das Inventar auf-<lb/>
zunehmen unterlaſſen hat, iſt der Rechtswohlthat des In-<lb/>
ventars verluſtig.<lb/></p><p>802. Die Rechtswohlthat des Inventars verſchafft dem<lb/>
Erben den Vortheil:<lb/>
1) Daß er nur, bis zum Betrage des Werthes des<lb/>
ihm zugefallenen Vermoͤgens fuͤr die Bezahlung der Erb-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[340/0352]
III. Buch. 1. Titel. 5. Cap.
Friſten, oder ſchon fruͤher, ſo bleiben die bis zu dieſem
Zeitpunkte rechtmaͤßig aufgewandten Koſten der Erbſchaft
zur Laſt.
798. Nach dem Ablaufe der oben beſtimmten Friſten
kann der Erbe, in dem Falle einer gegen ihn angeſtellten
Klage, um eine neue Friſt nachſuchen, die das Gericht,
vor welchem der Rechtsſtreit anhaͤngig iſt, den Umſtaͤnden
nach entweder geſtattet oder verſagt.
799. In dem Falle des vorhergehenden Artikels werden
die Koſten des Verfahrens aus der Erbſchaft beſtritten,
wenn der Erbe darthut: entweder, daß er von dem Todes-
falle keine Wiſſenſchaft hatte, oder daß wegen der Lage des
Vermoͤgens oder wegen dazwiſchen gekommener Streitig-
keiten die Friſten unzulaͤnglich geweſen ſeyen. Kann er
ſolches nicht darthun, ſo bleiben die Koſten ihm perſoͤnlich
zur Laſt.
800. Der Erbe behaͤlt gleichwohl, nach dem Ablaufe
der im 795ſten Artikel beſtimmten, und ſogar der zufolge
des 798ſten Artikels von dem Richter bewilligten Friſten,
noch immer das Recht, ein Inventar zu errichten, und
ſich als Beneficiarerbe zu betragen, wenn er nicht ſchon in
der Eigenſchaft eines Erben gehandelt hat, oder wenn nicht
ſchon wider ihn ein rechtkraͤftiges Erkenntniß vorhanden iſt,
welches ihn als Erben ſchlechthin und unbedingt verur-
theilt.
801. Der Erbe, welcher Erbſchaftsſtuͤcke verheimlicht,
oder wiſſentlich und in boͤſer Abſicht in das Inventar auf-
zunehmen unterlaſſen hat, iſt der Rechtswohlthat des In-
ventars verluſtig.
802. Die Rechtswohlthat des Inventars verſchafft dem
Erben den Vortheil:
1) Daß er nur, bis zum Betrage des Werthes des
ihm zugefallenen Vermoͤgens fuͤr die Bezahlung der Erb-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: ignoriert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
Vollständigkeit: teilweise erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/352>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.