Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.in Conzerte, in das Theater. Im Hause hatte sie Daß er gegen Weihnachten hin öfter als gewöhn¬ Eines Abends kam sie gegen zehn Uhr von der 7 *
in Conzerte, in das Theater. Im Hauſe hatte ſie Daß er gegen Weihnachten hin öfter als gewöhn¬ Eines Abends kam ſie gegen zehn Uhr von der 7 *
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0105" n="99"/> in Conzerte, in das Theater. Im Hauſe hatte ſie<lb/> faſt gar nichts zu thun, nur Kaffee und Thee mußte<lb/> ſie kochen, und dies, ſo wie die übrige wenige Haus¬<lb/> arbeit, that die Mutter gern, weil ſie dafür mittrin¬<lb/> ken und miteſſen konnte. Das Mittagseſſen bekam<lb/> Klärchen aus dem Hotel mit Erlaubniß des Herrn<lb/> Reinhard, dem es auf eine Perſon mehr oder weniger<lb/> nicht ankam, und Günther ſchien dafür nur um ſo<lb/> dienſtfertiger und ſeinem Herrn um ſo mehr zugethan.<lb/> Klärchen hätte jetzt ſchöne Zeit zum Flicken und Nähen<lb/> gehabt, aber es fehlte ihr an Luſt dazu. An ihren<lb/> alten Sachen, meinte ſie, wäre nichts mehr zu flicken,<lb/> und die wenigen neuen, die ſie zum kleinen Haushalt<lb/> angeſchafft, waren neu in einem Laden gekauft. Spä¬<lb/> ter, ſagte Günther, würde er doch das ganze Inven¬<lb/> tar eines Hotels annehmen, jetzt könnten ſie ſich be¬<lb/> helfen.</p><lb/> <p>Daß er gegen Weihnachten hin öfter als gewöhn¬<lb/> lich nicht nach Hauſe kam, wunderte ſie nicht, da jetzt<lb/> mehr Beſuch als gewöhnlich drüben, und Günther ſehr<lb/> beſchäftigt war. Auch daß er zuweilen ſehr hohläu¬<lb/> gig ausſah und ihm die Hände leiſe zitterten, ſchob<lb/> Klärchen auf die großen Anſtrengungen. Ueberdem<lb/> hatte ihr Mann ſich ſo ſehr in ſeiner Gewalt, daß,<lb/> ſo wie er ſich beobachtet glaubte, eine Lebendigkeit und<lb/> Feſtigkeit in ſein ganzes Weſen fuhr, die Klärchen wie¬<lb/> der beruhigte.</p><lb/> <p>Eines Abends kam ſie gegen zehn Uhr von der<lb/> Mutter zurück, die ſeit einigen Tagen krank war. Im<lb/> Vorbeigehen wollte ſie ſich etwas Geld vom Manne<lb/> holen, den ſie ſchwerlich heut zu Hauſe erwarten<lb/> <fw place="bottom" type="sig">7 *<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [99/0105]
in Conzerte, in das Theater. Im Hauſe hatte ſie
faſt gar nichts zu thun, nur Kaffee und Thee mußte
ſie kochen, und dies, ſo wie die übrige wenige Haus¬
arbeit, that die Mutter gern, weil ſie dafür mittrin¬
ken und miteſſen konnte. Das Mittagseſſen bekam
Klärchen aus dem Hotel mit Erlaubniß des Herrn
Reinhard, dem es auf eine Perſon mehr oder weniger
nicht ankam, und Günther ſchien dafür nur um ſo
dienſtfertiger und ſeinem Herrn um ſo mehr zugethan.
Klärchen hätte jetzt ſchöne Zeit zum Flicken und Nähen
gehabt, aber es fehlte ihr an Luſt dazu. An ihren
alten Sachen, meinte ſie, wäre nichts mehr zu flicken,
und die wenigen neuen, die ſie zum kleinen Haushalt
angeſchafft, waren neu in einem Laden gekauft. Spä¬
ter, ſagte Günther, würde er doch das ganze Inven¬
tar eines Hotels annehmen, jetzt könnten ſie ſich be¬
helfen.
Daß er gegen Weihnachten hin öfter als gewöhn¬
lich nicht nach Hauſe kam, wunderte ſie nicht, da jetzt
mehr Beſuch als gewöhnlich drüben, und Günther ſehr
beſchäftigt war. Auch daß er zuweilen ſehr hohläu¬
gig ausſah und ihm die Hände leiſe zitterten, ſchob
Klärchen auf die großen Anſtrengungen. Ueberdem
hatte ihr Mann ſich ſo ſehr in ſeiner Gewalt, daß,
ſo wie er ſich beobachtet glaubte, eine Lebendigkeit und
Feſtigkeit in ſein ganzes Weſen fuhr, die Klärchen wie¬
der beruhigte.
Eines Abends kam ſie gegen zehn Uhr von der
Mutter zurück, die ſeit einigen Tagen krank war. Im
Vorbeigehen wollte ſie ſich etwas Geld vom Manne
holen, den ſie ſchwerlich heut zu Hauſe erwarten
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