Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.Klärchen war gerührt von dieser Güte. Du meinst Das kannst Du glauben, entgegnete Gretchen treu¬ Am Michaelis-Tage zog Klärchen an. In ihrer Klärchen war gerührt von dieſer Güte. Du meinſt Das kannſt Du glauben, entgegnete Gretchen treu¬ Am Michaelis-Tage zog Klärchen an. In ihrer <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0038" n="32"/> <p>Klärchen war gerührt von dieſer Güte. Du meinſt<lb/> es doch wirklich gut! ſagte ſie herzlich.</p><lb/> <p>Das kannſt Du glauben, entgegnete Gretchen treu¬<lb/> herzig, und beide Couſinen waren jetzt ſehr freundlich<lb/> auf einander geſonnen.</p><lb/> <p>Am Michaelis-Tage zog Klärchen an. In ihrer<lb/> Stube ſtand eine Kommode und ein Kleiderſchrank,<lb/> dahinein wurden ihre Sachen ſo weitläuftig als mög¬<lb/> lich geordnet. Einige Sommerkleider und dünne wol¬<lb/> lene Kleider, Mantillen, Mäntelchen, ein Friſuren-<lb/> Unterrock in den Schrank; in die Kommode, außer der<lb/> wenigen Wäſche, Bänder, Schleifen, Kragen, Hand¬<lb/> ſchuh, Taſchentücher; die ſechs leinenen Taſchentücher<lb/> und zwei Paar ganzen Strümpfe von Gretchen bilde¬<lb/> ten den guten Grund dieſer leichten Geſellſchaft Au¬<lb/> ßerdem aber ſtellte ſie einige Blumentöpfe in das Fen¬<lb/> ſter, hing ein Porzelan-Bildchen an die Scheiben,<lb/> ein anderes Bild unter den Spiegel und eine Blumen¬<lb/> vaſe auf die Kommode. Der Bediente hatte in die<lb/> Stube geſehen und gegen die Köchin bemerkt: man<lb/> ſähe dem Geſchmacke des Mädchens an, daß ſie von<lb/> guter Erziehung und Bildung ſei; nur ſchlimm, daß<lb/> das Stübchen im Nebenhaus, und der Mediziner ge¬<lb/> rade hineinſehen könne, da möcht' es am Ende eine<lb/> Liebelei im Hauſe geben. Die Köchin aber nahm<lb/> Klärchens Partie. Ihre Küche lag gerade gegenüber<lb/> im anderen Seitenhaus; ſie hatte geſehen wie Klär¬<lb/> chen das Rouleau niederließ, als der Mediziner mit<lb/> der langen Pfeife aus dem Fenſter ſah. Klärchen aber<lb/> hatte die Köchin geſehen und gedacht: Du mußt dich<lb/></p> </body> </text> </TEI> [32/0038]
Klärchen war gerührt von dieſer Güte. Du meinſt
es doch wirklich gut! ſagte ſie herzlich.
Das kannſt Du glauben, entgegnete Gretchen treu¬
herzig, und beide Couſinen waren jetzt ſehr freundlich
auf einander geſonnen.
Am Michaelis-Tage zog Klärchen an. In ihrer
Stube ſtand eine Kommode und ein Kleiderſchrank,
dahinein wurden ihre Sachen ſo weitläuftig als mög¬
lich geordnet. Einige Sommerkleider und dünne wol¬
lene Kleider, Mantillen, Mäntelchen, ein Friſuren-
Unterrock in den Schrank; in die Kommode, außer der
wenigen Wäſche, Bänder, Schleifen, Kragen, Hand¬
ſchuh, Taſchentücher; die ſechs leinenen Taſchentücher
und zwei Paar ganzen Strümpfe von Gretchen bilde¬
ten den guten Grund dieſer leichten Geſellſchaft Au¬
ßerdem aber ſtellte ſie einige Blumentöpfe in das Fen¬
ſter, hing ein Porzelan-Bildchen an die Scheiben,
ein anderes Bild unter den Spiegel und eine Blumen¬
vaſe auf die Kommode. Der Bediente hatte in die
Stube geſehen und gegen die Köchin bemerkt: man
ſähe dem Geſchmacke des Mädchens an, daß ſie von
guter Erziehung und Bildung ſei; nur ſchlimm, daß
das Stübchen im Nebenhaus, und der Mediziner ge¬
rade hineinſehen könne, da möcht' es am Ende eine
Liebelei im Hauſe geben. Die Köchin aber nahm
Klärchens Partie. Ihre Küche lag gerade gegenüber
im anderen Seitenhaus; ſie hatte geſehen wie Klär¬
chen das Rouleau niederließ, als der Mediziner mit
der langen Pfeife aus dem Fenſter ſah. Klärchen aber
hatte die Köchin geſehen und gedacht: Du mußt dich
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