Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

und passen für uns nicht. Es ist mir eigentlich recht
lieb, daß sie die Veranlassung zu diesem Bruche gege¬
ben haben. Nun sind wir sie los. Nach dem, wie
sie mich behandelt haben, können sie nicht verlangen,
daß ich je wieder einen Fuß über ihre Schwelle setze. --
Hierauf begann er seine Pläne für die nächste Zukunft
zu entwickeln. Die malte er so glänzend, so herrlich,
daß Klärchen sich völlig befriedigt fühlte und in alle
seine Vorschläge einging. Um allen ferneren Intri¬
guen zu entgehen, wollten sie noch vor dem Winter
heirathen und die Annahme eines eigenen Hotels gar
nicht abwarten. Günther hatte sich eine kleine neue
Wohnung gerade gegenüber schon angesehen, die sollte
mit Mahagoni-Meubeln und allen möglichen Luxus¬
sachen ausgestattet werden, und Klärchen sollte da
allein ihre Wirthschaft haben. Vierhundert Thaler
sollte sie jährlich bekommen, außer den Sachen, die
hin und wieder aus der Gastwirthschaft abfielen. Als
Klärchen erwähnte, daß die Tante ihr, im Falle sie
sich mit deren Genehmigung verheirathe, eine Ausstat¬
tung versprochen, brausete Günther von Neuem auf.
Wir brauchen Deiner Tante Ausstattung nicht, ich
werde ihr schreiben: ich bedankte mich sowohl für ihre
Verleumdungen, als für ihre Hochzeitsgeschenke, ich
könnte ganz und gar ohne sie bestehen, ich würde sie
nie wieder belästigen, würde aber auch meiner Frau
nicht erlauben ein Haus zu betreten, das so hinterlistig
meine Ehre angegriffen. -- Klärchen machte einige
Einwendungen dagegen. Wenn sie die Tante auch
immer mehr gefürchtet, als geliebt hatte, auf diese
Weise wollte sie sie doch nicht beleidigen, weil die Tante

und paſſen für uns nicht. Es iſt mir eigentlich recht
lieb, daß ſie die Veranlaſſung zu dieſem Bruche gege¬
ben haben. Nun ſind wir ſie los. Nach dem, wie
ſie mich behandelt haben, können ſie nicht verlangen,
daß ich je wieder einen Fuß über ihre Schwelle ſetze. —
Hierauf begann er ſeine Pläne für die nächſte Zukunft
zu entwickeln. Die malte er ſo glänzend, ſo herrlich,
daß Klärchen ſich völlig befriedigt fühlte und in alle
ſeine Vorſchläge einging. Um allen ferneren Intri¬
guen zu entgehen, wollten ſie noch vor dem Winter
heirathen und die Annahme eines eigenen Hotels gar
nicht abwarten. Günther hatte ſich eine kleine neue
Wohnung gerade gegenüber ſchon angeſehen, die ſollte
mit Mahagoni-Meubeln und allen möglichen Luxus¬
ſachen ausgeſtattet werden, und Klärchen ſollte da
allein ihre Wirthſchaft haben. Vierhundert Thaler
ſollte ſie jährlich bekommen, außer den Sachen, die
hin und wieder aus der Gaſtwirthſchaft abfielen. Als
Klärchen erwähnte, daß die Tante ihr, im Falle ſie
ſich mit deren Genehmigung verheirathe, eine Ausſtat¬
tung verſprochen, brauſete Günther von Neuem auf.
Wir brauchen Deiner Tante Ausſtattung nicht, ich
werde ihr ſchreiben: ich bedankte mich ſowohl für ihre
Verleumdungen, als für ihre Hochzeitsgeſchenke, ich
könnte ganz und gar ohne ſie beſtehen, ich würde ſie
nie wieder beläſtigen, würde aber auch meiner Frau
nicht erlauben ein Haus zu betreten, das ſo hinterliſtig
meine Ehre angegriffen. — Klärchen machte einige
Einwendungen dagegen. Wenn ſie die Tante auch
immer mehr gefürchtet, als geliebt hatte, auf dieſe
Weiſe wollte ſie ſie doch nicht beleidigen, weil die Tante

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0096" n="90"/>
und pa&#x017F;&#x017F;en für uns nicht. Es i&#x017F;t mir eigentlich recht<lb/>
lieb, daß &#x017F;ie die Veranla&#x017F;&#x017F;ung zu die&#x017F;em Bruche gege¬<lb/>
ben haben. Nun &#x017F;ind wir &#x017F;ie los. Nach dem, wie<lb/>
&#x017F;ie mich behandelt haben, können &#x017F;ie nicht verlangen,<lb/>
daß ich je wieder einen Fuß über ihre Schwelle &#x017F;etze. &#x2014;<lb/>
Hierauf begann er &#x017F;eine Pläne für die näch&#x017F;te Zukunft<lb/>
zu entwickeln. Die malte er &#x017F;o glänzend, &#x017F;o herrlich,<lb/>
daß Klärchen &#x017F;ich völlig befriedigt fühlte und in alle<lb/>
&#x017F;eine Vor&#x017F;chläge einging. Um allen ferneren Intri¬<lb/>
guen zu entgehen, wollten &#x017F;ie noch vor dem Winter<lb/>
heirathen und die Annahme eines eigenen Hotels gar<lb/>
nicht abwarten. Günther hatte &#x017F;ich eine kleine neue<lb/>
Wohnung gerade gegenüber &#x017F;chon ange&#x017F;ehen, die &#x017F;ollte<lb/>
mit Mahagoni-Meubeln und allen möglichen Luxus¬<lb/>
&#x017F;achen ausge&#x017F;tattet werden, und Klärchen &#x017F;ollte da<lb/>
allein ihre Wirth&#x017F;chaft haben. Vierhundert Thaler<lb/>
&#x017F;ollte &#x017F;ie jährlich bekommen, außer den Sachen, die<lb/>
hin und wieder aus der Ga&#x017F;twirth&#x017F;chaft abfielen. Als<lb/>
Klärchen erwähnte, daß die Tante ihr, im Falle &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich mit deren Genehmigung verheirathe, eine Aus&#x017F;tat¬<lb/>
tung ver&#x017F;prochen, brau&#x017F;ete Günther von Neuem auf.<lb/>
Wir brauchen Deiner Tante Aus&#x017F;tattung nicht, ich<lb/>
werde ihr &#x017F;chreiben: ich bedankte mich &#x017F;owohl für ihre<lb/>
Verleumdungen, als für ihre Hochzeitsge&#x017F;chenke, ich<lb/>
könnte ganz und gar ohne &#x017F;ie be&#x017F;tehen, ich würde &#x017F;ie<lb/>
nie wieder belä&#x017F;tigen, würde aber auch meiner Frau<lb/>
nicht erlauben ein Haus zu betreten, das &#x017F;o hinterli&#x017F;tig<lb/>
meine Ehre angegriffen. &#x2014; Klärchen machte einige<lb/>
Einwendungen dagegen. Wenn &#x017F;ie die Tante auch<lb/>
immer mehr gefürchtet, als geliebt hatte, auf die&#x017F;e<lb/>
Wei&#x017F;e wollte &#x017F;ie &#x017F;ie doch nicht beleidigen, weil die Tante<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0096] und paſſen für uns nicht. Es iſt mir eigentlich recht lieb, daß ſie die Veranlaſſung zu dieſem Bruche gege¬ ben haben. Nun ſind wir ſie los. Nach dem, wie ſie mich behandelt haben, können ſie nicht verlangen, daß ich je wieder einen Fuß über ihre Schwelle ſetze. — Hierauf begann er ſeine Pläne für die nächſte Zukunft zu entwickeln. Die malte er ſo glänzend, ſo herrlich, daß Klärchen ſich völlig befriedigt fühlte und in alle ſeine Vorſchläge einging. Um allen ferneren Intri¬ guen zu entgehen, wollten ſie noch vor dem Winter heirathen und die Annahme eines eigenen Hotels gar nicht abwarten. Günther hatte ſich eine kleine neue Wohnung gerade gegenüber ſchon angeſehen, die ſollte mit Mahagoni-Meubeln und allen möglichen Luxus¬ ſachen ausgeſtattet werden, und Klärchen ſollte da allein ihre Wirthſchaft haben. Vierhundert Thaler ſollte ſie jährlich bekommen, außer den Sachen, die hin und wieder aus der Gaſtwirthſchaft abfielen. Als Klärchen erwähnte, daß die Tante ihr, im Falle ſie ſich mit deren Genehmigung verheirathe, eine Ausſtat¬ tung verſprochen, brauſete Günther von Neuem auf. Wir brauchen Deiner Tante Ausſtattung nicht, ich werde ihr ſchreiben: ich bedankte mich ſowohl für ihre Verleumdungen, als für ihre Hochzeitsgeſchenke, ich könnte ganz und gar ohne ſie beſtehen, ich würde ſie nie wieder beläſtigen, würde aber auch meiner Frau nicht erlauben ein Haus zu betreten, das ſo hinterliſtig meine Ehre angegriffen. — Klärchen machte einige Einwendungen dagegen. Wenn ſie die Tante auch immer mehr gefürchtet, als geliebt hatte, auf dieſe Weiſe wollte ſie ſie doch nicht beleidigen, weil die Tante

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_kammerjungfer_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_kammerjungfer_1851/96
Zitationshilfe: Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_kammerjungfer_1851/96>, abgerufen am 21.11.2024.