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Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876.

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und 30 Kaninchen-Schädel vorliegen *), welche Zahlen mir kaum genügen,
mir ein einigermassen klares Bild von der Variabilität der Formen zu
machen.

Der grosse Werth, in gewisser Beziehung selbst die entscheidende
Bedeutung, der Untersuchungen des Hrn. Sanson soll damit nicht im
mindesten herabgesetzt sein.

In der Besprechung der Beobachtungen des Hrn. Zürn habe ich
mich kurz über Knochenmessungen überhaupt ausgesprochen (Seite 37):
ich wiederhole hier nur, dass auch Hr. Sanson leider eine vergleichbare
Dimension für die Grösse des Schädels nicht gegeben hat, wie eine
solche in der Hensel'schen Basilarlänge liegt.

Ich gehe ausführlicher auf die wichtigeren der 21 Dimensionen ein,
welche Hrn. Sanson's Tabelle (l. c. p. 16) enthält. -- Die der Sanson'-
schen Abhandlung beigegebene Tafel (pl. 6) stellt die 4 Schädel des
Hasen, des Kaninchens und der beiden verschiedenen Leporiden nur in
der Ansicht von Oben dar.

1. Longitudinaler Durchmesser der Gehirnhöhle, gemessen von
"dem Niveau" der Naht zwischen Hinterhaupt und Scheitelbeinen ("sut.
occipito-parietale") und dem "fond de l'angle que le frontale forme
avec son apophyse orbitaire".

Es ist mir nicht gelungen, an den Schädeln diese Endpunkte mit
der für Messungen unumgänglichen Präzision aufzufinden, ebenso wenig
mich zu überzeugen, dass dieselben einen exakten Ausdruck für die
Dimension der Gehirnhöhle enthalten; diese ist nur am durchschnittenen
Schädel zu messen. Ich muss es, wegen dieses Mangels an Verständ-
niss, aufgeben, Hrn. Sanson's Messungen zu meinen Vergleichen zu
benutzen.

Der durchschnittene Schädel zeigt, dass eine Linie, vom untern
Rand des foramen magnum durch den Körper des Keilbeins, unter und
vor dem foram. opticum und durch den hintern Rand der lamina
sagittalis des Siebbeins gezogen, auf der Stirn in einem Punkt ausläuft,
welcher am unverletzten Schädel nicht zu bestimmen ist. Die Form der,
zwischen die Nasenbeine tretenden, Schneppe des Stirnbeins steht in
keiner Beziehung zur Gehirnhöhle, ebenso wenig eine definirbare Stelle
des unsichern Orbitalrandes. Es gilt dies für Hasen wie für Kaninchen.
Konstruire ich auf der eben bezeichneten Gehirnbasis ein Dreieck, dessen
Hypothenuse die Hensel'sche Basilarlinie des Kopfes ist, dessen
Katheten in einem fixirten Punkte der Peripherie des foramen opticum
scheiteln, dann erhalte ich bei verschiedenen Hasen- und Kaninchen-
Schädeln Figuren mit Winkeln, welche dermassen gleich sind, dass eine
Konstruktionsdifferenz der betroffenen Schädeltheile, trotz der Grössen-
unterschiede der Individuen, nicht ersichtlich.

*) Ich lasse diese Zahlen stehen, obgleich meine Sammlung seit der Zeit nicht
unbedeutend vermehrt ist, wie ich in der später geschriebenen Einleitung angeführt.

und 30 Kaninchen-Schädel vorliegen *), welche Zahlen mir kaum genügen,
mir ein einigermassen klares Bild von der Variabilität der Formen zu
machen.

Der grosse Werth, in gewisser Beziehung selbst die entscheidende
Bedeutung, der Untersuchungen des Hrn. Sanson soll damit nicht im
mindesten herabgesetzt sein.

In der Besprechung der Beobachtungen des Hrn. Zürn habe ich
mich kurz über Knochenmessungen überhaupt ausgesprochen (Seite 37):
ich wiederhole hier nur, dass auch Hr. Sanson leider eine vergleichbare
Dimension für die Grösse des Schädels nicht gegeben hat, wie eine
solche in der Hensel’schen Basilarlänge liegt.

Ich gehe ausführlicher auf die wichtigeren der 21 Dimensionen ein,
welche Hrn. Sanson’s Tabelle (l. c. p. 16) enthält. — Die der Sanson’-
schen Abhandlung beigegebene Tafel (pl. 6) stellt die 4 Schädel des
Hasen, des Kaninchens und der beiden verschiedenen Leporiden nur in
der Ansicht von Oben dar.

1. Longitudinaler Durchmesser der Gehirnhöhle, gemessen von
„dem Niveau“ der Naht zwischen Hinterhaupt und Scheitelbeinen („sut.
occipito-parietale“) und dem „fond de l’angle que le frontale forme
avec son apophyse orbitaire“.

Es ist mir nicht gelungen, an den Schädeln diese Endpunkte mit
der für Messungen unumgänglichen Präzision aufzufinden, ebenso wenig
mich zu überzeugen, dass dieselben einen exakten Ausdruck für die
Dimension der Gehirnhöhle enthalten; diese ist nur am durchschnittenen
Schädel zu messen. Ich muss es, wegen dieses Mangels an Verständ-
niss, aufgeben, Hrn. Sanson’s Messungen zu meinen Vergleichen zu
benutzen.

Der durchschnittene Schädel zeigt, dass eine Linie, vom untern
Rand des foramen magnum durch den Körper des Keilbeins, unter und
vor dem foram. opticum und durch den hintern Rand der lamina
sagittalis des Siebbeins gezogen, auf der Stirn in einem Punkt ausläuft,
welcher am unverletzten Schädel nicht zu bestimmen ist. Die Form der,
zwischen die Nasenbeine tretenden, Schneppe des Stirnbeins steht in
keiner Beziehung zur Gehirnhöhle, ebenso wenig eine definirbare Stelle
des unsichern Orbitalrandes. Es gilt dies für Hasen wie für Kaninchen.
Konstruire ich auf der eben bezeichneten Gehirnbasis ein Dreieck, dessen
Hypothenuse die Hensel’sche Basilarlinie des Kopfes ist, dessen
Katheten in einem fixirten Punkte der Peripherie des foramen opticum
scheiteln, dann erhalte ich bei verschiedenen Hasen- und Kaninchen-
Schädeln Figuren mit Winkeln, welche dermassen gleich sind, dass eine
Konstruktionsdifferenz der betroffenen Schädeltheile, trotz der Grössen-
unterschiede der Individuen, nicht ersichtlich.

*) Ich lasse diese Zahlen stehen, obgleich meine Sammlung seit der Zeit nicht
unbedeutend vermehrt ist, wie ich in der später geschriebenen Einleitung angeführt.
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Zitationshilfe: Nathusius, Hermann Engelhard von: Über die sogenannten Leporiden. Berlin, 1876, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_leporiden_1876/60>, abgerufen am 27.11.2024.