Es ist nur eine Seite der Erziehung, für welche die theo- retischen Grundlagen hier nachgewiesen werden sollen. Doch ist es die, von der schliesslich das Ganze der Erziehung abhängt. Also müssen die nachzuweisenden Grundlagen auch für das Ganze zulangen.
Das Wort Erziehung wird am eigentlichsten von der Bildung des Willens gebraucht. Es hat zwar einen hinlänglich weiten Sinn, um zu gestatten, dass man auch von intellektueller, ästhetischer, religiöser Erziehung spricht. Aber auch dabei denkt man vorzugsweise an die Abhängigkeit der intellektuellen, der ästhetischen, der religiösen Bildung von der Bildung des Willens oder an ihre Rückwirkung auf diese. Andernfalls spricht man von Unterricht oder gebraucht das allgemeine Wort Bildung, Ausbildung.
Dieses scheint in der That am geeignetsten, um das Ganze der pädagogischen Aufgabe zugleich dem Umfang nach er- schöpfend und dem Inhalt nach bezeichnend auszudrücken. Man spricht von wissenschaftlicher, technischer, künstlerischer so gut wie von sittlicher Bildung; der Ausdruck ist anwendbar auf jede Sonderrichtung der pädagogischen Thätigkeit, er ist es erst recht auf ihr Ganzes, auf die Einheit der humanen und beruflichen Erziehung. Und, mag dabei mehr gedacht sein an die plastische Thätigkeit des Künstlers, das absichtliche Formen,
§ 1. Erziehung, Bildung, Wille, Idee.
Es ist nur eine Seite der Erziehung, für welche die theo- retischen Grundlagen hier nachgewiesen werden sollen. Doch ist es die, von der schliesslich das Ganze der Erziehung abhängt. Also müssen die nachzuweisenden Grundlagen auch für das Ganze zulangen.
Das Wort Erziehung wird am eigentlichsten von der Bildung des Willens gebraucht. Es hat zwar einen hinlänglich weiten Sinn, um zu gestatten, dass man auch von intellektueller, ästhetischer, religiöser Erziehung spricht. Aber auch dabei denkt man vorzugsweise an die Abhängigkeit der intellektuellen, der ästhetischen, der religiösen Bildung von der Bildung des Willens oder an ihre Rückwirkung auf diese. Andernfalls spricht man von Unterricht oder gebraucht das allgemeine Wort Bildung, Ausbildung.
Dieses scheint in der That am geeignetsten, um das Ganze der pädagogischen Aufgabe zugleich dem Umfang nach er- schöpfend und dem Inhalt nach bezeichnend auszudrücken. Man spricht von wissenschaftlicher, technischer, künstlerischer so gut wie von sittlicher Bildung; der Ausdruck ist anwendbar auf jede Sonderrichtung der pädagogischen Thätigkeit, er ist es erst recht auf ihr Ganzes, auf die Einheit der humanen und beruflichen Erziehung. Und, mag dabei mehr gedacht sein an die plastische Thätigkeit des Künstlers, das absichtliche Formen,
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§ 1.
Erziehung, Bildung, Wille, Idee.
Es ist nur eine Seite der Erziehung, für welche die theo-
retischen Grundlagen hier nachgewiesen werden sollen. Doch
ist es die, von der schliesslich das Ganze der Erziehung abhängt.
Also müssen die nachzuweisenden Grundlagen auch für das
Ganze zulangen.
Das Wort Erziehung wird am eigentlichsten von der
Bildung des Willens gebraucht. Es hat zwar einen hinlänglich
weiten Sinn, um zu gestatten, dass man auch von intellektueller,
ästhetischer, religiöser Erziehung spricht. Aber auch dabei
denkt man vorzugsweise an die Abhängigkeit der intellektuellen,
der ästhetischen, der religiösen Bildung von der Bildung des
Willens oder an ihre Rückwirkung auf diese. Andernfalls
spricht man von Unterricht oder gebraucht das allgemeine
Wort Bildung, Ausbildung.
Dieses scheint in der That am geeignetsten, um das Ganze
der pädagogischen Aufgabe zugleich dem Umfang nach er-
schöpfend und dem Inhalt nach bezeichnend auszudrücken. Man
spricht von wissenschaftlicher, technischer, künstlerischer so
gut wie von sittlicher Bildung; der Ausdruck ist anwendbar
auf jede Sonderrichtung der pädagogischen Thätigkeit, er ist
es erst recht auf ihr Ganzes, auf die Einheit der humanen und
beruflichen Erziehung. Und, mag dabei mehr gedacht sein an
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Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/natorp_sozialpaedagogik_1899/19>, abgerufen am 21.11.2024.
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