lichkeit nicht zurück: um es mit der Idee d. i. mit gesetzlicher Gestaltung ganz zu durchdringen bis zum niederen Triebleben herab, dessen gesunde Kraft nicht entwurzelt, sondern er- halten, aber in den Dienst edler, menschlicher Zwecke gestellt werden soll.
Und hier ist es nun, wo gerade die höchste Entwicklung des Menschen im Menschen nicht von der Gemeinschaft der Menschen hinweg, sondern mitten in sie hineinführt. Es muss nämlich doch, wenn jene Forderung gerade des höchsten Idea- lismus irgend erfüllt werden soll, alles, was auf den vorigen beiden Stufen gewonnen wurde, auf der dritten erhalten bleiben und nur zu dem, was sie Neues und Eigentümliches hinzu- bringt, in Beziehung gesetzt werden. Also wird auch die höhere Entwicklung sich an die vorhandenen Formen der Gemeinschaft immer anschliessen müssen, wiewohl in der Absicht sie zu vertiefen und, wo diese Vertiefung es fordert, auch die gegebenen Formen zu durchbrechen, nämlich weitere, mächtigere an ihre Stelle zu setzen.
Zunächst die Oekonomie der Triebkräfte bis zu ihrer physischen Grundlage ist sogar für kein Alter so wichtig wie für dieses, da ohne diese Bedingung der an der gefährlichsten Entwicklungsscheide stehende, so leicht gewaltthätige Trieb alsbald alles stören und zerstören würde. Wie aber hier einzig der feste Halt an der Familie oder familienhafter Gemeinschaft, zum wenigsten an ihrer Idee, eine Sicherung bietet, wurde schon zur Genüge ausgeführt. Günstig genug kommt dieser ideellen Hülfe die diesem Alter so natürliche Neigung zur Leibesübung, zur ernsten körperlichen Anstrengung überhaupt entgegen, die man nur auf ordentliche Ziele, d. h. dahin lenken sollte, dass sie zugleich als Arbeit d. i. Gestaltung sinnlichen Stoffs Gelegenheit giebt, die Tugend des lautern Sachsinn, der Wahrheit gegen die Sache daran zu üben, zugleich den Segen der Arbeitsgemeinschaft an sich zu erfahren. In solchem allen aber erhält und stärkt sich jene unmittelbare familien- hafte Gemeinschaft, aus der wir die Elemente dazu ursprüng- lich hervorwachsen sahen. Man verbleibt in unlöslicher Be- ziehung zur materialen Grundlage des Menschendaseins in
lichkeit nicht zurück: um es mit der Idee d. i. mit gesetzlicher Gestaltung ganz zu durchdringen bis zum niederen Triebleben herab, dessen gesunde Kraft nicht entwurzelt, sondern er- halten, aber in den Dienst edler, menschlicher Zwecke gestellt werden soll.
Und hier ist es nun, wo gerade die höchste Entwicklung des Menschen im Menschen nicht von der Gemeinschaft der Menschen hinweg, sondern mitten in sie hineinführt. Es muss nämlich doch, wenn jene Forderung gerade des höchsten Idea- lismus irgend erfüllt werden soll, alles, was auf den vorigen beiden Stufen gewonnen wurde, auf der dritten erhalten bleiben und nur zu dem, was sie Neues und Eigentümliches hinzu- bringt, in Beziehung gesetzt werden. Also wird auch die höhere Entwicklung sich an die vorhandenen Formen der Gemeinschaft immer anschliessen müssen, wiewohl in der Absicht sie zu vertiefen und, wo diese Vertiefung es fordert, auch die gegebenen Formen zu durchbrechen, nämlich weitere, mächtigere an ihre Stelle zu setzen.
Zunächst die Oekonomie der Triebkräfte bis zu ihrer physischen Grundlage ist sogar für kein Alter so wichtig wie für dieses, da ohne diese Bedingung der an der gefährlichsten Entwicklungsscheide stehende, so leicht gewaltthätige Trieb alsbald alles stören und zerstören würde. Wie aber hier einzig der feste Halt an der Familie oder familienhafter Gemeinschaft, zum wenigsten an ihrer Idee, eine Sicherung bietet, wurde schon zur Genüge ausgeführt. Günstig genug kommt dieser ideellen Hülfe die diesem Alter so natürliche Neigung zur Leibesübung, zur ernsten körperlichen Anstrengung überhaupt entgegen, die man nur auf ordentliche Ziele, d. h. dahin lenken sollte, dass sie zugleich als Arbeit d. i. Gestaltung sinnlichen Stoffs Gelegenheit giebt, die Tugend des lautern Sachsinn, der Wahrheit gegen die Sache daran zu üben, zugleich den Segen der Arbeitsgemeinschaft an sich zu erfahren. In solchem allen aber erhält und stärkt sich jene unmittelbare familien- hafte Gemeinschaft, aus der wir die Elemente dazu ursprüng- lich hervorwachsen sahen. Man verbleibt in unlöslicher Be- ziehung zur materialen Grundlage des Menschendaseins in
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lichkeit nicht zurück: um es mit der Idee d. i. mit gesetzlicher
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halten, aber in den Dienst edler, menschlicher Zwecke gestellt
werden soll.
Und hier ist es nun, wo gerade die höchste Entwicklung
des Menschen im Menschen nicht von der Gemeinschaft der
Menschen hinweg, sondern mitten in sie hineinführt. Es muss
nämlich doch, wenn jene Forderung gerade des höchsten Idea-
lismus irgend erfüllt werden soll, alles, was auf den vorigen
beiden Stufen gewonnen wurde, auf der dritten erhalten bleiben
und nur zu dem, was sie Neues und Eigentümliches hinzu-
bringt, in Beziehung gesetzt werden. Also wird auch die
höhere Entwicklung sich an die vorhandenen Formen der
Gemeinschaft immer anschliessen müssen, wiewohl in der
Absicht sie zu vertiefen und, wo diese Vertiefung es fordert,
auch die gegebenen Formen zu durchbrechen, nämlich weitere,
mächtigere an ihre Stelle zu setzen.
Zunächst die Oekonomie der Triebkräfte bis zu ihrer
physischen Grundlage ist sogar für kein Alter so wichtig wie
für dieses, da ohne diese Bedingung der an der gefährlichsten
Entwicklungsscheide stehende, so leicht gewaltthätige Trieb
alsbald alles stören und zerstören würde. Wie aber hier einzig
der feste Halt an der Familie oder familienhafter Gemeinschaft,
zum wenigsten an ihrer Idee, eine Sicherung bietet, wurde
schon zur Genüge ausgeführt. Günstig genug kommt dieser
ideellen Hülfe die diesem Alter so natürliche Neigung zur
Leibesübung, zur ernsten körperlichen Anstrengung überhaupt
entgegen, die man nur auf ordentliche Ziele, d. h. dahin lenken
sollte, dass sie zugleich als Arbeit d. i. Gestaltung sinnlichen
Stoffs Gelegenheit giebt, die Tugend des lautern Sachsinn, der
Wahrheit gegen die Sache daran zu üben, zugleich den Segen
der Arbeitsgemeinschaft an sich zu erfahren. In solchem
allen aber erhält und stärkt sich jene unmittelbare familien-
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lich hervorwachsen sahen. Man verbleibt in unlöslicher Be-
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Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/natorp_sozialpaedagogik_1899/280>, abgerufen am 22.11.2024.
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