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Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

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Der aufrichtige
den Beinen durchgezogen, und an einen Gurt
an den Leib angebunden, damit es das Clystier
nicht wieder von sich stossen kan, bis es seine
Operation verrichtet, und seine Wirkung ge-
than, und wird dem Pferde von der vorgeschrie-
benen Pille alle 3. Stunden eingesteckt. Es
wird aber die Futterverschlagung nicht leicht er-
kannt, bis mehrentheils das Pferd sehr dicke auf-
gelauffen, und nicht mehr auf einem Beine ste-
hen kan und erst kalte Ohren- und Nasenlöcher
hat, wie auch fast einen kalten Schweis, daß
beynahe der Tod nicht mehr weit ist, zumahl da
der, so an der Krankheit Schuld ist, solche
nicht gerne gestehet, und anzeiget, da denn das
arme Tier, welches es nicht thun kan, sehr mi-
serabel wird, und manchmal unschuldig crepi-
ren muß, da doch diese Krankheit mit so weni-
gen in Zeiten kan gehoben werden. Denn es
ist bey einem Pferde im Anfange keine Karnk-
heit incurabel, oder tödtlich, so bald es ihm aber
ankomt, daß es anfänget zu scharren oder zu
hauen, sich zu welzen, sich in die Seite siehet,
wo nemlich sein Schmerz ist, der entweder von
faulen stinkigten Heu, oder von stinkenden wei-
chen Grumt, oder aber von Schrot oder Korn
wie auch vom überflüßigem Hafer entstanden;
so wird judiciret, das Pferd beissen die Wür-
mer, ein anderer spricht: Das Pferd kan nicht
stallen; der dritte: Es müsse die Feibel haben,
denn sonst wüste ich nicht, was ich damit ge-
macht hätte. Hierauf wird das Pferd gemei-

niglich

Der aufrichtige
den Beinen durchgezogen, und an einen Gurt
an den Leib angebunden, damit es das Clyſtier
nicht wieder von ſich ſtoſſen kan, bis es ſeine
Operation verrichtet, und ſeine Wirkung ge-
than, und wird dem Pferde von der vorgeſchrie-
benen Pille alle 3. Stunden eingeſteckt. Es
wird aber die Futterverſchlagung nicht leicht er-
kannt, bis mehrentheils das Pferd ſehr dicke auf-
gelauffen, und nicht mehr auf einem Beine ſte-
hen kan und erſt kalte Ohren- und Naſenloͤcher
hat, wie auch faſt einen kalten Schweis, daß
beynahe der Tod nicht mehr weit iſt, zumahl da
der, ſo an der Krankheit Schuld iſt, ſolche
nicht gerne geſtehet, und anzeiget, da denn das
arme Tier, welches es nicht thun kan, ſehr mi-
ſerabel wird, und manchmal unſchuldig crepi-
ren muß, da doch dieſe Krankheit mit ſo weni-
gen in Zeiten kan gehoben werden. Denn es
iſt bey einem Pferde im Anfange keine Karnk-
heit incurabel, oder toͤdtlich, ſo bald es ihm aber
ankomt, daß es anfaͤnget zu ſcharren oder zu
hauen, ſich zu welzen, ſich in die Seite ſiehet,
wo nemlich ſein Schmerz iſt, der entweder von
faulen ſtinkigten Heu, oder von ſtinkenden wei-
chen Grumt, oder aber von Schrot oder Korn
wie auch vom uͤberfluͤßigem Hafer entſtanden;
ſo wird judiciret, das Pferd beiſſen die Wuͤr-
mer, ein anderer ſpricht: Das Pferd kan nicht
ſtallen; der dritte: Es muͤſſe die Feibel haben,
denn ſonſt wuͤſte ich nicht, was ich damit ge-
macht haͤtte. Hierauf wird das Pferd gemei-

niglich
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[26/0028] Der aufrichtige den Beinen durchgezogen, und an einen Gurt an den Leib angebunden, damit es das Clyſtier nicht wieder von ſich ſtoſſen kan, bis es ſeine Operation verrichtet, und ſeine Wirkung ge- than, und wird dem Pferde von der vorgeſchrie- benen Pille alle 3. Stunden eingeſteckt. Es wird aber die Futterverſchlagung nicht leicht er- kannt, bis mehrentheils das Pferd ſehr dicke auf- gelauffen, und nicht mehr auf einem Beine ſte- hen kan und erſt kalte Ohren- und Naſenloͤcher hat, wie auch faſt einen kalten Schweis, daß beynahe der Tod nicht mehr weit iſt, zumahl da der, ſo an der Krankheit Schuld iſt, ſolche nicht gerne geſtehet, und anzeiget, da denn das arme Tier, welches es nicht thun kan, ſehr mi- ſerabel wird, und manchmal unſchuldig crepi- ren muß, da doch dieſe Krankheit mit ſo weni- gen in Zeiten kan gehoben werden. Denn es iſt bey einem Pferde im Anfange keine Karnk- heit incurabel, oder toͤdtlich, ſo bald es ihm aber ankomt, daß es anfaͤnget zu ſcharren oder zu hauen, ſich zu welzen, ſich in die Seite ſiehet, wo nemlich ſein Schmerz iſt, der entweder von faulen ſtinkigten Heu, oder von ſtinkenden wei- chen Grumt, oder aber von Schrot oder Korn wie auch vom uͤberfluͤßigem Hafer entſtanden; ſo wird judiciret, das Pferd beiſſen die Wuͤr- mer, ein anderer ſpricht: Das Pferd kan nicht ſtallen; der dritte: Es muͤſſe die Feibel haben, denn ſonſt wuͤſte ich nicht, was ich damit ge- macht haͤtte. Hierauf wird das Pferd gemei- niglich

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Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/28>, abgerufen am 23.11.2024.