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Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

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Leipziger Roßarzt.
mehrentheils von einer festgestopften Druse oder
Ueberreitung, und wie schon von solcher Art
Krankheiten gemeldet worden, woraus zuwei-
len die Straubfüßigkeit entstehet, welche als-
denn ein völliger Salzfluß zu nennen ist, wenn
absonderlich bey einer Armee die Pferde über
Nacht bey kalten Wetter im Felde und Drecke
stehen, zumal wenn die Nachtfröste dazu kom-
men, und die Regimenter Abends späte in das
Lager rücken, da die Pferde, weil sie noch warm
seyn ins Wasser geritten werden müssen, und
die Nacht darauf frieret, da zeigen sich derglei-
chen fliesende Maucken, welche zwar im Anfang
nicht gefährlich seyn, wenn man die Pferde pur-
giret, und alsdenn mit der gelben und rothen
Salbe wechselsweise alle Tag einmal geschmie-
ret, wenn nun das Pferd warm zu stehen kom-
men kan, so lässet sich selbiges ganz wohl wieder
heilen, ist aber der Schade alt worden, und es
sind allbereits Stückgen Fleisch herausgefaulet
oder gefallen, so ist das rathsamste, man schnei-
de einem Pferde die Blase, damit der Flus ei-
nen andern Gang kriegt, und man die ausge-
faulten Löcher zuheilen kann, sonst bricht eines
nach den andern wieder auf. Die Operation
des Blaseschneidens wird also verrichtet: Man
premse zuvor das Pferd wohl, lasse alsdann das
Bein, woran es soll geschnitten werden, auf-
heben, schneide die Warze bis aufs Fell dünne
weg, alsdenn der Länge nach auf den Fleck, wo
die Warze gesessen hat, eines halben Fingers

lang

Leipziger Roßarzt.
mehrentheils von einer feſtgeſtopften Druſe oder
Ueberreitung, und wie ſchon von ſolcher Art
Krankheiten gemeldet worden, woraus zuwei-
len die Straubfuͤßigkeit entſtehet, welche als-
denn ein voͤlliger Salzfluß zu nennen iſt, wenn
abſonderlich bey einer Armee die Pferde uͤber
Nacht bey kalten Wetter im Felde und Drecke
ſtehen, zumal wenn die Nachtfroͤſte dazu kom-
men, und die Regimenter Abends ſpaͤte in das
Lager ruͤcken, da die Pferde, weil ſie noch warm
ſeyn ins Waſſer geritten werden muͤſſen, und
die Nacht darauf frieret, da zeigen ſich derglei-
chen flieſende Maucken, welche zwar im Anfang
nicht gefaͤhrlich ſeyn, wenn man die Pferde pur-
giret, und alsdenn mit der gelben und rothen
Salbe wechſelsweiſe alle Tag einmal geſchmie-
ret, wenn nun das Pferd warm zu ſtehen kom-
men kan, ſo laͤſſet ſich ſelbiges ganz wohl wieder
heilen, iſt aber der Schade alt worden, und es
ſind allbereits Stuͤckgen Fleiſch herausgefaulet
oder gefallen, ſo iſt das rathſamſte, man ſchnei-
de einem Pferde die Blaſe, damit der Flus ei-
nen andern Gang kriegt, und man die ausge-
faulten Loͤcher zuheilen kann, ſonſt bricht eines
nach den andern wieder auf. Die Operation
des Blaſeſchneidens wird alſo verrichtet: Man
premſe zuvor das Pferd wohl, laſſe alsdann das
Bein, woran es ſoll geſchnitten werden, auf-
heben, ſchneide die Warze bis aufs Fell duͤnne
weg, alsdenn der Laͤnge nach auf den Fleck, wo
die Warze geſeſſen hat, eines halben Fingers

lang
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[61/0063] Leipziger Roßarzt. mehrentheils von einer feſtgeſtopften Druſe oder Ueberreitung, und wie ſchon von ſolcher Art Krankheiten gemeldet worden, woraus zuwei- len die Straubfuͤßigkeit entſtehet, welche als- denn ein voͤlliger Salzfluß zu nennen iſt, wenn abſonderlich bey einer Armee die Pferde uͤber Nacht bey kalten Wetter im Felde und Drecke ſtehen, zumal wenn die Nachtfroͤſte dazu kom- men, und die Regimenter Abends ſpaͤte in das Lager ruͤcken, da die Pferde, weil ſie noch warm ſeyn ins Waſſer geritten werden muͤſſen, und die Nacht darauf frieret, da zeigen ſich derglei- chen flieſende Maucken, welche zwar im Anfang nicht gefaͤhrlich ſeyn, wenn man die Pferde pur- giret, und alsdenn mit der gelben und rothen Salbe wechſelsweiſe alle Tag einmal geſchmie- ret, wenn nun das Pferd warm zu ſtehen kom- men kan, ſo laͤſſet ſich ſelbiges ganz wohl wieder heilen, iſt aber der Schade alt worden, und es ſind allbereits Stuͤckgen Fleiſch herausgefaulet oder gefallen, ſo iſt das rathſamſte, man ſchnei- de einem Pferde die Blaſe, damit der Flus ei- nen andern Gang kriegt, und man die ausge- faulten Loͤcher zuheilen kann, ſonſt bricht eines nach den andern wieder auf. Die Operation des Blaſeſchneidens wird alſo verrichtet: Man premſe zuvor das Pferd wohl, laſſe alsdann das Bein, woran es ſoll geſchnitten werden, auf- heben, ſchneide die Warze bis aufs Fell duͤnne weg, alsdenn der Laͤnge nach auf den Fleck, wo die Warze geſeſſen hat, eines halben Fingers lang

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Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/63>, abgerufen am 23.11.2024.