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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Das V. Capitel.
res und insonderheit von der vortrefflichen Bibliothec zu wissen verlangt, der
wird die Beschreibung derselben weitläufftiger bey Angelus Rocca im Lateini-
schen und Mutius Pansa in Jtalienischen finden u. a. m.

Mehrere Bibliotheken findet man in dem Altierischen Pallast, die so
zahlreich, als wohl-conditionirt seyn. Die Bibliothec der Augustiner
wird alle Morgen geöffnet. Die Ottobonische ist eine der schönsten in
Rom. Ferner sind der Cardinäle Chigi, Barberini, Imperiale, Alla Chiesae
Nuova
,
bey den Patribus dell' Oratorio, S. Philippi Neri, allesamt schöne Bi-
bliothek
en. Jn dem Collegio del Capranica und bey dem Praelaten Severoli
sind die besten Juristischen Bücher. So ist auch fast in allen Klöstern, Kir-
chen und Collegien kein Mangel an wohl-eingerichteten Bibliotheken, als
all' Ara Celi, S. Maria del Populo, alla Minerva, S. Prescede u. a. m.

Wir kommen von den Bibliotheken zu denen berühmtesten Pallästen,
davon ich aber nur überhaupt sage, daß keiner unter allen zu finden, darin nicht
ein unsäglicher Vorrath von Statuen, antiquen Edelgesteinen, Müntzen,
Medaillen, kostbaren Gemählden, antiquen und tausenderley andern Ra-
ritäten gefunden wird. Die berühmtesten derselben sind: Der Pallast Ju-
stiniani:
Die Antiquitäten, die allda zu sehen, belauffen sich an der Zahl
auf 1867. und die raren Schildereyen auf 638. z. E. das Haupt Neronie,
die Minerva, die Venus aus dem Bade gehende etc. und von sonderbaren Ge-
mählden, das Bildniß Johannis von Urbino, die Jungfrau Maria und Joseph
von Andrea del Sarto, sind in grossem Estim. Der Pallast Chigi ist einer der
schönsten in Rom. Die 2. Venus, der Marsias und Fechter ist zu remarqui-
ren. Jn des Chigi Weinberg ist eine überaus schöne Raritäten-Kammer.
Der Pallast Farnesi, ein vortreffliches Gebäue, lieget gleichsam wie eine
Jnsel allein; seine Gestalt ist viereckt, und hat in der mitten ein groß Thor,
dadurch man in den Hof hinein gehet. Dieser Hof ist gebauet auf Pfeiler
und Bogen, mit einer schönen offenen Gallerie. Jn diesem Hof siehet man
das berühmte Bild Herculis, sich auf seiner Keule lehnend, welches in den
Thermis Antonini Caracallae gefunden worden: Einen andern Hercules.
Auf dem Saal siehet man das rare Bild Alexandri Farnesi, wie er von
der Fama gecrönt wird. Das unvergleichliche Bild Apollo in einem
Feuerstein. Unter den Gemählden sind sonderlich rar, die Thaten Pabst
Pauli III. Lutherus disputirend mit Cajetano, (ich halte mit Calvino;)
das Gemählde der 4. alten Lateinischen Kirchen-Lehrern Hieronymi,
Ambrosii, Augustini
und Gregorii: Eine curieuse Tafel von Pietre Tom-
messe
über 12. Fuß lang und 5. breit: Das Gemach, darinnen der Hei-
den Götter und Göttinnen von Hannibal Coraccio vortrefflich gemahlt:
Michael Angeli wahres Contrefait: Die Venus von Michael Angelo & c.

Ein
M 2

Das V. Capitel.
res und inſonderheit von der vortrefflichen Bibliothec zu wiſſen verlangt, der
wird die Beſchreibung derſelben weitlaͤufftiger bey Angelus Rocca im Lateini-
ſchen und Mutius Panſa in Jtalieniſchen finden u. a. m.

Mehrere Bibliotheken findet man in dem Altieriſchen Pallaſt, die ſo
zahlreich, als wohl-conditionirt ſeyn. Die Bibliothec der Auguſtiner
wird alle Morgen geoͤffnet. Die Ottoboniſche iſt eine der ſchoͤnſten in
Rom. Ferner ſind der Cardinaͤle Chigi, Barberini, Imperiale, Alla Chieſæ
Nuova
,
bey den Patribus dell’ Oratorio, S. Philippi Neri, alleſamt ſchoͤne Bi-
bliothek
en. Jn dem Collegio del Capranica und bey dem Prælaten Severoli
ſind die beſten Juriſtiſchen Buͤcher. So iſt auch faſt in allen Kloͤſtern, Kir-
chen und Collegien kein Mangel an wohl-eingerichteten Bibliotheken, als
all’ Ara Celi, S. Maria del Populo, alla Minerva, S. Preſcede u. a. m.

Wir kommen von den Bibliotheken zu denen beruͤhmteſten Pallaͤſten,
davon ich aber nur uͤberhaupt ſage, daß keiner unter allen zu finden, darin nicht
ein unſaͤglicher Vorrath von Statuen, antiquen Edelgeſteinen, Muͤntzen,
Medaillen, koſtbaren Gemaͤhlden, antiquen und tauſenderley andern Ra-
ritaͤten gefunden wird. Die beruͤhmteſten derſelben ſind: Der Pallaſt Ju-
ſtiniani:
Die Antiquitäten, die allda zu ſehen, belauffen ſich an der Zahl
auf 1867. und die raren Schildereyen auf 638. z. E. das Haupt Neronie,
die Minerva, die Venus aus dem Bade gehende ꝛc. und von ſonderbaren Ge-
maͤhlden, das Bildniß Johannis von Urbino, die Jungfrau Maria und Joſeph
von Andrea del Sarto, ſind in groſſem Eſtim. Der Pallaſt Chigi iſt einer der
ſchoͤnſten in Rom. Die 2. Venus, der Marſias und Fechter iſt zu remarqui-
ren. Jn des Chigi Weinberg iſt eine uͤberaus ſchoͤne Raritaͤten-Kammer.
Der Pallaſt Farneſi, ein vortreffliches Gebaͤue, lieget gleichſam wie eine
Jnſel allein; ſeine Geſtalt iſt viereckt, und hat in der mitten ein groß Thor,
dadurch man in den Hof hinein gehet. Dieſer Hof iſt gebauet auf Pfeiler
und Bogen, mit einer ſchoͤnen offenen Gallerie. Jn dieſem Hof ſiehet man
das beruͤhmte Bild Herculis, ſich auf ſeiner Keule lehnend, welches in den
Thermis Antonini Caracallæ gefunden worden: Einen andern Hercules.
Auf dem Saal ſiehet man das rare Bild Alexandri Farneſi, wie er von
der Fama gecroͤnt wird. Das unvergleichliche Bild Apollo in einem
Feuerſtein. Unter den Gemaͤhlden ſind ſonderlich rar, die Thaten Pabſt
Pauli III. Lutherus diſputirend mit Cajetano, (ich halte mit Calvino;)
das Gemaͤhlde der 4. alten Lateiniſchen Kirchen-Lehrern Hieronymi,
Ambroſii, Auguſtini
und Gregorii: Eine curieuſe Tafel von Pietre Tom-
meſſe
uͤber 12. Fuß lang und 5. breit: Das Gemach, darinnen der Hei-
den Goͤtter und Goͤttinnen von Hannibal Coraccio vortrefflich gemahlt:
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[91/0119] Das V. Capitel. res und inſonderheit von der vortrefflichen Bibliothec zu wiſſen verlangt, der wird die Beſchreibung derſelben weitlaͤufftiger bey Angelus Rocca im Lateini- ſchen und Mutius Panſa in Jtalieniſchen finden u. a. m. Mehrere Bibliotheken findet man in dem Altieriſchen Pallaſt, die ſo zahlreich, als wohl-conditionirt ſeyn. Die Bibliothec der Auguſtiner wird alle Morgen geoͤffnet. Die Ottoboniſche iſt eine der ſchoͤnſten in Rom. Ferner ſind der Cardinaͤle Chigi, Barberini, Imperiale, Alla Chieſæ Nuova, bey den Patribus dell’ Oratorio, S. Philippi Neri, alleſamt ſchoͤne Bi- bliotheken. Jn dem Collegio del Capranica und bey dem Prælaten Severoli ſind die beſten Juriſtiſchen Buͤcher. So iſt auch faſt in allen Kloͤſtern, Kir- chen und Collegien kein Mangel an wohl-eingerichteten Bibliotheken, als all’ Ara Celi, S. Maria del Populo, alla Minerva, S. Preſcede u. a. m. Wir kommen von den Bibliotheken zu denen beruͤhmteſten Pallaͤſten, davon ich aber nur uͤberhaupt ſage, daß keiner unter allen zu finden, darin nicht ein unſaͤglicher Vorrath von Statuen, antiquen Edelgeſteinen, Muͤntzen, Medaillen, koſtbaren Gemaͤhlden, antiquen und tauſenderley andern Ra- ritaͤten gefunden wird. Die beruͤhmteſten derſelben ſind: Der Pallaſt Ju- ſtiniani: Die Antiquitäten, die allda zu ſehen, belauffen ſich an der Zahl auf 1867. und die raren Schildereyen auf 638. z. E. das Haupt Neronie, die Minerva, die Venus aus dem Bade gehende ꝛc. und von ſonderbaren Ge- maͤhlden, das Bildniß Johannis von Urbino, die Jungfrau Maria und Joſeph von Andrea del Sarto, ſind in groſſem Eſtim. Der Pallaſt Chigi iſt einer der ſchoͤnſten in Rom. Die 2. Venus, der Marſias und Fechter iſt zu remarqui- ren. Jn des Chigi Weinberg iſt eine uͤberaus ſchoͤne Raritaͤten-Kammer. Der Pallaſt Farneſi, ein vortreffliches Gebaͤue, lieget gleichſam wie eine Jnſel allein; ſeine Geſtalt iſt viereckt, und hat in der mitten ein groß Thor, dadurch man in den Hof hinein gehet. Dieſer Hof iſt gebauet auf Pfeiler und Bogen, mit einer ſchoͤnen offenen Gallerie. Jn dieſem Hof ſiehet man das beruͤhmte Bild Herculis, ſich auf ſeiner Keule lehnend, welches in den Thermis Antonini Caracallæ gefunden worden: Einen andern Hercules. Auf dem Saal ſiehet man das rare Bild Alexandri Farneſi, wie er von der Fama gecroͤnt wird. Das unvergleichliche Bild Apollo in einem Feuerſtein. Unter den Gemaͤhlden ſind ſonderlich rar, die Thaten Pabſt Pauli III. Lutherus diſputirend mit Cajetano, (ich halte mit Calvino;) das Gemaͤhlde der 4. alten Lateiniſchen Kirchen-Lehrern Hieronymi, Ambroſii, Auguſtini und Gregorii: Eine curieuſe Tafel von Pietre Tom- meſſe uͤber 12. Fuß lang und 5. breit: Das Gemach, darinnen der Hei- den Goͤtter und Goͤttinnen von Hannibal Coraccio vortrefflich gemahlt: Michaël Angeli wahres Contrefait: Die Venus von Michaël Angelo & c. Ein M 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/119>, abgerufen am 21.11.2024.