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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
genauer besiehet, sonderlich das mittelste, wo das Ludovisische Wapen aus
Edelgestein von allerley Farben über die Massen künstlich verfertiget ist. Es
sind darin Büschlein Trauben, roth und weiß, alle von Edelstein, grosse A-
methyst
en viereckigt und rund, in Pyramidal-Form: Phaeton in seinem
Wagen mit Rädern, und all in einem Cameo und andern kostbaren Stei-
nen, und so unzählig viel, daß einem aller Appetit benommen wird, mehr
solcher kostbaren Schätze zu besehen. Misson aber, der 1688. diese Ludo-
visi
sche Kunst-Kammer besehen, schreibet p. 56. daß zu der Zeit alle Edelge-
steine schon von diesen Bett-Laden abgebrochen gewesen sind. Wenn man
dieses Haus genugsam besehen, geht man durch den Garten in das andre
Haus, darin folgende Sachen admiriret werden: Zwey Statuen, welche 2.
alte sitzende Richts-Herren vorstellen: 4. Gemählde, nemlich P. Francisci,
Lucretia, Judith
und die Bekehrung Pauli von Guido Rheni.

Viele andere rare Stücke von Titian, Raphael, Michael Angelo, Camccio
und andern: Scipionis Africani Haupt in Marmor: Senecae Haupt in Busto,
von grossem Werth: Ciceronis Kopff in Busto: Etliche Tafeln mit allerley
Steinen eingelegt: Zweene rare Apollo in weissem Marmor: Etliche Kna-
ben in ziemlicher Grösse aus Helffenbein: Das Oraculum von Porphyr,
so ehedem soll geredet haben: Eine mit Sammet überzogene Lade, darin das
Bild eines berühmten Fechters, welcher an seiner Wunde gestorben. Das
rareste Stück in diesem Hause ist ein versteinerter Cörper eines Mannes.
Zwar ist dieses nicht eine Art der Versteinerung, die eine Sache durch und
durch versteinert, sondern nur eine steinerne Rinde, die diß oder jenes als ei-
ne Schale umgibt. Nunmehro ist es auch ohne allen Zweifel, daß gewisse
mineralische Brunnen und Gewässer eine Versteinerungs-Krafft an sich
haben: Denn in Thüringen unweit Jena über die Sale; in Oester-
reich
nahe bey der Neustadt; am Fichtel-Berge; bey Franckfurt an
der Oder,
findet man Brunnen, darin alles, was man hinein wirfft, zu
Stein wird. Der Fluß Toverone bey Rom verwandelt alles Holtz in
Stein. Zu Albano, eine Meile von Padua, kommen zwey Quellen unter
einem Felsen heraus, die eine überziehet alles mit einer steinern Rinde,
die andere aber wird vor mancherley Gebrechen getruncken. vid. Andreae
Scoti Itinerar. Italic.
Die kleine See in Jtalien, Logo del pie di Lugo ge-
nannt, überziehet alles innerhalb einen Tag mit einer steinernen Rinde.
Kircherus. Wer mehr von solchen versteinernden Wassern zu wissen ver-
langt, findet solches bey Happelio in seinen Relation. Curiosis Part. 2. p 648.
Eine andere Versteinerung geschiehet auch durch den Stein-machenden
Safft oder Succo Lapidifico, der aus der Erden entstehet. Helmontius

de

Von Muſeis I. Theil
genauer beſiehet, ſonderlich das mittelſte, wo das Ludoviſiſche Wapen aus
Edelgeſtein von allerley Farben uͤber die Maſſen kuͤnſtlich verfertiget iſt. Es
ſind darin Buͤſchlein Trauben, roth und weiß, alle von Edelſtein, groſſe A-
methyſt
en viereckigt und rund, in Pyramidal-Form: Phaëton in ſeinem
Wagen mit Raͤdern, und all in einem Cameo und andern koſtbaren Stei-
nen, und ſo unzaͤhlig viel, daß einem aller Appetit benommen wird, mehr
ſolcher koſtbaren Schaͤtze zu beſehen. Miſſon aber, der 1688. dieſe Ludo-
viſi
ſche Kunſt-Kammer beſehen, ſchreibet p. 56. daß zu der Zeit alle Edelge-
ſteine ſchon von dieſen Bett-Laden abgebrochen geweſen ſind. Wenn man
dieſes Haus genugſam beſehen, geht man durch den Garten in das andre
Haus, darin folgende Sachen admiriret werden: Zwey Statuen, welche 2.
alte ſitzende Richts-Herren vorſtellen: 4. Gemaͤhlde, nemlich P. Franciſci,
Lucretia, Judith
und die Bekehrung Pauli von Guido Rheni.

Viele andere rare Stuͤcke von Titian, Raphaël, Michaël Angelo, Camccio
und andern: Scipionis Africani Haupt in Marmor: Senecæ Haupt in Buſto,
von groſſem Werth: Ciceronis Kopff in Buſto: Etliche Tafeln mit allerley
Steinen eingelegt: Zweene rare Apollo in weiſſem Marmor: Etliche Kna-
ben in ziemlicher Groͤſſe aus Helffenbein: Das Oraculum von Porphyr,
ſo ehedem ſoll geredet haben: Eine mit Sammet uͤberzogene Lade, darin das
Bild eines beruͤhmten Fechters, welcher an ſeiner Wunde geſtorben. Das
rareſte Stuͤck in dieſem Hauſe iſt ein verſteinerter Coͤrper eines Mannes.
Zwar iſt dieſes nicht eine Art der Verſteinerung, die eine Sache durch und
durch verſteinert, ſondern nur eine ſteinerne Rinde, die diß oder jenes als ei-
ne Schale umgibt. Nunmehro iſt es auch ohne allen Zweifel, daß gewiſſe
mineraliſche Brunnen und Gewaͤſſer eine Verſteinerungs-Krafft an ſich
haben: Denn in Thuͤringen unweit Jena uͤber die Sale; in Oeſter-
reich
nahe bey der Neuſtadt; am Fichtel-Berge; bey Franckfurt an
der Oder,
findet man Brunnen, darin alles, was man hinein wirfft, zu
Stein wird. Der Fluß Toverone bey Rom verwandelt alles Holtz in
Stein. Zu Albano, eine Meile von Padua, kommen zwey Quellen unter
einem Felſen heraus, die eine uͤberziehet alles mit einer ſteinern Rinde,
die andere aber wird vor mancherley Gebrechen getruncken. vid. Andreæ
Scoti Itinerar. Italic.
Die kleine See in Jtalien, Logo del pie di Lugo ge-
nannt, uͤberziehet alles innerhalb einen Tag mit einer ſteinernen Rinde.
Kircherus. Wer mehr von ſolchen verſteinernden Waſſern zu wiſſen ver-
langt, findet ſolches bey Happelio in ſeinen Relation. Curioſis Part. 2. p 648.
Eine andere Verſteinerung geſchiehet auch durch den Stein-machenden
Safft oder Succo Lapidifico, der aus der Erden entſtehet. Helmontius

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[96/0124] Von Muſeis I. Theil genauer beſiehet, ſonderlich das mittelſte, wo das Ludoviſiſche Wapen aus Edelgeſtein von allerley Farben uͤber die Maſſen kuͤnſtlich verfertiget iſt. Es ſind darin Buͤſchlein Trauben, roth und weiß, alle von Edelſtein, groſſe A- methyſten viereckigt und rund, in Pyramidal-Form: Phaëton in ſeinem Wagen mit Raͤdern, und all in einem Cameo und andern koſtbaren Stei- nen, und ſo unzaͤhlig viel, daß einem aller Appetit benommen wird, mehr ſolcher koſtbaren Schaͤtze zu beſehen. Miſſon aber, der 1688. dieſe Ludo- viſiſche Kunſt-Kammer beſehen, ſchreibet p. 56. daß zu der Zeit alle Edelge- ſteine ſchon von dieſen Bett-Laden abgebrochen geweſen ſind. Wenn man dieſes Haus genugſam beſehen, geht man durch den Garten in das andre Haus, darin folgende Sachen admiriret werden: Zwey Statuen, welche 2. alte ſitzende Richts-Herren vorſtellen: 4. Gemaͤhlde, nemlich P. Franciſci, Lucretia, Judith und die Bekehrung Pauli von Guido Rheni. Viele andere rare Stuͤcke von Titian, Raphaël, Michaël Angelo, Camccio und andern: Scipionis Africani Haupt in Marmor: Senecæ Haupt in Buſto, von groſſem Werth: Ciceronis Kopff in Buſto: Etliche Tafeln mit allerley Steinen eingelegt: Zweene rare Apollo in weiſſem Marmor: Etliche Kna- ben in ziemlicher Groͤſſe aus Helffenbein: Das Oraculum von Porphyr, ſo ehedem ſoll geredet haben: Eine mit Sammet uͤberzogene Lade, darin das Bild eines beruͤhmten Fechters, welcher an ſeiner Wunde geſtorben. Das rareſte Stuͤck in dieſem Hauſe iſt ein verſteinerter Coͤrper eines Mannes. Zwar iſt dieſes nicht eine Art der Verſteinerung, die eine Sache durch und durch verſteinert, ſondern nur eine ſteinerne Rinde, die diß oder jenes als ei- ne Schale umgibt. Nunmehro iſt es auch ohne allen Zweifel, daß gewiſſe mineraliſche Brunnen und Gewaͤſſer eine Verſteinerungs-Krafft an ſich haben: Denn in Thuͤringen unweit Jena uͤber die Sale; in Oeſter- reich nahe bey der Neuſtadt; am Fichtel-Berge; bey Franckfurt an der Oder, findet man Brunnen, darin alles, was man hinein wirfft, zu Stein wird. Der Fluß Toverone bey Rom verwandelt alles Holtz in Stein. Zu Albano, eine Meile von Padua, kommen zwey Quellen unter einem Felſen heraus, die eine uͤberziehet alles mit einer ſteinern Rinde, die andere aber wird vor mancherley Gebrechen getruncken. vid. Andreæ Scoti Itinerar. Italic. Die kleine See in Jtalien, Logo del pie di Lugo ge- nannt, uͤberziehet alles innerhalb einen Tag mit einer ſteinernen Rinde. Kircherus. Wer mehr von ſolchen verſteinernden Waſſern zu wiſſen ver- langt, findet ſolches bey Happelio in ſeinen Relation. Curioſis Part. 2. p 648. Eine andere Verſteinerung geſchiehet auch durch den Stein-machenden Safft oder Succo Lapidifico, der aus der Erden entſtehet. Helmontius de

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/124>, abgerufen am 21.11.2024.