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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Das V. Capitel.
waren derselben vor Zeiten nur 7. dahero der Beyname Septi collis oder
eine Stadt an sieben Hügeln gelegen, vor Zeiten Rom beygelegt wur-
de. Jtzo aber hat sich deren Anzahl auf zwölffe gemehret, und bestehen in
folgenden. (1) Der Berg Capitolino, oder das Römische Capitolium,
(2) Palatino, (3) Aventino, (4) Celio, (5) Esquilino, (6) Viminale,
(7) Quirinale
oder Monte Cavallo, (8) Janicolo, (9) Pincio, (10)
Vaticano, (11) Citorio, (12) Giordano.
Mit einem Wor beschrei-
be ich diese alle, wenn ich sage, daß in denen darauf befindlichen Ge-
bäuen die schönsten antiquen Statuen, Gemählde und dergleichen Curio-
sa
an zahlreicher Menge vorhanden, darum will ich den curieusen Passagie-
ren, und die, um Raritäten zu besehen, reisen, diese Herrlichkeiten zur selbst
eignen Besichtigung überlassen. Nur das Welt-beruffene Capitolium,
als der schönste und edelste unter den andern, giebt mir einen absoluten Be-
fehl, von seinen vortrefflichen Antiquitäten, so wenig es auch nur seyn mag,
zu reden.

Capitolium, ob es den Namen hat von Caput Toli, oder von dem
Haupt eines Menschen Namens Toli, welches auf diesem Berg gefunden
worden, wie Justus Lipsius behaupten will, lasse ich unausgemacht. Das
erste, so uns hier zu betrachten vorkommt, ist die berühmte Statua Eque-
stris, Marci Aurelii,
welche von Ertzt, vormals aber dick vergoldet war; sie
soll so lebhafft seyn, daß man von ferne mehr als einmal hoch und theuer ver-
sichern solte, dieses sey eine lebendige Statua oder Reuter. Das Römische
Maß in dem Garten bey den Conservatorio, in weissen Marmor-Stein ge-
hauen ist eine über die Massen schöne Antiquität. Denn gleichwie wir allhie
in Hamburg ein allgemein Ellen-Maß zu iedermans Nachricht am Rath-
hause hangen haben, eben so hat dieses Maß vor Zeiten den Nömischen Krä-
mern und Kauffleuten zu ihrem Original dienen müssen. Denn so viel die
Massen Canna, Palmo & c. in diesem Stein hielten, so viel muste auch ihr
Maß, darin sie ihre Waaren verkaufften, halten. Die eherne angenagelte
Platte bey der Treppe, worauf das Römische Gesetz der X. Tabularum ge-
schrieben ist. Jn dem grossen Saal, der mehrentheils mit antiquen Sta-
tu
en und Gemählden angefüllet ist, remarquiret man folgende, als haupt-
sächlich rare Stücke: Den Raptum Sabinorum, der Tergemini Fratrum,
Staevola,
der seine Hand freywillig verbrennet, Cocles, der die Brücke allein
wider eine gantze Armee defendiret, Scipio und Hannibal, Brutus, wie er be-
fielet, daß sein eigner Sohn getödtet werde: Item des Tarquinii, da die Sa-
bin
en geraubet werden, in Fresco an der Wand und sonsten auf Schilde-
reyen-Art gemahlet, von dem Cavallier Joseph und Pietro Perugino.

Jn
N 3

Das V. Capitel.
waren derſelben vor Zeiten nur 7. dahero der Beyname Septi collis oder
eine Stadt an ſieben Huͤgeln gelegen, vor Zeiten Rom beygelegt wur-
de. Jtzo aber hat ſich deren Anzahl auf zwoͤlffe gemehret, und beſtehen in
folgenden. (1) Der Berg Capitolino, oder das Roͤmiſche Capitolium,
(2) Palatino, (3) Aventino, (4) Celio, (5) Esquilino, (6) Viminale,
(7) Quirinale
oder Monte Cavallo, (8) Janicolo, (9) Pincio, (10)
Vaticano, (11) Citorio, (12) Giordano.
Mit einem Wor beſchrei-
be ich dieſe alle, wenn ich ſage, daß in denen darauf befindlichen Ge-
baͤuen die ſchoͤnſten antiquen Statuen, Gemaͤhlde und dergleichen Curio-
ſa
an zahlreicher Menge vorhanden, darum will ich den curieuſen Paſſagie-
ren, und die, um Raritaͤten zu beſehen, reiſen, dieſe Herrlichkeiten zur ſelbſt
eignen Beſichtigung uͤberlaſſen. Nur das Welt-beruffene Capitolium,
als der ſchoͤnſte und edelſte unter den andern, giebt mir einen abſoluten Be-
fehl, von ſeinen vortrefflichen Antiquitäten, ſo wenig es auch nur ſeyn mag,
zu reden.

Capitolium, ob es den Namen hat von Caput Toli, oder von dem
Haupt eines Menſchen Namens Toli, welches auf dieſem Berg gefunden
worden, wie Juſtus Lipſius behaupten will, laſſe ich unausgemacht. Das
erſte, ſo uns hier zu betrachten vorkommt, iſt die beruͤhmte Statua Eque-
ſtris, Marci Aurelii,
welche von Ertzt, vormals aber dick vergoldet war; ſie
ſoll ſo lebhafft ſeyn, daß man von ferne mehr als einmal hoch und theuer ver-
ſichern ſolte, dieſes ſey eine lebendige Statua oder Reuter. Das Roͤmiſche
Maß in dem Garten bey den Conſervatorio, in weiſſen Marmor-Stein ge-
hauen iſt eine uͤber die Maſſen ſchoͤne Antiquität. Denn gleichwie wir allhie
in Hamburg ein allgemein Ellen-Maß zu iedermans Nachricht am Rath-
hauſe hangen haben, eben ſo hat dieſes Maß vor Zeiten den Noͤmiſchen Kraͤ-
mern und Kauffleuten zu ihrem Original dienen muͤſſen. Denn ſo viel die
Maſſen Canna, Palmo & c. in dieſem Stein hielten, ſo viel muſte auch ihr
Maß, darin ſie ihre Waaren verkaufften, halten. Die eherne angenagelte
Platte bey der Treppe, worauf das Roͤmiſche Geſetz der X. Tabularum ge-
ſchrieben iſt. Jn dem groſſen Saal, der mehrentheils mit antiquen Sta-
tu
en und Gemaͤhlden angefuͤllet iſt, remarquiret man folgende, als haupt-
ſaͤchlich rare Stuͤcke: Den Raptum Sabinorum, der Tergemini Fratrum,
Stævola,
der ſeine Hand freywillig verbrennet, Cocles, der die Bruͤcke allein
wider eine gantze Armee defendiret, Scipio und Hannibal, Brutus, wie er be-
fielet, daß ſein eigner Sohn getoͤdtet werde: Item des Tarquinii, da die Sa-
bin
en geraubet werden, in Freſco an der Wand und ſonſten auf Schilde-
reyen-Art gemahlet, von dem Cavallier Joſeph und Pietro Perugino.

Jn
N 3
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[101/0129] Das V. Capitel. waren derſelben vor Zeiten nur 7. dahero der Beyname Septi collis oder eine Stadt an ſieben Huͤgeln gelegen, vor Zeiten Rom beygelegt wur- de. Jtzo aber hat ſich deren Anzahl auf zwoͤlffe gemehret, und beſtehen in folgenden. (1) Der Berg Capitolino, oder das Roͤmiſche Capitolium, (2) Palatino, (3) Aventino, (4) Celio, (5) Esquilino, (6) Viminale, (7) Quirinale oder Monte Cavallo, (8) Janicolo, (9) Pincio, (10) Vaticano, (11) Citorio, (12) Giordano. Mit einem Wor beſchrei- be ich dieſe alle, wenn ich ſage, daß in denen darauf befindlichen Ge- baͤuen die ſchoͤnſten antiquen Statuen, Gemaͤhlde und dergleichen Curio- ſa an zahlreicher Menge vorhanden, darum will ich den curieuſen Paſſagie- ren, und die, um Raritaͤten zu beſehen, reiſen, dieſe Herrlichkeiten zur ſelbſt eignen Beſichtigung uͤberlaſſen. Nur das Welt-beruffene Capitolium, als der ſchoͤnſte und edelſte unter den andern, giebt mir einen abſoluten Be- fehl, von ſeinen vortrefflichen Antiquitäten, ſo wenig es auch nur ſeyn mag, zu reden. Capitolium, ob es den Namen hat von Caput Toli, oder von dem Haupt eines Menſchen Namens Toli, welches auf dieſem Berg gefunden worden, wie Juſtus Lipſius behaupten will, laſſe ich unausgemacht. Das erſte, ſo uns hier zu betrachten vorkommt, iſt die beruͤhmte Statua Eque- ſtris, Marci Aurelii, welche von Ertzt, vormals aber dick vergoldet war; ſie ſoll ſo lebhafft ſeyn, daß man von ferne mehr als einmal hoch und theuer ver- ſichern ſolte, dieſes ſey eine lebendige Statua oder Reuter. Das Roͤmiſche Maß in dem Garten bey den Conſervatorio, in weiſſen Marmor-Stein ge- hauen iſt eine uͤber die Maſſen ſchoͤne Antiquität. Denn gleichwie wir allhie in Hamburg ein allgemein Ellen-Maß zu iedermans Nachricht am Rath- hauſe hangen haben, eben ſo hat dieſes Maß vor Zeiten den Noͤmiſchen Kraͤ- mern und Kauffleuten zu ihrem Original dienen muͤſſen. Denn ſo viel die Maſſen Canna, Palmo & c. in dieſem Stein hielten, ſo viel muſte auch ihr Maß, darin ſie ihre Waaren verkaufften, halten. Die eherne angenagelte Platte bey der Treppe, worauf das Roͤmiſche Geſetz der X. Tabularum ge- ſchrieben iſt. Jn dem groſſen Saal, der mehrentheils mit antiquen Sta- tuen und Gemaͤhlden angefuͤllet iſt, remarquiret man folgende, als haupt- ſaͤchlich rare Stuͤcke: Den Raptum Sabinorum, der Tergemini Fratrum, Stævola, der ſeine Hand freywillig verbrennet, Cocles, der die Bruͤcke allein wider eine gantze Armee defendiret, Scipio und Hannibal, Brutus, wie er be- fielet, daß ſein eigner Sohn getoͤdtet werde: Item des Tarquinii, da die Sa- binen geraubet werden, in Freſco an der Wand und ſonſten auf Schilde- reyen-Art gemahlet, von dem Cavallier Joſeph und Pietro Perugino. Jn N 3

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/129>, abgerufen am 21.11.2024.