Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Das V. Capitel.
büttelische Haus eine der allerschönsten Bibliothequen und Raritäten-Kam-
mern, wo nicht in der gantzen Welt, doch wenigstens in gantz Europa auf-
zuweisen habe.

Z.
Zürich.

EJne der schönsten Städte in der Schweitz, hat eine schöne Biblio-
thec,
Müntz-Cabinet und Naturalien-Kammer. Jn dem Arsenal
wird als etwas merckwürdiges der Arm-Brust des berühmten Wilhelm
Tells
gezeiget, mit dem er seinem Sohne einen Apffel vom Kopff geschossen,
auf Besehl des hochmüthigen Land-Voigts Geißlers, und dadurch den An-
fang gemacht zu der Schweitzerischen Freyheit. Das Collegium Caroli-
num
hat eine Bibliothec von auserlesenen und raren Büchern. Nicht we-
niger hat allhier der berühmte Med. Doctor und Math. Prof. Hr. Joh.
Jac. Scheuchzer,
ein vortrefflich Museum im Besitz gehabt, in welchem
dieser curieuse Mann tausenderley Arten petrificirte und versteinerte Fische,
Laub und Kräuter etc. so er in den Schweitzer-Gebürgen mehrentheils selber
gesammlet, vorzeigen können, wovon unter andern zeugen kan sein Tractat,
genannt Piscium quereloe & vindicioe Tigur. 1708. 4. und sein Herbarium
diluvianum
Tigur. 1709. fol. cum Figur. AEn.
Ob dieses Museum aber
noch in seinem guten Wesen, ist mir unbewust. (z)

D. Joh.
(z) Es ist dieses allerdings schöne Museum nicht nur noch bis dato in vollkommenem
Stande, sondern wird auch noch täglich mit vielen Exoticis vermehret. Ein meh-
reres Zeugniß hiervon geben seine schöne Natur-Geschichte und die Oryctographiae
Helvetica.
Gewiß ist es, daß wol nicht leicht iemand eine vollständigere Samm-
lung von Ruderibus diluvianis besitze, als eben dieser Schweitzerische Plinius, wie
hiervon nicht nur angeführte Querela Piscium & Herbarium diluv. sondern vornem-
lich sein Museum diluvianum, Tiguri 1716. in 8. zengen können. Von einer son-
derbaren Rarität, nemlich einem Uberbleibsel eines versteinerten Menschen-Gerippes
habe ich ein mehreres inseriret in den Annal. Med. Physic. Mens. Apr. 1725. Class.
IV. Art.
5.
S

Das V. Capitel.
buͤtteliſche Haus eine der allerſchoͤnſten Bibliothequen und Raritaͤten-Kam-
mern, wo nicht in der gantzen Welt, doch wenigſtens in gantz Europa auf-
zuweiſen habe.

Z.
Zuͤrich.

EJne der ſchoͤnſten Staͤdte in der Schweitz, hat eine ſchoͤne Biblio-
thec,
Muͤntz-Cabinet und Naturalien-Kammer. Jn dem Arſenal
wird als etwas merckwuͤrdiges der Arm-Bruſt des beruͤhmten Wilhelm
Tells
gezeiget, mit dem er ſeinem Sohne einen Apffel vom Kopff geſchoſſen,
auf Beſehl des hochmuͤthigen Land-Voigts Geißlers, und dadurch den An-
fang gemacht zu der Schweitzeriſchen Freyheit. Das Collegium Caroli-
num
hat eine Bibliothec von auserleſenen und raren Buͤchern. Nicht we-
niger hat allhier der beruͤhmte Med. Doctor und Math. Prof. Hr. Joh.
Jac. Scheuchzer,
ein vortrefflich Muſeum im Beſitz gehabt, in welchem
dieſer curieuſe Mann tauſenderley Arten petrificirte und verſteinerte Fiſche,
Laub und Kraͤuter ꝛc. ſo er in den Schweitzer-Gebuͤrgen mehrentheils ſelber
geſammlet, vorzeigen koͤnnen, wovon unter andern zeugen kan ſein Tractat,
genannt Piſcium querelœ & vindiciœ Tigur. 1708. 4. und ſein Herbarium
diluvianum
Tigur. 1709. fol. cum Figur. Æn.
Ob dieſes Muſeum aber
noch in ſeinem guten Weſen, iſt mir unbewuſt. (z)

D. Joh.
(z) Es iſt dieſes allerdings ſchoͤne Muſeum nicht nur noch bis dato in vollkommenem
Stande, ſondern wird auch noch taͤglich mit vielen Exoticis vermehret. Ein meh-
reres Zeugniß hiervon geben ſeine ſchoͤne Natur-Geſchichte und die Oryctographiæ
Helvetica.
Gewiß iſt es, daß wol nicht leicht iemand eine vollſtaͤndigere Samm-
lung von Ruderibus diluvianis beſitze, als eben dieſer Schweitzeriſche Plinius, wie
hiervon nicht nur angefuͤhrte Querela Piſcium & Herbarium diluv. ſondern vornem-
lich ſein Muſeum diluvianum, Tiguri 1716. in 8. zengen koͤnnen. Von einer ſon-
derbaren Raritaͤt, nemlich einem Uberbleibſel eines verſteinerten Menſchen-Gerippes
habe ich ein mehreres inſeriret in den Annal. Med. Phyſic. Menſ. Apr. 1725. Claſſ.
IV. Art.
5.
S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0165" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel.</hi></fw><lb/>
bu&#x0364;tteli&#x017F;che Haus eine der aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Bibliothequ</hi>en und Rarita&#x0364;ten-Kam-<lb/>
mern, wo nicht in der gantzen Welt, doch wenig&#x017F;tens in gantz <hi rendition="#aq">Europa</hi> auf-<lb/>
zuwei&#x017F;en habe.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Z.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Zu&#x0364;rich.</hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">E</hi>Jne der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Sta&#x0364;dte in der <hi rendition="#fr">Schweitz,</hi> hat eine &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Biblio-<lb/>
thec,</hi> Mu&#x0364;ntz-<hi rendition="#aq">Cabinet</hi> und Naturalien-Kammer. Jn dem <hi rendition="#aq">Ar&#x017F;enal</hi><lb/>
wird als etwas merckwu&#x0364;rdiges der Arm-Bru&#x017F;t des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">Wilhelm<lb/>
Tells</hi> gezeiget, mit dem er &#x017F;einem Sohne einen Apffel vom Kopff ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
auf Be&#x017F;ehl des hochmu&#x0364;thigen Land-Voigts <hi rendition="#fr">Geißlers,</hi> und dadurch den An-<lb/>
fang gemacht zu der Schweitzeri&#x017F;chen Freyheit. Das <hi rendition="#aq">Collegium Caroli-<lb/>
num</hi> hat eine <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> von auserle&#x017F;enen und raren Bu&#x0364;chern. Nicht we-<lb/>
niger hat allhier der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Med. Doctor</hi> und <hi rendition="#aq">Math. Prof.</hi> Hr. <hi rendition="#fr">Joh.<lb/>
Jac. Scheuchzer,</hi> ein vortrefflich <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;eum</hi> im Be&#x017F;itz gehabt, in welchem<lb/>
die&#x017F;er <hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi>e Mann tau&#x017F;enderley Arten <hi rendition="#aq">petrifici</hi>rte und ver&#x017F;teinerte Fi&#x017F;che,<lb/>
Laub und Kra&#x0364;uter &#xA75B;c. &#x017F;o er in den Schweitzer-Gebu&#x0364;rgen mehrentheils &#x017F;elber<lb/>
ge&#x017F;ammlet, vorzeigen ko&#x0364;nnen, wovon unter andern zeugen kan &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Tractat,</hi><lb/>
genannt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pi&#x017F;cium querel&#x0153; &amp; vindici&#x0153;</hi> Tigur.</hi> 1708. 4. und &#x017F;ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Herbarium<lb/>
diluvianum</hi> Tigur. 1709. fol. cum Figur. Æn.</hi> Ob die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;eum</hi> aber<lb/>
noch in &#x017F;einem guten We&#x017F;en, i&#x017F;t mir unbewu&#x017F;t. <note place="foot" n="(z)">Es i&#x017F;t die&#x017F;es allerdings &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;eum</hi> nicht nur noch bis <hi rendition="#aq">dato</hi> in vollkommenem<lb/>
Stande, &#x017F;ondern wird auch noch ta&#x0364;glich mit vielen <hi rendition="#aq">Exoticis</hi> vermehret. Ein meh-<lb/>
reres Zeugniß hiervon geben &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#fr">Natur-Ge&#x017F;chichte</hi> und die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Oryctographiæ<lb/>
Helvetica.</hi></hi> Gewiß i&#x017F;t es, daß wol nicht leicht iemand eine voll&#x017F;ta&#x0364;ndigere Samm-<lb/>
lung von <hi rendition="#aq">Ruderibus diluvianis</hi> be&#x017F;itze, als eben die&#x017F;er Schweitzeri&#x017F;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Plinius</hi>,</hi> wie<lb/>
hiervon nicht nur angefu&#x0364;hrte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Querela Pi&#x017F;cium &amp; Herbarium diluv.</hi></hi> &#x017F;ondern vornem-<lb/>
lich &#x017F;ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mu&#x017F;eum diluvianum</hi>, Tiguri 1716. in</hi> 8. zengen ko&#x0364;nnen. Von einer &#x017F;on-<lb/>
derbaren Rarita&#x0364;t, nemlich einem Uberbleib&#x017F;el eines ver&#x017F;teinerten Men&#x017F;chen-Gerippes<lb/>
habe ich ein mehreres <hi rendition="#aq">in&#x017F;eri</hi>ret in den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Annal. Med. Phy&#x017F;ic.</hi> Men&#x017F;. Apr. 1725. Cla&#x017F;&#x017F;.<lb/>
IV. Art.</hi> 5.</note></p><lb/>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#fr">Joh.</hi> </hi> </salute>
              </closer>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">S</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0165] Das V. Capitel. buͤtteliſche Haus eine der allerſchoͤnſten Bibliothequen und Raritaͤten-Kam- mern, wo nicht in der gantzen Welt, doch wenigſtens in gantz Europa auf- zuweiſen habe. Z. Zuͤrich. EJne der ſchoͤnſten Staͤdte in der Schweitz, hat eine ſchoͤne Biblio- thec, Muͤntz-Cabinet und Naturalien-Kammer. Jn dem Arſenal wird als etwas merckwuͤrdiges der Arm-Bruſt des beruͤhmten Wilhelm Tells gezeiget, mit dem er ſeinem Sohne einen Apffel vom Kopff geſchoſſen, auf Beſehl des hochmuͤthigen Land-Voigts Geißlers, und dadurch den An- fang gemacht zu der Schweitzeriſchen Freyheit. Das Collegium Caroli- num hat eine Bibliothec von auserleſenen und raren Buͤchern. Nicht we- niger hat allhier der beruͤhmte Med. Doctor und Math. Prof. Hr. Joh. Jac. Scheuchzer, ein vortrefflich Muſeum im Beſitz gehabt, in welchem dieſer curieuſe Mann tauſenderley Arten petrificirte und verſteinerte Fiſche, Laub und Kraͤuter ꝛc. ſo er in den Schweitzer-Gebuͤrgen mehrentheils ſelber geſammlet, vorzeigen koͤnnen, wovon unter andern zeugen kan ſein Tractat, genannt Piſcium querelœ & vindiciœ Tigur. 1708. 4. und ſein Herbarium diluvianum Tigur. 1709. fol. cum Figur. Æn. Ob dieſes Muſeum aber noch in ſeinem guten Weſen, iſt mir unbewuſt. (z) D. Joh. (z) Es iſt dieſes allerdings ſchoͤne Muſeum nicht nur noch bis dato in vollkommenem Stande, ſondern wird auch noch taͤglich mit vielen Exoticis vermehret. Ein meh- reres Zeugniß hiervon geben ſeine ſchoͤne Natur-Geſchichte und die Oryctographiæ Helvetica. Gewiß iſt es, daß wol nicht leicht iemand eine vollſtaͤndigere Samm- lung von Ruderibus diluvianis beſitze, als eben dieſer Schweitzeriſche Plinius, wie hiervon nicht nur angefuͤhrte Querela Piſcium & Herbarium diluv. ſondern vornem- lich ſein Muſeum diluvianum, Tiguri 1716. in 8. zengen koͤnnen. Von einer ſon- derbaren Raritaͤt, nemlich einem Uberbleibſel eines verſteinerten Menſchen-Gerippes habe ich ein mehreres inſeriret in den Annal. Med. Phyſic. Menſ. Apr. 1725. Claſſ. IV. Art. 5. S

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/165
Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/165>, abgerufen am 25.11.2024.