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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis II. Theil.
Pallast viele Stuben und Gemächer, so von dem Welt-bekandten Raphael
Urbino
gemahlet sind, in dem Zeughaus den Küriß des Bourbonne, und in dem
Belvedere die herrliche Statuen und die vortreffliche Bibliotheque, so daher
Bibliotheca Vaticana genannt wird, darinnen nach etlicher Aussage über
6000. MScta, ohne die andern Raritäten, sollen anzutreffen seyn. Jm Ho-
fe ist hier ferner zu sehen die sterbende Cleopatm, die raren und wunderseltsa-
men Fontainen, allwo auch das berühmte Meßing-Becken, welches über
dem Molo oder Damm des Kaysers Adriani ist. G. C. Bohn. gibt in seinen
Curios. Europ. ferner Nachricht von dem Monte Cavallo oder Quirinali. wo-
selbst die itzige Residentz des Pabstes ist. Solches Palatium ist vor sich
deßwegen sehens-würdig, weil man von demselben fast gantz Rom übersehen
kan. Sonsten sind auch daselbst zu betrachten die Capelle, der königliche
Saal, die Gemächer, so von vielen trefflichen Mahlern ausgezieret, vor-
nemlich die Gallerie, welche letztlich Pabst Alexander VII. mahlen lassen;
der Garten, welcher überaus lustig ist, sowol wegen seiner schönen Lage, als
wegen der unterschiedlichen Eintheilung, mit vielen Fontainen, Statuen etc.
gezieret, da unter andern eine Grotte zu sehen, darin eine Orgel spielet, die
von Wasser getrieben wird. Jn dem Capitolio sind zu betrachten, bey dem
Hinaufgang die Colossi, Castor und Pollux, die Trophaea des Caji Marii, in
der Mitten des Platzes das Bildniß Kaysers Marci Aurelii, auf einem sehr
grossen Pferd, von Meßing gegossen und vergüldet. Bey der Fontaine die
Statuen des Nilus und der Tiber, und in der Mitten das triumphirende Rom;
in dem neuen Palatio sind in dem Hofe die Statua des Marforii, an den Stie-
gen einige Statuen aus Portugall. Jn den Ober-Gemächern sind die Sta-
tu
en der Agrippinoe, und die Häupter des Trajani, Kaysers Antonini, des Dio-
genis, Platonis, Socratis:
Vor allen andern ist ansehnlich die Statua des Inno-
centii X
der das Palatium aufgerichtet. Jn dem Palatio der Barbarinen
sind zu betrachten die Stiege, so von dem Cavalier Pedro di Cordona gemah-
let ist: Die Bibliotheque, allwo ein Gefäß von einem Sardonych-Stein
stehet, so für dasjenige gehalten wird, in welchem die Asche des Alexandri
Severi
gewesen, so wohl das rareste Kleinod in Europa ist. Jn Villa Borghe-
sia
oder Bischöfflichen Lust-Hof sind zu betrachten, ausser den unterschiedli-
chen Gärten, Lust-Höltzern und Wiesen etc. im Pallast selbst die Statuen des
Senecoe, Narcissi, Apollinis, Veneris & c. Jm Palatio Farnesio ist ausser allen schon
in vorigen erwähnten der Schranck sonderlich merckwürdig, darinnen man
eine Crystallene Service siehet vor einem Altar, um die Messe zu celebriren,
welches sehr rar ist. Man siehet auch daselbst ein Gebet-Buch von der
Jungfrau Maria, mit eigner Hand auf Pergament geschrieben, so die ra-

reste

Von Muſeis II. Theil.
Pallaſt viele Stuben und Gemaͤcher, ſo von dem Welt-bekandten Raphaël
Urbino
gemahlet ſind, in dem Zeughaus den Kuͤriß des Bourbonne, und in dem
Belvedere die herrliche Statuen und die vortreffliche Bibliotheque, ſo daher
Bibliotheca Vaticana genannt wird, darinnen nach etlicher Ausſage uͤber
6000. MScta, ohne die andern Raritaͤten, ſollen anzutreffen ſeyn. Jm Ho-
fe iſt hier ferner zu ſehen die ſterbende Cleopatm, die raren und wunderſeltſa-
men Fontainen, allwo auch das beruͤhmte Meßing-Becken, welches uͤber
dem Molo oder Damm des Kayſers Adriani iſt. G. C. Bohn. gibt in ſeinen
Curioſ. Europ. ferner Nachricht von dem Monte Cavallo oder Quirinali. wo-
ſelbſt die itzige Reſidentz des Pabſtes iſt. Solches Palatium iſt vor ſich
deßwegen ſehens-wuͤrdig, weil man von demſelben faſt gantz Rom uͤberſehen
kan. Sonſten ſind auch daſelbſt zu betrachten die Capelle, der koͤnigliche
Saal, die Gemaͤcher, ſo von vielen trefflichen Mahlern ausgezieret, vor-
nemlich die Gallerie, welche letztlich Pabſt Alexander VII. mahlen laſſen;
der Garten, welcher uͤberaus luſtig iſt, ſowol wegen ſeiner ſchoͤnen Lage, als
wegen der unterſchiedlichen Eintheilung, mit vielen Fontainen, Statuen ꝛc.
gezieret, da unter andern eine Grotte zu ſehen, darin eine Orgel ſpielet, die
von Waſſer getrieben wird. Jn dem Capitolio ſind zu betrachten, bey dem
Hinaufgang die Coloſſi, Caſtor und Pollux, die Trophæa des Caji Marii, in
der Mitten des Platzes das Bildniß Kayſers Marci Aurelii, auf einem ſehr
groſſen Pferd, von Meßing gegoſſen und verguͤldet. Bey der Fontaine die
Statuen des Nilus und der Tiber, und in der Mitten das triumphirende Rom;
in dem neuen Palatio ſind in dem Hofe die Statua des Marforii, an den Stie-
gen einige Statuen aus Portugall. Jn den Ober-Gemaͤchern ſind die Sta-
tu
en der Agrippinœ, und die Haͤupter des Trajani, Kayſers Antonini, des Dio-
genis, Platonis, Socratis:
Vor allen andern iſt anſehnlich die Statua des Inno-
centii X
der das Palatium aufgerichtet. Jn dem Palatio der Barbarinen
ſind zu betrachten die Stiege, ſo von dem Cavalier Pedro di Cordona gemah-
let iſt: Die Bibliotheque, allwo ein Gefaͤß von einem Sardonych-Stein
ſtehet, ſo fuͤr dasjenige gehalten wird, in welchem die Aſche des Alexandri
Severi
geweſen, ſo wohl das rareſte Kleinod in Europa iſt. Jn Villa Borghe-
ſia
oder Biſchoͤfflichen Luſt-Hof ſind zu betrachten, auſſer den unterſchiedli-
chen Gaͤrten, Luſt-Hoͤltzern und Wieſen ꝛc. im Pallaſt ſelbſt die Statuen des
Senecœ, Narciſſi, Apollinis, Veneris & c. Jm Palatio Farneſio iſt auſſer allen ſchon
in vorigen erwaͤhnten der Schranck ſonderlich merckwuͤrdig, darinnen man
eine Cryſtallene Service ſiehet vor einem Altar, um die Meſſe zu celebriren,
welches ſehr rar iſt. Man ſiehet auch daſelbſt ein Gebet-Buch von der
Jungfrau Maria, mit eigner Hand auf Pergament geſchrieben, ſo die ra-

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[212/0240] Von Muſeis II. Theil. Pallaſt viele Stuben und Gemaͤcher, ſo von dem Welt-bekandten Raphaël Urbino gemahlet ſind, in dem Zeughaus den Kuͤriß des Bourbonne, und in dem Belvedere die herrliche Statuen und die vortreffliche Bibliotheque, ſo daher Bibliotheca Vaticana genannt wird, darinnen nach etlicher Ausſage uͤber 6000. MScta, ohne die andern Raritaͤten, ſollen anzutreffen ſeyn. Jm Ho- fe iſt hier ferner zu ſehen die ſterbende Cleopatm, die raren und wunderſeltſa- men Fontainen, allwo auch das beruͤhmte Meßing-Becken, welches uͤber dem Molo oder Damm des Kayſers Adriani iſt. G. C. Bohn. gibt in ſeinen Curioſ. Europ. ferner Nachricht von dem Monte Cavallo oder Quirinali. wo- ſelbſt die itzige Reſidentz des Pabſtes iſt. Solches Palatium iſt vor ſich deßwegen ſehens-wuͤrdig, weil man von demſelben faſt gantz Rom uͤberſehen kan. Sonſten ſind auch daſelbſt zu betrachten die Capelle, der koͤnigliche Saal, die Gemaͤcher, ſo von vielen trefflichen Mahlern ausgezieret, vor- nemlich die Gallerie, welche letztlich Pabſt Alexander VII. mahlen laſſen; der Garten, welcher uͤberaus luſtig iſt, ſowol wegen ſeiner ſchoͤnen Lage, als wegen der unterſchiedlichen Eintheilung, mit vielen Fontainen, Statuen ꝛc. gezieret, da unter andern eine Grotte zu ſehen, darin eine Orgel ſpielet, die von Waſſer getrieben wird. Jn dem Capitolio ſind zu betrachten, bey dem Hinaufgang die Coloſſi, Caſtor und Pollux, die Trophæa des Caji Marii, in der Mitten des Platzes das Bildniß Kayſers Marci Aurelii, auf einem ſehr groſſen Pferd, von Meßing gegoſſen und verguͤldet. Bey der Fontaine die Statuen des Nilus und der Tiber, und in der Mitten das triumphirende Rom; in dem neuen Palatio ſind in dem Hofe die Statua des Marforii, an den Stie- gen einige Statuen aus Portugall. Jn den Ober-Gemaͤchern ſind die Sta- tuen der Agrippinœ, und die Haͤupter des Trajani, Kayſers Antonini, des Dio- genis, Platonis, Socratis: Vor allen andern iſt anſehnlich die Statua des Inno- centii X der das Palatium aufgerichtet. Jn dem Palatio der Barbarinen ſind zu betrachten die Stiege, ſo von dem Cavalier Pedro di Cordona gemah- let iſt: Die Bibliotheque, allwo ein Gefaͤß von einem Sardonych-Stein ſtehet, ſo fuͤr dasjenige gehalten wird, in welchem die Aſche des Alexandri Severi geweſen, ſo wohl das rareſte Kleinod in Europa iſt. Jn Villa Borghe- ſia oder Biſchoͤfflichen Luſt-Hof ſind zu betrachten, auſſer den unterſchiedli- chen Gaͤrten, Luſt-Hoͤltzern und Wieſen ꝛc. im Pallaſt ſelbſt die Statuen des Senecœ, Narciſſi, Apollinis, Veneris & c. Jm Palatio Farneſio iſt auſſer allen ſchon in vorigen erwaͤhnten der Schranck ſonderlich merckwuͤrdig, darinnen man eine Cryſtallene Service ſiehet vor einem Altar, um die Meſſe zu celebriren, welches ſehr rar iſt. Man ſiehet auch daſelbſt ein Gebet-Buch von der Jungfrau Maria, mit eigner Hand auf Pergament geſchrieben, ſo die ra- reſte

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/240>, abgerufen am 27.11.2024.