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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
Franckfurt an der Oder

Hat auch keinen Mangel an guten Büchern, vielmehr macht die be-
rühmte Universitant, welche 1506. daselbst von Joachimo I. Marckgrafen
und Chur-Fürsten von Brandenburg angelegt worden nebst den 2. an-
sehnlichen Collegiis und Bibliothequen diese wohl-erbaute Stadt bey den
Gelehrten berühmt. Von dem berühmten Priore Ioh. ab Indagine ist be-
reits vorhin gehandelt worden.

Fulda.

Die berühmte Abtey in Hessen, ja die einige für die vortrefflichste in
gantz Europa halten wollen. Die kostbare Bibliothec daselbst träget zu de-
ren Ruhm nicht ein geringes bey. Alle Scribenten, welche von dieser Stadt
geschrieben, stimmen insgesammt darinnen überein, daß diese Bibliothec an
raren MScttis und alten auf Pergament geschriebenen Büchern in der gan-
tzen Welt wenig ihres gleichen habe, und also noch viel weniger keiner eintzi-
gen in gantz Teutschland weichen darf. Des Bonifacii auf Pergament
geschriebene Bücher werden darinnen aufgehoben, als welcher in der Kirche
daselbst begraben liegt. Man zeigt auch als etwas sonderliches einen andern
Cod. darinnen dieses Mannes Glaubens-Bekänntniß begriffen, welches
gantz zerstochen; man sagt, Bonifacius habe solches den feindlichen Friesen
vorgehalten, als sie auf ihn los gedrungen. Brusch. de Monast.

G.
Gaza.

JN der Bibliothec zu Gaza sind sehr viele uralte Bücher, darunter viel
von den Egyptischen Priestern geschrieben mit allerhand Hierogly-
phi
schen Figuren; einige stehen in der Meynung, daß diese Bücher aus der
verbrannten Ptolemaeischen grossen Bibliothec übergeblieben. Sind ie-
mals einige Völcker in der Welt wegen ihrer Bibliothequen berühmt, so
sind es die

Griechen

Gewesen; ja ihnen wird der Ruhm gegeben, daß Pisistr atus am aller-
ersten zu Athen eine Bibliothec gestifftet, darinnen ein ieder frey öffentlich
lesen möge. Isidor. Orig. lib. 6. cap. 3. Andere aber wollen diese Erfindung
dem Hipparcho, des Pisistrati Sohn, andere dem Soloni, noch andere dem Ly-

curgo,
III. Theil von Bibliothequen.
Franckfurt an der Oder

Hat auch keinen Mangel an guten Buͤchern, vielmehr macht die be-
ruͤhmte Univerſitãt, welche 1506. daſelbſt von Joachimo I. Marckgrafen
und Chur-Fuͤrſten von Brandenburg angelegt worden nebſt den 2. an-
ſehnlichen Collegiis und Bibliothequen dieſe wohl-erbaute Stadt bey den
Gelehrten beruͤhmt. Von dem beruͤhmten Priore Ioh. ab Indagine iſt be-
reits vorhin gehandelt worden.

Fulda.

Die beruͤhmte Abtey in Heſſen, ja die einige fuͤr die vortrefflichſte in
gantz Europa halten wollen. Die koſtbare Bibliothec daſelbſt traͤget zu de-
ren Ruhm nicht ein geringes bey. Alle Scribenten, welche von dieſer Stadt
geſchrieben, ſtimmen insgeſammt darinnen uͤberein, daß dieſe Bibliothec an
raren MScttis und alten auf Pergament geſchriebenen Buͤchern in der gan-
tzen Welt wenig ihres gleichen habe, und alſo noch viel weniger keiner eintzi-
gen in gantz Teutſchland weichen darf. Des Bonifacii auf Pergament
geſchriebene Buͤcher werden darinnen aufgehoben, als welcher in der Kirche
daſelbſt begraben liegt. Man zeigt auch als etwas ſonderliches einen andern
Cod. darinnen dieſes Mannes Glaubens-Bekaͤnntniß begriffen, welches
gantz zerſtochen; man ſagt, Bonifacius habe ſolches den feindlichen Frieſen
vorgehalten, als ſie auf ihn los gedrungen. Bruſch. de Monaſt.

G.
Gaza.

JN der Bibliothec zu Gaza ſind ſehr viele uralte Buͤcher, darunter viel
von den Egyptiſchen Prieſtern geſchrieben mit allerhand Hierogly-
phi
ſchen Figuren; einige ſtehen in der Meynung, daß dieſe Buͤcher aus der
verbrannten Ptolemæiſchen groſſen Bibliothec uͤbergeblieben. Sind ie-
mals einige Voͤlcker in der Welt wegen ihrer Bibliothequen beruͤhmt, ſo
ſind es die

Griechen

Geweſen; ja ihnen wird der Ruhm gegeben, daß Piſiſtr atus am aller-
erſten zu Athen eine Bibliothec geſtifftet, darinnen ein ieder frey oͤffentlich
leſen moͤge. Iſidor. Orig. lib. 6. cap. 3. Andere aber wollen dieſe Erfindung
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curgo,
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[271/0299] III. Theil von Bibliothequen. Franckfurt an der Oder Hat auch keinen Mangel an guten Buͤchern, vielmehr macht die be- ruͤhmte Univerſitãt, welche 1506. daſelbſt von Joachimo I. Marckgrafen und Chur-Fuͤrſten von Brandenburg angelegt worden nebſt den 2. an- ſehnlichen Collegiis und Bibliothequen dieſe wohl-erbaute Stadt bey den Gelehrten beruͤhmt. Von dem beruͤhmten Priore Ioh. ab Indagine iſt be- reits vorhin gehandelt worden. Fulda. Die beruͤhmte Abtey in Heſſen, ja die einige fuͤr die vortrefflichſte in gantz Europa halten wollen. Die koſtbare Bibliothec daſelbſt traͤget zu de- ren Ruhm nicht ein geringes bey. Alle Scribenten, welche von dieſer Stadt geſchrieben, ſtimmen insgeſammt darinnen uͤberein, daß dieſe Bibliothec an raren MScttis und alten auf Pergament geſchriebenen Buͤchern in der gan- tzen Welt wenig ihres gleichen habe, und alſo noch viel weniger keiner eintzi- gen in gantz Teutſchland weichen darf. Des Bonifacii auf Pergament geſchriebene Buͤcher werden darinnen aufgehoben, als welcher in der Kirche daſelbſt begraben liegt. Man zeigt auch als etwas ſonderliches einen andern Cod. darinnen dieſes Mannes Glaubens-Bekaͤnntniß begriffen, welches gantz zerſtochen; man ſagt, Bonifacius habe ſolches den feindlichen Frieſen vorgehalten, als ſie auf ihn los gedrungen. Bruſch. de Monaſt. G. Gaza. JN der Bibliothec zu Gaza ſind ſehr viele uralte Buͤcher, darunter viel von den Egyptiſchen Prieſtern geſchrieben mit allerhand Hierogly- phiſchen Figuren; einige ſtehen in der Meynung, daß dieſe Buͤcher aus der verbrannten Ptolemæiſchen groſſen Bibliothec uͤbergeblieben. Sind ie- mals einige Voͤlcker in der Welt wegen ihrer Bibliothequen beruͤhmt, ſo ſind es die Griechen Geweſen; ja ihnen wird der Ruhm gegeben, daß Piſiſtr atus am aller- erſten zu Athen eine Bibliothec geſtifftet, darinnen ein ieder frey oͤffentlich leſen moͤge. Iſidor. Orig. lib. 6. cap. 3. Andere aber wollen dieſe Erfindung dem Hipparcho, des Piſiſtrati Sohn, andere dem Soloni, noch andere dem Ly- curgo,

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/299>, abgerufen am 22.11.2024.