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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
bald unter diese, bald unter jene, Herrschafft kommt, wie einigen unter diesen
Orten auch begegnet ist. Teutschland hat aber über gedachte Universitae-
ten (welche, wenn wir die Schweitz und Niederlande noch dazu rechnen
wolten, eine weit grössere Zahl ausmachen würden,) noch weit mehrere Aca-
demi
en, Collegia und Gymnasia, welche nicht nur durchgehens mit den ge-
lehrtesten Männern von der Welt überflüßig versehen, und besetzt; sondern
auch mit den Quellen der Gelehrsamkeit, ich meyne guten Bibliothequen,
wo nicht bey allen publice iedoch privatim zur Gnüge versorgt sind, wie wir
bereits an seinem Ort gesehen haben. Was Teutschland für gelehrte Gei-
ster hervor gebracht, davon stehet andern Nationen zu reden besser an, die der
Teutschen Früchte und Dienste mit Nutzen genossen, als solchem, den man
nach Affecten zu reden in Verdacht ziehen kan. Wenn ich mich aber erin-
nere, daß ich einer ieden Nation ihren meritirenden Ruhm nicht entzogen,
sondern aufrichtig dasjenige von ihnen bereits im vorhergehenden beschrie-
ben, wie sie es in der That würdig gewesen; warum wolte ich denn so gantz
und gar von demjenigen stille schweigen, welches den Ruhm der Teutschen
ohnwidersprechlich unauslöschlich macht? Doch ich will andere reden las-
sen. Von dem Ruhm der Teutschen im Kriege hat Pabst Clemens VII.
selbst geschrieben: "Die Teutsche sind die streitbareste Nation, des heiligen"
Römischen Reichs Grund-Feste, und der gantzen Christenheit Stärcke und"
Zierde." Kayser Carol. V. hat offt gewünschet, daß sein Krieges-Heer ein
Jtalienisch Haupt, Spanische Schultern, und Teutsche Brust oder Hertz
haben möchte, das übrige könten sie aus andern Nationen nehmen. Von
der Teutschen Redlichkeit in ihrem Leben und Wandel insgemein sagt Taci-
tus:
Keine Nation thut es an Redlichkeit und Aufrichtigkeit den Teutschen
zuvor. Wenn Treue und Glaube in aller Welt erloschen; würde man den-
noch solche in Teutschland finden. Und was endlich von der Teutschen
Gelehrsamkeit zu urtheilen, so will ich nur das bekandte Proverbium hier
anführen:

Ubi rerum Testimonia adsunt, non opus est verbis.

Johannes Bodinus, ein Frantzösischer Historicus, giebet in Meth. Hist. cap. 5.
den Teutschen nicht allein den Ruhm, daß sie nicht nur an Freundlichkeit die
Asianer, in der Kriegs-Disciplin die Römer, in der Religion die Hebräer,
sondern auch die Griechen in der Philosophie, die Egyptier in der Geo-
metrie,
die Chaldäer in der Astrologie, und in den Künsten alle Völcker
übertreffen. Was die hochschätzbare Erfindung der Edlen Buchdrucker-
Kunst
der Teutschen Nation für eine hohe und bis ans Ende der Welt un-
vergängliche Ehren-Seule vor allen andern aufgerichtet, wird ein ieder nicht

al-
X x 2

III. Theil von Bibliothequen.
bald unter dieſe, bald unter jene, Herrſchafft kommt, wie einigen unter dieſen
Orten auch begegnet iſt. Teutſchland hat aber uͤber gedachte Univerſitæ-
ten (welche, wenn wir die Schweitz und Niederlande noch dazu rechnen
wolten, eine weit groͤſſere Zahl ausmachen wuͤrden,) noch weit mehrere Aca-
demi
en, Collegia und Gymnaſia, welche nicht nur durchgehens mit den ge-
lehrteſten Maͤnnern von der Welt uͤberfluͤßig verſehen, und beſetzt; ſondern
auch mit den Quellen der Gelehrſamkeit, ich meyne guten Bibliothequen,
wo nicht bey allen publice iedoch privatim zur Gnuͤge verſorgt ſind, wie wir
bereits an ſeinem Ort geſehen haben. Was Teutſchland fuͤr gelehrte Gei-
ſter hervor gebracht, davon ſtehet andern Nationen zu reden beſſer an, die der
Teutſchen Fruͤchte und Dienſte mit Nutzen genoſſen, als ſolchem, den man
nach Affecten zu reden in Verdacht ziehen kan. Wenn ich mich aber erin-
nere, daß ich einer ieden Nation ihren meritirenden Ruhm nicht entzogen,
ſondern aufrichtig dasjenige von ihnen bereits im vorhergehenden beſchrie-
ben, wie ſie es in der That wuͤrdig geweſen; warum wolte ich denn ſo gantz
und gar von demjenigen ſtille ſchweigen, welches den Ruhm der Teutſchen
ohnwiderſprechlich unausloͤſchlich macht? Doch ich will andere reden laſ-
ſen. Von dem Ruhm der Teutſchen im Kriege hat Pabſt Clemens VII.
ſelbſt geſchrieben: „Die Teutſche ſind die ſtreitbareſte Nation, des heiligen„
Roͤmiſchen Reichs Grund-Feſte, und der gantzen Chriſtenheit Staͤrcke und„
Zierde.‟ Kayſer Carol. V. hat offt gewuͤnſchet, daß ſein Krieges-Heer ein
Jtalieniſch Haupt, Spaniſche Schultern, und Teutſche Bruſt oder Hertz
haben moͤchte, das uͤbrige koͤnten ſie aus andern Nationen nehmen. Von
der Teutſchen Redlichkeit in ihrem Leben und Wandel insgemein ſagt Taci-
tus:
Keine Nation thut es an Redlichkeit und Aufrichtigkeit den Teutſchen
zuvor. Wenn Treue und Glaube in aller Welt erloſchen; wuͤrde man den-
noch ſolche in Teutſchland finden. Und was endlich von der Teutſchen
Gelehrſamkeit zu urtheilen, ſo will ich nur das bekandte Proverbium hier
anfuͤhren:

Ubi rerum Teſtimonia adſunt, non opus eſt verbis.

Johannes Bodinus, ein Frantzoͤſiſcher Hiſtoricus, giebet in Meth. Hiſt. cap. 5.
den Teutſchen nicht allein den Ruhm, daß ſie nicht nur an Freundlichkeit die
Aſianer, in der Kriegs-Diſciplin die Roͤmer, in der Religion die Hebraͤer,
ſondern auch die Griechen in der Philoſophie, die Egyptier in der Geo-
metrie,
die Chaldaͤer in der Aſtrologie, und in den Kuͤnſten alle Voͤlcker
uͤbertreffen. Was die hochſchaͤtzbare Erfindung der Edlen Buchdrucker-
Kunſt
der Teutſchen Nation fuͤr eine hohe und bis ans Ende der Welt un-
vergaͤngliche Ehren-Seule vor allen andern aufgerichtet, wird ein ieder nicht

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[347/0375] III. Theil von Bibliothequen. bald unter dieſe, bald unter jene, Herrſchafft kommt, wie einigen unter dieſen Orten auch begegnet iſt. Teutſchland hat aber uͤber gedachte Univerſitæ- ten (welche, wenn wir die Schweitz und Niederlande noch dazu rechnen wolten, eine weit groͤſſere Zahl ausmachen wuͤrden,) noch weit mehrere Aca- demien, Collegia und Gymnaſia, welche nicht nur durchgehens mit den ge- lehrteſten Maͤnnern von der Welt uͤberfluͤßig verſehen, und beſetzt; ſondern auch mit den Quellen der Gelehrſamkeit, ich meyne guten Bibliothequen, wo nicht bey allen publice iedoch privatim zur Gnuͤge verſorgt ſind, wie wir bereits an ſeinem Ort geſehen haben. Was Teutſchland fuͤr gelehrte Gei- ſter hervor gebracht, davon ſtehet andern Nationen zu reden beſſer an, die der Teutſchen Fruͤchte und Dienſte mit Nutzen genoſſen, als ſolchem, den man nach Affecten zu reden in Verdacht ziehen kan. Wenn ich mich aber erin- nere, daß ich einer ieden Nation ihren meritirenden Ruhm nicht entzogen, ſondern aufrichtig dasjenige von ihnen bereits im vorhergehenden beſchrie- ben, wie ſie es in der That wuͤrdig geweſen; warum wolte ich denn ſo gantz und gar von demjenigen ſtille ſchweigen, welches den Ruhm der Teutſchen ohnwiderſprechlich unausloͤſchlich macht? Doch ich will andere reden laſ- ſen. Von dem Ruhm der Teutſchen im Kriege hat Pabſt Clemens VII. ſelbſt geſchrieben: „Die Teutſche ſind die ſtreitbareſte Nation, des heiligen„ Roͤmiſchen Reichs Grund-Feſte, und der gantzen Chriſtenheit Staͤrcke und„ Zierde.‟ Kayſer Carol. V. hat offt gewuͤnſchet, daß ſein Krieges-Heer ein Jtalieniſch Haupt, Spaniſche Schultern, und Teutſche Bruſt oder Hertz haben moͤchte, das uͤbrige koͤnten ſie aus andern Nationen nehmen. Von der Teutſchen Redlichkeit in ihrem Leben und Wandel insgemein ſagt Taci- tus: Keine Nation thut es an Redlichkeit und Aufrichtigkeit den Teutſchen zuvor. Wenn Treue und Glaube in aller Welt erloſchen; wuͤrde man den- noch ſolche in Teutſchland finden. Und was endlich von der Teutſchen Gelehrſamkeit zu urtheilen, ſo will ich nur das bekandte Proverbium hier anfuͤhren: Ubi rerum Teſtimonia adſunt, non opus eſt verbis. Johannes Bodinus, ein Frantzoͤſiſcher Hiſtoricus, giebet in Meth. Hiſt. cap. 5. den Teutſchen nicht allein den Ruhm, daß ſie nicht nur an Freundlichkeit die Aſianer, in der Kriegs-Diſciplin die Roͤmer, in der Religion die Hebraͤer, ſondern auch die Griechen in der Philoſophie, die Egyptier in der Geo- metrie, die Chaldaͤer in der Aſtrologie, und in den Kuͤnſten alle Voͤlcker uͤbertreffen. Was die hochſchaͤtzbare Erfindung der Edlen Buchdrucker- Kunſt der Teutſchen Nation fuͤr eine hohe und bis ans Ende der Welt un- vergaͤngliche Ehren-Seule vor allen andern aufgerichtet, wird ein ieder nicht al- X x 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/375>, abgerufen am 22.11.2024.