Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.D. Johann Kanolds Anhang können zu sehen bekommen, doch künfftig, wenn dieses Gebäude erstlich wirdinaugurirt seyn, soll dieselbe täglich 4. Stunden offen stehn, weil der hochsel. Herr Graf dazu ein besonderes Legat gemacht hat; an Büchern ist sie gantz Zahl-reich, zumal weil alle Jahr ziemlich viel wieder darein verwendet wird; von MSctis rarioribus aber findet man wenig darinnen, oder kan doch we- nig Nachricht davon erhalten, weil der bisherige Aufseher darüber ein alter Mann ist, der sich wenig darum bekümmert; doch sind einige MScta Theo- logica von Patribus und auch einige Philosophica vorhanden, davon man aber nichts specielles erfahren kan. Die hiesige Facultas Philosophica hat auch noch für sich eine schöne Bibliothec in dem Collegio portae Coeli, in welcher viele rare und gute MScta befindlich seyn sollen, worüber die Her- ren Catholici eigentlich das Directorium haben, so aber öffentlich nicht vorgezeiget wird. Endlich haben auch noch die Dominicaner-Mönche auf dem Petersberge in ihrem Kloster eine sehr feine Bibliothec, die denen Fremden auch zu besuchen erlaubet wird, und gleicher Gestalt mit vielen gu- ten MSctis versehen seyn mag; aber man bekommt (zumal wer Evangelisch ist,) selten viel bey ihnen davon zu sehen; einige wollen auch noch MScta Chemica von dem Basilio Valentino (welcher in diesem Kloster juxta tradi- tionem vulgarem gelebet,) darinnen gesehen haben: Die Mönche aber leugnen es beständig, daß sie nichts von ihm besässen. Hingegen haben sie noch viele rara und pretiosa von der ehmals aus der Türckey gekommenen Gräfin von Gleichen in ihrem Kloster, die man schwer wird zu sehen be- kommen, und meistentheils sehr curiös sind. So viel ist es, was ich EHE. von den hiesigen Curiosis habe melden können. Ferner rescribirte der Hr. L. Paul Heinr. Vogel, ein gelehrter Med. nem
D. Johann Kanolds Anhang koͤnnen zu ſehen bekommen, doch kuͤnfftig, wenn dieſes Gebaͤude erſtlich wirdinaugurirt ſeyn, ſoll dieſelbe taͤglich 4. Stunden offen ſtehn, weil der hochſel. Herr Graf dazu ein beſonderes Legat gemacht hat; an Buͤchern iſt ſie gantz Zahl-reich, zumal weil alle Jahr ziemlich viel wieder darein verwendet wird; von MSctis rarioribus aber findet man wenig darinnen, oder kan doch we- nig Nachricht davon erhalten, weil der bisherige Aufſeher daruͤber ein alter Mann iſt, der ſich wenig darum bekuͤmmert; doch ſind einige MScta Theo- logica von Patribus und auch einige Philoſophica vorhanden, davon man aber nichts ſpecielles erfahren kan. Die hieſige Facultas Philoſophica hat auch noch fuͤr ſich eine ſchoͤne Bibliothec in dem Collegio portæ Cœli, in welcher viele rare und gute MScta befindlich ſeyn ſollen, woruͤber die Her- ren Catholici eigentlich das Directorium haben, ſo aber oͤffentlich nicht vorgezeiget wird. Endlich haben auch noch die Dominicaner-Moͤnche auf dem Petersberge in ihrem Kloſter eine ſehr feine Bibliothec, die denen Fremden auch zu beſuchen erlaubet wird, und gleicher Geſtalt mit vielen gu- ten MSctis verſehen ſeyn mag; aber man bekommt (zumal wer Evangeliſch iſt,) ſelten viel bey ihnen davon zu ſehen; einige wollen auch noch MScta Chemica von dem Baſilio Valentino (welcher in dieſem Kloſter juxta tradi- tionem vulgarem gelebet,) darinnen geſehen haben: Die Moͤnche aber leugnen es beſtaͤndig, daß ſie nichts von ihm beſaͤſſen. Hingegen haben ſie noch viele rara und pretioſa von der ehmals aus der Tuͤrckey gekommenen Graͤfin von Gleichen in ihrem Kloſter, die man ſchwer wird zu ſehen be- kommen, und meiſtentheils ſehr curiös ſind. So viel iſt es, was ich EHE. von den hieſigen Curioſis habe melden koͤnnen. Ferner reſcribirte der Hr. L. Paul Heinr. Vogel, ein gelehrter Med. nem
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D. Johann Kanolds Anhang
koͤnnen zu ſehen bekommen, doch kuͤnfftig, wenn dieſes Gebaͤude erſtlich wird
inaugurirt ſeyn, ſoll dieſelbe taͤglich 4. Stunden offen ſtehn, weil der hochſel.
Herr Graf dazu ein beſonderes Legat gemacht hat; an Buͤchern iſt ſie gantz
Zahl-reich, zumal weil alle Jahr ziemlich viel wieder darein verwendet wird;
von MSctis rarioribus aber findet man wenig darinnen, oder kan doch we-
nig Nachricht davon erhalten, weil der bisherige Aufſeher daruͤber ein alter
Mann iſt, der ſich wenig darum bekuͤmmert; doch ſind einige MScta Theo-
logica von Patribus und auch einige Philoſophica vorhanden, davon man
aber nichts ſpecielles erfahren kan. Die hieſige Facultas Philoſophica
hat auch noch fuͤr ſich eine ſchoͤne Bibliothec in dem Collegio portæ Cœli,
in welcher viele rare und gute MScta befindlich ſeyn ſollen, woruͤber die Her-
ren Catholici eigentlich das Directorium haben, ſo aber oͤffentlich nicht
vorgezeiget wird. Endlich haben auch noch die Dominicaner-Moͤnche auf
dem Petersberge in ihrem Kloſter eine ſehr feine Bibliothec, die denen
Fremden auch zu beſuchen erlaubet wird, und gleicher Geſtalt mit vielen gu-
ten MSctis verſehen ſeyn mag; aber man bekommt (zumal wer Evangeliſch
iſt,) ſelten viel bey ihnen davon zu ſehen; einige wollen auch noch MScta
Chemica von dem Baſilio Valentino (welcher in dieſem Kloſter juxta tradi-
tionem vulgarem gelebet,) darinnen geſehen haben: Die Moͤnche aber
leugnen es beſtaͤndig, daß ſie nichts von ihm beſaͤſſen. Hingegen haben ſie
noch viele rara und pretioſa von der ehmals aus der Tuͤrckey gekommenen
Graͤfin von Gleichen in ihrem Kloſter, die man ſchwer wird zu ſehen be-
kommen, und meiſtentheils ſehr curiös ſind. So viel iſt es, was ich EHE.
von den hieſigen Curioſis habe melden koͤnnen.
Ferner reſcribirte der Hr. L. Paul Heinr. Vogel, ein gelehrter Med.
in Erfurt folgende Specialien von der Univerſitäts- Bibliothec: Der An-
fang zu hieſiger Univerſitäts- Bibliothec mag wol, ſo viel man aus alten,
noch bey ſelbiger befindlichen Urkunden abnehmen kan, Ao. 1440. gemacht
worden ſeyn, da die dermaligen Hrn. Profeſſores und andere Schaͤtzer der
Gelehrſamkeit, ſowol an geſchriebenen als gedruckten Buͤchern das ihrige
beygetragen haben. Von welcher Zeit ſelbige auch ziemlich angewachſen,
iſt aber in dem Ao. 1510. zwiſchen den Buͤrgern und Studenten entſtande-
nen Tumult, von erſtern mehrentheils weggeraubet, verbrannt und ruiniret
worden, davon der wenige Reſt nachher in eine alte Kammer neben dem Car-
cere Academico lange Jahre, wiewol ſehr verwirret, verwahret gelegen,
dis endlich der vor wenig Jahren in hohem Alter verſtorbene Hr. D. Georg
Chriſtoph Petri von Hartenfels, auf hieſiger Univerſität Medicinæ
Profeſſor, Stadt- Phyſicus und oberſter Raths-Meiſter, ſelbige unter ſei-
nem
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