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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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von Museis insgemein.
wir noch offenen Raum für die drey mauerne Pfeiler, zwischen besagten 4.
Fenster-Fachen. Der mittelste unter diesen dreyen kommt nun gerade ge-
gen den Eingang oder Thür über zu stehen; daselbst wolte ich entweder ein
schön lacquirtes oder sauber von Holtz ausgelegtes Müntz- und Medaillen-
Cabinet hinsetzen. Dieses solte aber so eingerichtet seyn daß oben auf dem-
selbigen noch ein anderes kleineres Cabinetgen stehen könte, worinnen lau-
ter kleine Schubläden seyn solten, darinnen die aller pretieusesten und klein-
sten Sachen, welche sonst leichtlich könten von abhänden kommen und ver-
lohren werden, aufbehalten würden; gleichwol müste darunter auch eine
Ordnung gehalten werden, und zu denen Naturalibus, als z. E. Bezoar,
Pedro del Porco,
Steine aus dem Testiculo castoris, Hirschzähren, item
kostbaren Minera, Gold, Diamanten etc. ingleichen zu den Kunst-Sachen,
die von hohem Werth, z. E. einen Ring mit einem künstlichen Schloß und
Thürmen von Edelsteinen und dergleichen, zu solchen sage ich, möchte unge-
fähr zu beyden Theilen die Helffte des kleinern Cabinets genommen, und
nach gut befindlicher Ordnung eingetheilet werden. Zu beyden Seiten die-
ses mittleren Mauer-Pfeilers hätten wir noch einen leeren an ieder Seite,
diese beyde solten mit dergleichen Bücher, auf zierlichen dazu gemachten Rio-
l
en oder Repositoriis besetzt seyn, welche von Museis oder Raritäten-Be-
hältnissen handelten, wozu der am Ende des II. Theils angehängte Catalo-
gus
das seinige beytragen könte. Endlich und zum letzten könte sowol unter
denen vier Fenster-Pfosten, als auch in der Mitte des Zimmers ein langer
schmaler Tisch gesetzt werden, darauf man die etwa zur Speculation herun-
ter gelangte Raritäten legen und besehen, oder auch in einem und andern
Buche, was etwa verlanget würde, nachschlagen und überlesen könte: Die-
se Bücher könten zu desto besserer Parade allesamt in Frantzösischen und wohl-
vergüldeten Bänden eingebunden seyn, und solches um desto leichter, da ihre
Zahl nur klein: an beyden Enden des Tisches könten ein Par grosse Globi,
oben am Gewölbe aber einige ungeheure grosse Thiere, zum Exempel ein jun-
ger Walfisch, ein grosser Crocodill, See-Hund, Schlange etc. aufgehangen,
beym Eingange der Thüre aber zwey fürchterliche Löwen, Bären oder Tieger
ausgestopfft gesetzt werden. Was etwa über denen Fenstern oder Repositoriis
für Raum noch übrig wäre, möchte man mit raren Gemählden von berühm-
ten Meistern besetzen oder behängen. Und dieses wäre mein zwar im Geist
und Gedancken aufgerichtetes Museum, so ich mich aber auch allemal in der
That zu praestiren erbiete. Die Art der Einrichtung desselbigen ist, wie man
siehet, so beschaffen, daß ein grosser Fürst und Herr nach der Beurtheilung
seines gesammleten Vorraths dasselbige nach selbst eigenem Gefallen und

Gut-

von Muſeis insgemein.
wir noch offenen Raum fuͤr die drey mauerne Pfeiler, zwiſchen beſagten 4.
Fenſter-Fachen. Der mittelſte unter dieſen dreyen kommt nun gerade ge-
gen den Eingang oder Thuͤr uͤber zu ſtehen; daſelbſt wolte ich entweder ein
ſchoͤn lacquirtes oder ſauber von Holtz ausgelegtes Muͤntz- und Medaillen-
Cabinet hinſetzen. Dieſes ſolte aber ſo eingerichtet ſeyn daß oben auf dem-
ſelbigen noch ein anderes kleineres Cabinetgen ſtehen koͤnte, worinnen lau-
ter kleine Schublaͤden ſeyn ſolten, darinnen die aller pretieuſeſten und klein-
ſten Sachen, welche ſonſt leichtlich koͤnten von abhaͤnden kommen und ver-
lohren werden, aufbehalten wuͤrden; gleichwol muͤſte darunter auch eine
Ordnung gehalten werden, und zu denen Naturalibus, als z. E. Bezoar,
Pedro del Porco,
Steine aus dem Teſticulo caſtoris, Hirſchzaͤhren, item
koſtbaren Minera, Gold, Diamanten ꝛc. ingleichen zu den Kunſt-Sachen,
die von hohem Werth, z. E. einen Ring mit einem kuͤnſtlichen Schloß und
Thuͤrmen von Edelſteinen und dergleichen, zu ſolchen ſage ich, moͤchte unge-
faͤhr zu beyden Theilen die Helffte des kleinern Cabinets genommen, und
nach gut befindlicher Ordnung eingetheilet werden. Zu beyden Seiten die-
ſes mittleren Mauer-Pfeilers haͤtten wir noch einen leeren an ieder Seite,
dieſe beyde ſolten mit dergleichen Buͤcher, auf zierlichen dazu gemachten Rio-
l
en oder Repoſitoriis beſetzt ſeyn, welche von Muſeis oder Raritaͤten-Be-
haͤltniſſen handelten, wozu der am Ende des II. Theils angehaͤngte Catalo-
gus
das ſeinige beytragen koͤnte. Endlich und zum letzten koͤnte ſowol unter
denen vier Fenſter-Pfoſten, als auch in der Mitte des Zimmers ein langer
ſchmaler Tiſch geſetzt werden, darauf man die etwa zur Speculation herun-
ter gelangte Raritaͤten legen und beſehen, oder auch in einem und andern
Buche, was etwa verlanget wuͤrde, nachſchlagen und uͤberleſen koͤnte: Die-
ſe Buͤcher koͤnten zu deſto beſſerer Parade alleſamt in Frantzoͤſiſchen und wohl-
verguͤldeten Baͤnden eingebunden ſeyn, und ſolches um deſto leichter, da ihre
Zahl nur klein: an beyden Enden des Tiſches koͤnten ein Par groſſe Globi,
oben am Gewoͤlbe aber einige ungeheure groſſe Thiere, zum Exempel ein jun-
ger Walfiſch, ein groſſer Crocodill, See-Hund, Schlange ꝛc. aufgehangen,
beym Eingange der Thuͤre aber zwey fuͤrchterliche Loͤwen, Baͤren oder Tieger
ausgeſtopfft geſetzt werden. Was etwa uͤber denen Fenſtern oder Repoſitoriis
fuͤr Raum noch uͤbrig waͤre, moͤchte man mit raren Gemaͤhlden von beruͤhm-
ten Meiſtern beſetzen oder behaͤngen. Und dieſes waͤre mein zwar im Geiſt
und Gedancken aufgerichtetes Muſeum, ſo ich mich aber auch allemal in der
That zu præſtiren erbiete. Die Art der Einrichtung deſſelbigen iſt, wie man
ſiehet, ſo beſchaffen, daß ein groſſer Fuͤrſt und Herr nach der Beurtheilung
ſeines geſammleten Vorraths daſſelbige nach ſelbſt eigenem Gefallen und

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[423/0451] von Muſeis insgemein. wir noch offenen Raum fuͤr die drey mauerne Pfeiler, zwiſchen beſagten 4. Fenſter-Fachen. Der mittelſte unter dieſen dreyen kommt nun gerade ge- gen den Eingang oder Thuͤr uͤber zu ſtehen; daſelbſt wolte ich entweder ein ſchoͤn lacquirtes oder ſauber von Holtz ausgelegtes Muͤntz- und Medaillen- Cabinet hinſetzen. Dieſes ſolte aber ſo eingerichtet ſeyn daß oben auf dem- ſelbigen noch ein anderes kleineres Cabinetgen ſtehen koͤnte, worinnen lau- ter kleine Schublaͤden ſeyn ſolten, darinnen die aller pretieuſeſten und klein- ſten Sachen, welche ſonſt leichtlich koͤnten von abhaͤnden kommen und ver- lohren werden, aufbehalten wuͤrden; gleichwol muͤſte darunter auch eine Ordnung gehalten werden, und zu denen Naturalibus, als z. E. Bezoar, Pedro del Porco, Steine aus dem Teſticulo caſtoris, Hirſchzaͤhren, item koſtbaren Minera, Gold, Diamanten ꝛc. ingleichen zu den Kunſt-Sachen, die von hohem Werth, z. E. einen Ring mit einem kuͤnſtlichen Schloß und Thuͤrmen von Edelſteinen und dergleichen, zu ſolchen ſage ich, moͤchte unge- faͤhr zu beyden Theilen die Helffte des kleinern Cabinets genommen, und nach gut befindlicher Ordnung eingetheilet werden. Zu beyden Seiten die- ſes mittleren Mauer-Pfeilers haͤtten wir noch einen leeren an ieder Seite, dieſe beyde ſolten mit dergleichen Buͤcher, auf zierlichen dazu gemachten Rio- len oder Repoſitoriis beſetzt ſeyn, welche von Muſeis oder Raritaͤten-Be- haͤltniſſen handelten, wozu der am Ende des II. Theils angehaͤngte Catalo- gus das ſeinige beytragen koͤnte. Endlich und zum letzten koͤnte ſowol unter denen vier Fenſter-Pfoſten, als auch in der Mitte des Zimmers ein langer ſchmaler Tiſch geſetzt werden, darauf man die etwa zur Speculation herun- ter gelangte Raritaͤten legen und beſehen, oder auch in einem und andern Buche, was etwa verlanget wuͤrde, nachſchlagen und uͤberleſen koͤnte: Die- ſe Buͤcher koͤnten zu deſto beſſerer Parade alleſamt in Frantzoͤſiſchen und wohl- verguͤldeten Baͤnden eingebunden ſeyn, und ſolches um deſto leichter, da ihre Zahl nur klein: an beyden Enden des Tiſches koͤnten ein Par groſſe Globi, oben am Gewoͤlbe aber einige ungeheure groſſe Thiere, zum Exempel ein jun- ger Walfiſch, ein groſſer Crocodill, See-Hund, Schlange ꝛc. aufgehangen, beym Eingange der Thuͤre aber zwey fuͤrchterliche Loͤwen, Baͤren oder Tieger ausgeſtopfft geſetzt werden. Was etwa uͤber denen Fenſtern oder Repoſitoriis fuͤr Raum noch uͤbrig waͤre, moͤchte man mit raren Gemaͤhlden von beruͤhm- ten Meiſtern beſetzen oder behaͤngen. Und dieſes waͤre mein zwar im Geiſt und Gedancken aufgerichtetes Muſeum, ſo ich mich aber auch allemal in der That zu præſtiren erbiete. Die Art der Einrichtung deſſelbigen iſt, wie man ſiehet, ſo beſchaffen, daß ein groſſer Fuͤrſt und Herr nach der Beurtheilung ſeines geſammleten Vorraths daſſelbige nach ſelbſt eigenem Gefallen und Gut-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/451>, abgerufen am 22.11.2024.