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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Zuschrifft.
daß er das ihm von Milesio auf zuheben gegebenes Geld leug-
nen und nicht flugs seinen Söhnen zufördern wollen/ als sie
nach Sparta kommen/ das Warzeichen deßwegen aufgewie-
sen und das Geld begehret haben.

Und wiewohl das Urthel eben hart/ so sehen wir doch dar-
aus der weisen Heyden Tugend und Gerechtigkeit/ damit sie
uns Christen offt weit vorgehen und am Jüngsten Tage be-
schämen werden.

E. Hoch-Adel. Excell. haben mir hiebevorn ein Reise-
Handbuch vertrauet: Das halte ich billich auch nicht vor ein
geringes/ dieweil zum theil GOttes Ehre/ zum Theil auch des
Nechsten Nutz damit zuschaffen und dann dero Hertzgeliebter
Herr Bruder sein Leben drüber geendet und hielte ich mirs vor
GOTT und in meinem Gewissen unverantwortlich/ wenn ich
etwas dran hätte sparen/ was E. Hoch-Adel. Excell. deß-
wegen meiner Wenigkeit angesonnen/ oder damit zurücke hal-
ten sollen/ da Sie dasselbe bißhero in angeregter Form so
Schrifft als mündlich wieder begehret.

Wann dann nun dabey gethan/ was GOTT durch mei-
nen Fleiß und Arbeit aus Gnaden verliehen/ daß das Werck
nicht allein seine richtige Ordnung und Abtheilung in Theile/
Bücher und Capitul erlanget/ sondern auch die materi und
Sachen darinnen ein iegliches an seinen Orth/ so viel immer
müglich getragen und gesetzet und dieselben mit verständlichem
Teutsch beschrieben worden/ welches denn einem Reisenden in
seinem Hand- und Tage-Buche zuthun nicht müglich/ weiln er
vor täglicher Unruhe und Unbeständigkeit seines Lebens zu Ge-
dancken nicht kommen kan/ dann auch Sein Wille und Vor-
haben den vollkommenen Zweck noch nicht erreichet und über
diß alles seine Muttersprache mit so viel andern Sprachen zer-
rüttet und verwirret wird. Als überreiche nun E. Hoch-

Adel.

Zuſchrifft.
daß er das ihm von Mileſio auf zuheben gegebenes Geld leug-
nen und nicht flugs ſeinen Soͤhnen zufoͤrdern wollen/ als ſie
nach Sparta kommen/ das Warzeichen deßwegen aufgewie-
ſen und das Geld begehret haben.

Und wiewohl das Urthel eben hart/ ſo ſehen wir doch dar-
aus der weiſen Heyden Tugend und Gerechtigkeit/ damit ſie
uns Chriſten offt weit vorgehen und am Juͤngſten Tage be-
ſchaͤmen werden.

E. Hoch-Adel. Excell. haben mir hiebevorn ein Reiſe-
Handbuch vertrauet: Das halte ich billich auch nicht vor ein
geringes/ dieweil zum theil GOttes Ehre/ zum Theil auch des
Nechſten Nutz damit zuſchaffen und dann dero Hertzgeliebter
Herr Bruder ſein Leben druͤber geendet und hielte ich mirs vor
GOTT und in meinem Gewiſſen unverantwortlich/ wenn ich
etwas dran haͤtte ſparen/ was E. Hoch-Adel. Excell. deß-
wegen meiner Wenigkeit angeſonnen/ oder damit zuruͤcke hal-
ten ſollen/ da Sie daſſelbe bißhero in angeregter Form ſo
Schrifft als muͤndlich wieder begehret.

Wann dann nun dabey gethan/ was GOTT durch mei-
nen Fleiß und Arbeit aus Gnaden verliehen/ daß das Werck
nicht allein ſeine richtige Ordnung und Abtheilung in Theile/
Buͤcher und Capitul erlanget/ ſondern auch die materi und
Sachen darinnen ein iegliches an ſeinen Orth/ ſo viel immer
muͤglich getragen und geſetzet und dieſelben mit verſtaͤndlichem
Teutſch beſchrieben worden/ welches denn einem Reiſenden in
ſeinem Hand- und Tage-Buche zuthun nicht muͤglich/ weiln er
vor taͤglicher Unruhe und Unbeſtaͤndigkeit ſeines Lebens zu Ge-
dancken nicht kommen kan/ dann auch Sein Wille und Vor-
haben den vollkommenen Zweck noch nicht erreichet und uͤber
diß alles ſeine Mutterſprache mit ſo viel andern Sprachen zer-
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Adel.
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[4/0010] Zuſchrifft. daß er das ihm von Mileſio auf zuheben gegebenes Geld leug- nen und nicht flugs ſeinen Soͤhnen zufoͤrdern wollen/ als ſie nach Sparta kommen/ das Warzeichen deßwegen aufgewie- ſen und das Geld begehret haben. Und wiewohl das Urthel eben hart/ ſo ſehen wir doch dar- aus der weiſen Heyden Tugend und Gerechtigkeit/ damit ſie uns Chriſten offt weit vorgehen und am Juͤngſten Tage be- ſchaͤmen werden. E. Hoch-Adel. Excell. haben mir hiebevorn ein Reiſe- Handbuch vertrauet: Das halte ich billich auch nicht vor ein geringes/ dieweil zum theil GOttes Ehre/ zum Theil auch des Nechſten Nutz damit zuſchaffen und dann dero Hertzgeliebter Herr Bruder ſein Leben druͤber geendet und hielte ich mirs vor GOTT und in meinem Gewiſſen unverantwortlich/ wenn ich etwas dran haͤtte ſparen/ was E. Hoch-Adel. Excell. deß- wegen meiner Wenigkeit angeſonnen/ oder damit zuruͤcke hal- ten ſollen/ da Sie daſſelbe bißhero in angeregter Form ſo Schrifft als muͤndlich wieder begehret. Wann dann nun dabey gethan/ was GOTT durch mei- nen Fleiß und Arbeit aus Gnaden verliehen/ daß das Werck nicht allein ſeine richtige Ordnung und Abtheilung in Theile/ Buͤcher und Capitul erlanget/ ſondern auch die materi und Sachen darinnen ein iegliches an ſeinen Orth/ ſo viel immer muͤglich getragen und geſetzet und dieſelben mit verſtaͤndlichem Teutſch beſchrieben worden/ welches denn einem Reiſenden in ſeinem Hand- und Tage-Buche zuthun nicht muͤglich/ weiln er vor taͤglicher Unruhe und Unbeſtaͤndigkeit ſeines Lebens zu Ge- dancken nicht kommen kan/ dann auch Sein Wille und Vor- haben den vollkommenen Zweck noch nicht erreichet und uͤber diß alles ſeine Mutterſprache mit ſo viel andern Sprachen zer- ruͤttet und verwirret wird. Als uͤberreiche nun E. Hoch- Adel.

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/10>, abgerufen am 28.04.2024.