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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Das I. Capitul.

Von Egyptenland und desselben Beschaffenheit.

EGypten ist ein berühmt und auch in Gottes Wort bekan-
tes Land und Königreich/ dessen Könige vordessen Pha-
raones
genennet worden und reich und gewaltig gewesen
sind/ ietzt aber hats der Türcke unter sich.

Wo dasselbe eigentlich hin zu rechnen/ ob in Asiam, oder
Africam, sind die allen Geographi zwar nicht einig: allein weil
man insgemein im selbigen das rothe Meer für die Theilung
Asiae und Africae hält/ so kans nicht anders seyn/ Egypten muß
nothwendig zu Africa gehören.

An Fruchtbarkeit/ wiewol ungleich/ ist in diesem König-
reiche kein Mangel/ iedoch nechst Gott hats auch dieselbe meist
dem Fluß Nilo zuzuschreiben. Denn wenn diß Wasser thäte/
welcher mit seinem Auß- und Uberlauff/ dem Wachsen und Fal-
len nach/ iedes Jahr 80. Tage lang das Land wässert und
durch seinen mit sich führenden fetten Schlamm dünget/ so
würde es schlecht beschaffen seyn. Es ist aber/ wie ich sage/ gleich-
wol ungleich. Denn unter der Stadt Alkair theilet sich der Ni-
lus
in zwey grosse Arm/ welche. Schiffreich sind und fält einer
davon bey Damiata, der ander bey Rosseto ins Meer und thei-
len das Land wie eine Triangel/ weßwegen es auch am selben
Orte die Einwohner Delta nennen/ nach der Gestalt deß Grie-
chischen Buchstabens Delta, D, weil dasselbe einem Triangul
gleich siehet/ um deßwillen ist nun auch diese Gegend das
fruchtbarste Theil Landes/ weils von dem Fluß Nilo um-
flossen ist/ und sonst auch noch von zwey kleinen Abtheilungen
des N[i]li mehr gewässert wird: Und ist diese Refier nicht klein/
sondern also/ daß sie sich in ihrem Umgrieff auf 300. Jtal. Mei-
len erstrecket.


Jn
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Das I. Capitul.

Von Egyptenland und deſſelben Beſchaffenheit.

EGypten iſt ein beruͤhmt und auch in Gottes Wort bekan-
tes Land und Koͤnigreich/ deſſen Koͤnige vordeſſen Pha-
raones
genennet worden und reich und gewaltig geweſen
ſind/ ietzt aber hats der Tuͤrcke unter ſich.

Wo daſſelbe eigentlich hin zu rechnen/ ob in Aſiam, oder
Africam, ſind die allen Geographi zwar nicht einig: allein weil
man insgemein im ſelbigen das rothe Meer fuͤr die Theilung
Aſiæ und Africæ haͤlt/ ſo kans nicht anders ſeyn/ Egypten muß
nothwendig zu Africa gehoͤren.

An Fruchtbarkeit/ wiewol ungleich/ iſt in dieſem Koͤnig-
reiche kein Mangel/ iedoch nechſt Gott hats auch dieſelbe meiſt
dem Fluß Nilo zuzuſchreiben. Denn wenn diß Waſſer thaͤte/
welcher mit ſeinem Auß- und Ubeꝛlauff/ dem Wachſen und Fal-
len nach/ iedes Jahr 80. Tage lang das Land waͤſſert und
durch ſeinen mit ſich fuͤhrenden fetten Schlamm duͤnget/ ſo
wuͤrde es ſchlecht beſchaffen ſeyn. Es iſt abeꝛ/ wie ich ſage/ gleich-
wol ungleich. Denn unter der Stadt Alkair theilet ſich der Ni-
lus
in zwey groſſe Arm/ welche. Schiffreich ſind und faͤlt einer
davon bey Damiata, der ander bey Roſſeto ins Meer und thei-
len das Land wie eine Triangel/ weßwegen es auch am ſelben
Orte die Einwohner Delta nennen/ nach der Geſtalt deß Grie-
chiſchen Buchſtabens Delta, Δ, weil daſſelbe einem Triangul
gleich ſiehet/ um deßwillen iſt nun auch dieſe Gegend das
fruchtbarſte Theil Landes/ weils von dem Fluß Nilo um-
floſſen iſt/ und ſonſt auch noch von zwey kleinen Abtheilungen
des N[i]li mehr gewaͤſſert wird: Und iſt dieſe Refier nicht klein/
ſondern alſo/ daß ſie ſich in ihrem Umgrieff auf 300. Jtal. Mei-
len erſtrecket.


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[138/0144] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Das I. Capitul. Von Egyptenland und deſſelben Beſchaffenheit. EGypten iſt ein beruͤhmt und auch in Gottes Wort bekan- tes Land und Koͤnigreich/ deſſen Koͤnige vordeſſen Pha- raones genennet worden und reich und gewaltig geweſen ſind/ ietzt aber hats der Tuͤrcke unter ſich. Wo daſſelbe eigentlich hin zu rechnen/ ob in Aſiam, oder Africam, ſind die allen Geographi zwar nicht einig: allein weil man insgemein im ſelbigen das rothe Meer fuͤr die Theilung Aſiæ und Africæ haͤlt/ ſo kans nicht anders ſeyn/ Egypten muß nothwendig zu Africa gehoͤren. An Fruchtbarkeit/ wiewol ungleich/ iſt in dieſem Koͤnig- reiche kein Mangel/ iedoch nechſt Gott hats auch dieſelbe meiſt dem Fluß Nilo zuzuſchreiben. Denn wenn diß Waſſer thaͤte/ welcher mit ſeinem Auß- und Ubeꝛlauff/ dem Wachſen und Fal- len nach/ iedes Jahr 80. Tage lang das Land waͤſſert und durch ſeinen mit ſich fuͤhrenden fetten Schlamm duͤnget/ ſo wuͤrde es ſchlecht beſchaffen ſeyn. Es iſt abeꝛ/ wie ich ſage/ gleich- wol ungleich. Denn unter der Stadt Alkair theilet ſich der Ni- lus in zwey groſſe Arm/ welche. Schiffreich ſind und faͤlt einer davon bey Damiata, der ander bey Roſſeto ins Meer und thei- len das Land wie eine Triangel/ weßwegen es auch am ſelben Orte die Einwohner Delta nennen/ nach der Geſtalt deß Grie- chiſchen Buchſtabens Delta, Δ, weil daſſelbe einem Triangul gleich ſiehet/ um deßwillen iſt nun auch dieſe Gegend das fruchtbarſte Theil Landes/ weils von dem Fluß Nilo um- floſſen iſt/ und ſonſt auch noch von zwey kleinen Abtheilungen des Nili mehr gewaͤſſert wird: Und iſt dieſe Refier nicht klein/ ſondern alſo/ daß ſie ſich in ihrem Umgrieff auf 300. Jtal. Mei- len erſtrecket. Jn

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/144>, abgerufen am 24.11.2024.