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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
unterm Hauffen gewesen/ der es um viel noch einmal gewa-
get hätte.

Nach dem wir nun gar in solche Wunder-Säule hinein
waren funden wir zu allererst einen grossen gewölbten Raum
und Platz/ da zündeten wir alle unsere Liechte an/ und giengen
erst in ein und ander finster Gewölbe/ von dannen sind wir ei-
nen engen und etwas jehlingen glatten felsichten/ oder steinich-
ten Gang/ in welchen mit fleiß Stuffen gehauen waren/ da-
mit man im Hinaufsteigen desto besser solte hafften können/
hinauf gestiegen/ welches denn sehr lange gewäret also/ daß wir
auf beyden Seiten eine greuliche tieffe Grufft unter uns ge-
habt/ über welche wir hingehen/ ja fast mehr klettern müssen.

Endlich sind wir auf einen gar engen steinernen Gang
kommen/ dazu ende dessen ein Gemach/ oder Kammer gewe-
sen/ welche viereckicht/ sehr hoch und finster war und oben an
der Decke waren neun schöne grosse viereckichte steinerne Ta-
feln eingesetzet/ an den Mauren aber braun und weiß sprenckli-
che grosse gleissende Steine/ meinem Ansehen und Erachten
nach/ als Porphyr Stein/ nur daß er grob war.

Jn dieser Kammer stehet ein grosser Sarg in einem gantz
schwartzen Stein gehauen/ ist zehen gute Männer-Spannen
lang und viere breit und wenn man mit etwas dran schlägt/ so
klingets/ als wie eine Glocke/ ist aber offen und stehet auf der
blatten Erden/ zum Fuß Orthe deß Sarges gehet ein Loch in
die Erde hinab: Und soll König Pharao in diesem Sarge bey-
gesetzt worden seyn/ nach dem er im rothen Meer ersoffen und
umkommen/ massen er ihm denn auch vorhero solch Begräb-
niß mit überauß grossen Unkosten zu ewigen Ruhm und Ge-
dächtnüß soll haben erbauen lassen.

Diese Pyramides und Wunder Säulen sind zu keinem an-
dern Ende vor Zeiten erbauet worden/ also daß die Könige in

Egypten
Y 3

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
unterm Hauffen geweſen/ der es um viel noch einmal gewa-
get haͤtte.

Nach dem wir nun gar in ſolche Wunder-Saͤule hinein
waren funden wir zu allererſt einen groſſen gewoͤlbten Raum
und Platz/ da zuͤndeten wir alle unſere Liechte an/ und giengen
erſt in ein und ander finſter Gewoͤlbe/ von dannen ſind wir ei-
nen engen und etwas jehlingen glatten felſichten/ oder ſteinich-
ten Gang/ in welchen mit fleiß Stuffen gehauen waren/ da-
mit man im Hinaufſteigen deſto beſſer ſolte hafften koͤnnen/
hinauf geſtiegen/ welches denn ſehr lange gewaͤret alſo/ daß wiꝛ
auf beyden Seiten eine greuliche tieffe Grufft unter uns ge-
habt/ uͤber welche wir hingehen/ ja faſt mehr klettern muͤſſen.

Endlich ſind wir auf einen gar engen ſteinernen Gang
kommen/ dazu ende deſſen ein Gemach/ oder Kammer gewe-
ſen/ welche viereckicht/ ſehr hoch und finſter war und oben an
der Decke waren neun ſchoͤne groſſe viereckichte ſteinerne Ta-
feln eingeſetzet/ an den Mauren aber braun und weiß ſprenckli-
che groſſe gleiſſende Steine/ meinem Anſehen und Erachten
nach/ als Porphyr Stein/ nur daß er grob war.

Jn dieſer Kam̃er ſtehet ein groſſer Sarg in einem gantz
ſchwartzen Stein gehauen/ iſt zehen gute Maͤnner-Spannen
lang und viere breit und wenn man mit etwas dran ſchlaͤgt/ ſo
klingets/ als wie eine Glocke/ iſt aber offen und ſtehet auf der
blatten Erden/ zum Fuß Orthe deß Sarges gehet ein Loch in
die Erde hinab: Und ſoll Koͤnig Pharao in dieſem Sarge bey-
geſetzt worden ſeyn/ nach dem er im rothen Meer erſoffen und
umkommen/ maſſen er ihm denn auch vorhero ſolch Begraͤb-
niß mit uͤberauß groſſen Unkoſten zu ewigen Ruhm und Ge-
daͤchtnuͤß ſoll haben erbauen laſſen.

Dieſe Pyramides und Wunder Saͤulen ſind zu keinem an-
dern Ende vor Zeiten erbauet worden/ alſo daß die Koͤnige in

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[171/0177] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. unterm Hauffen geweſen/ der es um viel noch einmal gewa- get haͤtte. Nach dem wir nun gar in ſolche Wunder-Saͤule hinein waren funden wir zu allererſt einen groſſen gewoͤlbten Raum und Platz/ da zuͤndeten wir alle unſere Liechte an/ und giengen erſt in ein und ander finſter Gewoͤlbe/ von dannen ſind wir ei- nen engen und etwas jehlingen glatten felſichten/ oder ſteinich- ten Gang/ in welchen mit fleiß Stuffen gehauen waren/ da- mit man im Hinaufſteigen deſto beſſer ſolte hafften koͤnnen/ hinauf geſtiegen/ welches denn ſehr lange gewaͤret alſo/ daß wiꝛ auf beyden Seiten eine greuliche tieffe Grufft unter uns ge- habt/ uͤber welche wir hingehen/ ja faſt mehr klettern muͤſſen. Endlich ſind wir auf einen gar engen ſteinernen Gang kommen/ dazu ende deſſen ein Gemach/ oder Kammer gewe- ſen/ welche viereckicht/ ſehr hoch und finſter war und oben an der Decke waren neun ſchoͤne groſſe viereckichte ſteinerne Ta- feln eingeſetzet/ an den Mauren aber braun und weiß ſprenckli- che groſſe gleiſſende Steine/ meinem Anſehen und Erachten nach/ als Porphyr Stein/ nur daß er grob war. Jn dieſer Kam̃er ſtehet ein groſſer Sarg in einem gantz ſchwartzen Stein gehauen/ iſt zehen gute Maͤnner-Spannen lang und viere breit und wenn man mit etwas dran ſchlaͤgt/ ſo klingets/ als wie eine Glocke/ iſt aber offen und ſtehet auf der blatten Erden/ zum Fuß Orthe deß Sarges gehet ein Loch in die Erde hinab: Und ſoll Koͤnig Pharao in dieſem Sarge bey- geſetzt worden ſeyn/ nach dem er im rothen Meer erſoffen und umkommen/ maſſen er ihm denn auch vorhero ſolch Begraͤb- niß mit uͤberauß groſſen Unkoſten zu ewigen Ruhm und Ge- daͤchtnuͤß ſoll haben erbauen laſſen. Dieſe Pyramides und Wunder Saͤulen ſind zu keinem an- dern Ende vor Zeiten erbauet worden/ alſo daß die Koͤnige in Egypten Y 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/177>, abgerufen am 26.11.2024.