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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Allhier am rothen Meere haben wir zu Zeiten gar ein
liebliches anmuthiges Lüfftlein gehabt/ welches uns bißhero
in der Wüsten selten so guth worden war. Denn weil der Sand
ärger als die heisseste Asche brennet/ und dem/ so drinnen reisen
soll/ eine unsägliche Beschwerung machet/ hat uns denn der-
gleichen Lüfftlein gewaltig erquicket/ sonst wäre unmüglich/
daß man für grosser Hitze thauren könte und nicht verschmach-
ten und verderben müste.

Allhier habe ich wegen grosser Hitze im rothen Meere ge-
badet. Auch kan man von hier aus auf diesem Meere biß in Jn-
dien hinein schiffen. Es verhält sich aber mit demselben also:
Das Wasser scheinet röthlicht und geschicht ohn allen Zweifel
von dem rothen Grund und Boden/ denn es hat/ absonderlich
aber/ wenn die Sonne hell drein scheinet/ ie röther es alsdenn
auch ist und wächset an vielen Orthen auch Schilff darinnen.
Liegt ohngefähr noch drey Tage-Reisen vom Berge Sinai.
Und wenn hier in der Wüsten der starcke schädliche Wind Schi-
rocko
wehet/ so treibt er das Meer wol fast eine Teutsche Meile
herauß auf den sandigen Boden/ da man denn mit Leib und
Lebens-Gefahr reisen muß/ wem es ertappet/ zumal man in
lauter tieffen Sande waten muß/ welches nicht fördert.

Die Araber in dieser Wüsten sind wilde und Viehische/
schwartze öhlfarbige ungestalte Leute/ welche meistentheils na-
ckend gehen/ nur daß sie irgends ein härin Tuch um sich hän-
gen/ gehen mit einem langen Spießlein auf den Raub herum/
leben/ wie die unvernünfftigen Thiere/ in wüsten Steinklip-
pen/ auch wol drey Tage ohne Essen und Trincken und haben
Gemeinschafft mit den Camelen/ Haben sie aber Weiber/ so
sinds nicht ehelich getraute Weiber/ wie dieser Leute unten mit
mehrern gedacht werden soll.

Allhier hab ich mich wieder mit frischem Wasser versor-

get
Z 3
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Allhier am rothen Meere haben wir zu Zeiten gar ein
liebliches anmuthiges Luͤfftlein gehabt/ welches uns bißhero
in der Wuͤſten ſelten ſo guth worden war. Deñ weil der Sand
aͤrger als die heiſſeſte Aſche brennet/ und dem/ ſo drinnen reiſen
ſoll/ eine unſaͤgliche Beſchwerung machet/ hat uns denn der-
gleichen Luͤfftlein gewaltig erquicket/ ſonſt waͤre unmuͤglich/
daß man fuͤr groſſer Hitze thauren koͤnte und nicht verſchmach-
ten und verderben muͤſte.

Allhier habe ich wegen groſſer Hitze im rothen Meere ge-
badet. Auch kan man von hier aus auf dieſem Meere biß in Jn-
dien hinein ſchiffen. Es verhaͤlt ſich aber mit demſelben alſo:
Das Waſſer ſcheinet roͤthlicht und geſchicht ohn allen Zweifel
von dem rothen Grund und Boden/ denn es hat/ abſonderlich
aber/ wenn die Sonne hell drein ſcheinet/ ie roͤther es alsdenn
auch iſt und waͤchſet an vielen Orthen auch Schilff darinnen.
Liegt ohngefaͤhr noch drey Tage-Reiſen vom Berge Sinai.
Und wenn hier in der Wuͤſten der ſtarcke ſchaͤdliche Wind Schi-
rocko
wehet/ ſo treibt er das Meer wol faſt eine Teutſche Meile
herauß auf den ſandigen Boden/ da man denn mit Leib und
Lebens-Gefahr reiſen muß/ wem es ertappet/ zumal man in
lauter tieffen Sande waten muß/ welches nicht foͤrdert.

Die Araber in dieſer Wuͤſten ſind wilde und Viehiſche/
ſchwartze oͤhlfarbige ungeſtalte Leute/ welche meiſtentheils na-
ckend gehen/ nur daß ſie irgends ein haͤrin Tuch um ſich haͤn-
gen/ gehen mit einem langen Spießlein auf den Raub herum/
leben/ wie die unvernuͤnfftigen Thiere/ in wuͤſten Steinklip-
pen/ auch wol drey Tage ohne Eſſen und Trincken und haben
Gemeinſchafft mit den Camelen/ Haben ſie aber Weiber/ ſo
ſinds nicht ehelich getraute Weiber/ wie dieſer Leute unten mit
mehrern gedacht werden ſoll.

Allhier hab ich mich wieder mit friſchem Waſſer verſor-

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[179/0185] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Allhier am rothen Meere haben wir zu Zeiten gar ein liebliches anmuthiges Luͤfftlein gehabt/ welches uns bißhero in der Wuͤſten ſelten ſo guth worden war. Deñ weil der Sand aͤrger als die heiſſeſte Aſche brennet/ und dem/ ſo drinnen reiſen ſoll/ eine unſaͤgliche Beſchwerung machet/ hat uns denn der- gleichen Luͤfftlein gewaltig erquicket/ ſonſt waͤre unmuͤglich/ daß man fuͤr groſſer Hitze thauren koͤnte und nicht verſchmach- ten und verderben muͤſte. Allhier habe ich wegen groſſer Hitze im rothen Meere ge- badet. Auch kan man von hier aus auf dieſem Meere biß in Jn- dien hinein ſchiffen. Es verhaͤlt ſich aber mit demſelben alſo: Das Waſſer ſcheinet roͤthlicht und geſchicht ohn allen Zweifel von dem rothen Grund und Boden/ denn es hat/ abſonderlich aber/ wenn die Sonne hell drein ſcheinet/ ie roͤther es alsdenn auch iſt und waͤchſet an vielen Orthen auch Schilff darinnen. Liegt ohngefaͤhr noch drey Tage-Reiſen vom Berge Sinai. Und wenn hier in der Wuͤſten der ſtarcke ſchaͤdliche Wind Schi- rocko wehet/ ſo treibt er das Meer wol faſt eine Teutſche Meile herauß auf den ſandigen Boden/ da man denn mit Leib und Lebens-Gefahr reiſen muß/ wem es ertappet/ zumal man in lauter tieffen Sande waten muß/ welches nicht foͤrdert. Die Araber in dieſer Wuͤſten ſind wilde und Viehiſche/ ſchwartze oͤhlfarbige ungeſtalte Leute/ welche meiſtentheils na- ckend gehen/ nur daß ſie irgends ein haͤrin Tuch um ſich haͤn- gen/ gehen mit einem langen Spießlein auf den Raub herum/ leben/ wie die unvernuͤnfftigen Thiere/ in wuͤſten Steinklip- pen/ auch wol drey Tage ohne Eſſen und Trincken und haben Gemeinſchafft mit den Camelen/ Haben ſie aber Weiber/ ſo ſinds nicht ehelich getraute Weiber/ wie dieſer Leute unten mit mehrern gedacht werden ſoll. Allhier hab ich mich wieder mit friſchem Waſſer verſor- get Z 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/185>, abgerufen am 26.11.2024.