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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
ling Chus. Jedoch rücke ichs zu dem Ende mit ein dem begierigen
Leser Gnüge zu thun und nicht disputirens halben/ oder einen
Glaubens-Artickel drauß zu machen.

Allhier haben wir unterwegen viel Stein-Hügel gesehen
an und unter denen die Mohren ihre Wohnungen hatten/ wie
wir denn auch hierum gar viel Spuren der Schlangen und
Heydexen gesehen.

Jn diesem Thal fließt ein Wasser/ fast einer Elen tieff/
kömmt von dem hochschwartzen-Gebürge herab und gehet ei-
ne Tager eise von hier zur rechten Hand/ da wir reiseten/ ins
rothe Meer. Auch sihet man noch allda etzliche uhralte mit von
den Stein-Felsen abgebrochenen Steinen erbauete steinerne
Mauren etwas den Felsen hinan die aber ietzt mehren theils zu
Steinhauffen worden/ und sollen/ wie man mich berichtet/ zu
uhralten Zeiten Jüden allda gewohnet haben.

Die Mohren welche hier zu der Carovan der Cameelen be-
stellet/ werden in ihrer Sprache Pedubeen genannt/ die aber zu
den Eseln/ Muk ker. Die Cameelotten/ oder Pedubeen gehen/
wie oben gemeldet/ in den allerheissesten und von der Sonnen
entbrandten Sande entweder gantz barfuß/ welches ich doch
in guthen starcken Schuhen nicht thun können/ oder brauchen
Sohlen von Cameel-Haut/ die sie fest anbinden/ tragen lange
weisse/ oder blaue Hemden mit langen weiten Ermeln von an-
derthalben Elen weit und sonst keine andere Kleider. Um den
Leib gürten sie sich mit einem breiten ledern Gürtel und auf der
Brust führen sie an demselben Gürtel einen langen spitzigen und
krummen Dolch/ oder Messer/ ihr Gewehr aber ist ein langer
Spieß/ dessen Schafft ohngefähr eines guthen Daumens di-
cke und von 14. biß 16. Schuh lang/ woran oben ein klein spitzi-
ges eisen.

Allhier regnet es gar selten/ schneyet aber offt im Winter/

dennoch

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ling Chus. Jedoch ruͤcke ichs zu dem Ende mit ein dem begierigẽ
Leſer Gnuͤge zu thun und nicht diſputirens halben/ oder einen
Glaubens-Artickel drauß zu machen.

Allhier haben wir unterwegen viel Stein-Huͤgel geſehen
an und unter denen die Mohren ihre Wohnungen hatten/ wie
wir denn auch hierum gar viel Spuren der Schlangen und
Heydexen geſehen.

Jn dieſem Thal fließt ein Waſſer/ faſt einer Elen tieff/
koͤmmt von dem hochſchwartzen-Gebuͤrge herab und gehet ei-
ne Tager eiſe von hier zur rechten Hand/ da wir reiſeten/ ins
rothe Meer. Auch ſihet man noch allda etzliche uhralte mit von
den Stein-Felſen abgebrochenen Steinen erbauete ſteinerne
Mauren etwas den Felſen hinan die aber ietzt mehren theils zu
Steinhauffen worden/ und ſollen/ wie man mich berichtet/ zu
uhralten Zeiten Juͤden allda gewohnet haben.

Die Mohren welche hier zu der Carovan der Cameelen be-
ſtellet/ werden in ihrer Sprache Pedubeen genannt/ die aber zu
den Eſeln/ Muk ker. Die Cameelotten/ oder Pedubeen gehen/
wie oben gemeldet/ in den allerheiſſeſten und von der Sonnen
entbrandten Sande entweder gantz barfuß/ welches ich doch
in guthen ſtarcken Schuhen nicht thun koͤnnen/ oder brauchen
Sohlen von Cameel-Haut/ die ſie feſt anbinden/ tragen lange
weiſſe/ oder blaue Hemden mit langen weiten Ermeln von an-
derthalben Elen weit und ſonſt keine andere Kleider. Um den
Leib guͤrten ſie ſich mit einem breiten ledern Guͤrtel und auf der
Bruſt fuͤhren ſie an demſelben Guͤrtel einen langen ſpitzigen uñ
krummen Dolch/ oder Meſſer/ ihr Gewehr aber iſt ein langer
Spieß/ deſſen Schafft ohngefaͤhr eines guthen Daumens di-
cke und von 14. biß 16. Schuh lang/ woran oben ein klein ſpitzi-
ges eiſen.

Allhier regnet es gar ſelten/ ſchneyet aber offt im Winter/

dennoch
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[192/0198] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ling Chus. Jedoch ruͤcke ichs zu dem Ende mit ein dem begierigẽ Leſer Gnuͤge zu thun und nicht diſputirens halben/ oder einen Glaubens-Artickel drauß zu machen. Allhier haben wir unterwegen viel Stein-Huͤgel geſehen an und unter denen die Mohren ihre Wohnungen hatten/ wie wir denn auch hierum gar viel Spuren der Schlangen und Heydexen geſehen. Jn dieſem Thal fließt ein Waſſer/ faſt einer Elen tieff/ koͤmmt von dem hochſchwartzen-Gebuͤrge herab und gehet ei- ne Tager eiſe von hier zur rechten Hand/ da wir reiſeten/ ins rothe Meer. Auch ſihet man noch allda etzliche uhralte mit von den Stein-Felſen abgebrochenen Steinen erbauete ſteinerne Mauren etwas den Felſen hinan die aber ietzt mehren theils zu Steinhauffen worden/ und ſollen/ wie man mich berichtet/ zu uhralten Zeiten Juͤden allda gewohnet haben. Die Mohren welche hier zu der Carovan der Cameelen be- ſtellet/ werden in ihrer Sprache Pedubeen genannt/ die aber zu den Eſeln/ Muk ker. Die Cameelotten/ oder Pedubeen gehen/ wie oben gemeldet/ in den allerheiſſeſten und von der Sonnen entbrandten Sande entweder gantz barfuß/ welches ich doch in guthen ſtarcken Schuhen nicht thun koͤnnen/ oder brauchen Sohlen von Cameel-Haut/ die ſie feſt anbinden/ tragen lange weiſſe/ oder blaue Hemden mit langen weiten Ermeln von an- derthalben Elen weit und ſonſt keine andere Kleider. Um den Leib guͤrten ſie ſich mit einem breiten ledern Guͤrtel und auf der Bruſt fuͤhren ſie an demſelben Guͤrtel einen langen ſpitzigen uñ krummen Dolch/ oder Meſſer/ ihr Gewehr aber iſt ein langer Spieß/ deſſen Schafft ohngefaͤhr eines guthen Daumens di- cke und von 14. biß 16. Schuh lang/ woran oben ein klein ſpitzi- ges eiſen. Allhier regnet es gar ſelten/ ſchneyet aber offt im Winter/ dennoch

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/198>, abgerufen am 24.11.2024.