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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Manna/ oder Himmel-Brodt vom Himmel in Gestalt/ wie
Coriander oder wie kleine Erbsen-Samen/ gegeben worden/
wie es auch noch zu gewieser Zeit im Jahr zu fallen pfleget. Jst
ein dicker Thau/ wie mir gewiesen worden/ süßlichs Geschmacks
welches man/ wie ein zerschmoltzenes Wachs/ oder viel mehr
wie einen weichen Teig zusammen sammlen und behalten kan.

Vorgedachtes 8. Julij vor halb Abend/ nach dem wir nun
in der Wüsten allerhand uhralte Sachen besichtiget/ seind wir
wieder zu rück ins Kloster/ da wir früh Morgens außgegangen
waren/ kommen/ und biß den 10. Julij stille gelegen und haben
außgeruhet/ da ich denn mit dem Münche früh vor der Son-
nen Aufgang auf den Berg gegangen/ auf welchen Moses sei-
ne Schafe geweidet. Alda ist noch diese Stunde zu sehen der
Stein/ auf welchem Mosis zu sitzen pflegen/ wenn er die Schafe
geweidet und ist derselbe gantz roth. Unten im Thaal ist der
Orth/ da er den Busch brennen sehen. Sind also in die andert-
halbe Stunde den Berg auf und abgangen: Unterwegens a-
ber nach dem Kloster zu ist ein langer schwartzer nackender
Mohr auß den Steinklippen zu uns kommen/ welcher nicht
mehr/ als ein lang Cameelhärin Tuch an sich hatte/ auf den
Achseln einen langen schwachen Spieß/ für welchem wir uns
nicht wenig entsetzten/ weil wir allein in der Wüsten waren und
kein Gewehr bey uns hatten/ begehrte aber anders nichts/ als
Brodt/ massen er auch alsbald dem Münch über all besuchte
und wegnam/ was er am B rote fande/ und verschlug sich als-
bald wieder in das rauhe/ wüste/ wilde und steinigte Gebürge
und ließ uns unsern Weg zum Kloster vollends passiren.

Diesen Abend bin ich einen schönen langen lustigen Gar-
ten ausser dem Kloster von 2. Griechis. München so über densel-
ben zugebiethen hatten zu Gaste geladen worden/ die mich auch

ihrer

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Manna/ oder Himmel-Brodt vom Himmel in Geſtalt/ wie
Coriander oder wie kleine Erbſen-Samen/ gegeben worden/
wie es auch noch zu gewieſer Zeit im Jahr zu fallen pfleget. Jſt
ein dicker Thau/ wie mir gewieſen worden/ ſuͤßlichs Geſchmacks
welches man/ wie ein zerſchmoltzenes Wachs/ oder viel mehr
wie einen weichen Teig zuſammen ſammlen und behalten kan.

Vorgedachtes 8. Julij vor halb Abend/ nach dem wir nun
in der Wuͤſten allerhand uhralte Sachen beſichtiget/ ſeind wir
wieder zu ruͤck ins Kloſter/ da wir fruͤh Morgens außgegangẽ
waren/ kommen/ und biß den 10. Julij ſtille gelegen und haben
außgeruhet/ da ich denn mit dem Muͤnche fruͤh vor der Son-
nen Aufgang auf den Berg gegangen/ auf welchen Moſes ſei-
ne Schafe geweidet. Alda iſt noch dieſe Stunde zu ſehen der
Stein/ auf welchem Moſis zu ſitzen pflegen/ weñ er die Schafe
geweidet und iſt derſelbe gantz roth. Unten im Thaal iſt der
Orth/ da er den Buſch brennen ſehen. Sind alſo in die andert-
halbe Stunde den Berg auf und abgangen: Unterwegens a-
ber nach dem Kloſter zu iſt ein langer ſchwartzer nackender
Mohr auß den Steinklippen zu uns kommen/ welcher nicht
mehr/ als ein lang Cameelhaͤrin Tuch an ſich hatte/ auf den
Achſeln einen langen ſchwachen Spieß/ fuͤr welchem wir uns
nicht wenig entſetzten/ weil wir allein in der Wuͤſten waren und
kein Gewehr bey uns hatten/ begehrte aber anders nichts/ als
Brodt/ maſſen er auch alsbald dem Muͤnch uͤber all beſuchte
und wegnam/ was er am B rote fande/ und verſchlug ſich als-
bald wieder in das rauhe/ wuͤſte/ wilde und ſteinigte Gebuͤrge
und ließ uns unſern Weg zum Kloſter vollends pasſiren.

Dieſen Abend bin ich einen ſchoͤnen langen luſtigen Gar-
ten auſſer dem Kloſter von 2. Griechiſ. Muͤnchen ſo uͤber denſel-
ben zugebiethen hatten zu Gaſte geladen wordẽ/ die mich auch

ihrer
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[221/0227] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Manna/ oder Himmel-Brodt vom Himmel in Geſtalt/ wie Coriander oder wie kleine Erbſen-Samen/ gegeben worden/ wie es auch noch zu gewieſer Zeit im Jahr zu fallen pfleget. Jſt ein dicker Thau/ wie mir gewieſen worden/ ſuͤßlichs Geſchmacks welches man/ wie ein zerſchmoltzenes Wachs/ oder viel mehr wie einen weichen Teig zuſammen ſammlen und behalten kan. Vorgedachtes 8. Julij vor halb Abend/ nach dem wir nun in der Wuͤſten allerhand uhralte Sachen beſichtiget/ ſeind wir wieder zu ruͤck ins Kloſter/ da wir fruͤh Morgens außgegangẽ waren/ kommen/ und biß den 10. Julij ſtille gelegen und haben außgeruhet/ da ich denn mit dem Muͤnche fruͤh vor der Son- nen Aufgang auf den Berg gegangen/ auf welchen Moſes ſei- ne Schafe geweidet. Alda iſt noch dieſe Stunde zu ſehen der Stein/ auf welchem Moſis zu ſitzen pflegen/ weñ er die Schafe geweidet und iſt derſelbe gantz roth. Unten im Thaal iſt der Orth/ da er den Buſch brennen ſehen. Sind alſo in die andert- halbe Stunde den Berg auf und abgangen: Unterwegens a- ber nach dem Kloſter zu iſt ein langer ſchwartzer nackender Mohr auß den Steinklippen zu uns kommen/ welcher nicht mehr/ als ein lang Cameelhaͤrin Tuch an ſich hatte/ auf den Achſeln einen langen ſchwachen Spieß/ fuͤr welchem wir uns nicht wenig entſetzten/ weil wir allein in der Wuͤſten waren und kein Gewehr bey uns hatten/ begehrte aber anders nichts/ als Brodt/ maſſen er auch alsbald dem Muͤnch uͤber all beſuchte und wegnam/ was er am B rote fande/ und verſchlug ſich als- bald wieder in das rauhe/ wuͤſte/ wilde und ſteinigte Gebuͤrge und ließ uns unſern Weg zum Kloſter vollends pasſiren. Dieſen Abend bin ich einen ſchoͤnen langen luſtigen Gar- ten auſſer dem Kloſter von 2. Griechiſ. Muͤnchen ſo uͤber denſel- ben zugebiethen hatten zu Gaſte geladen wordẽ/ die mich auch ihrer

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/227>, abgerufen am 24.11.2024.