Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
kleinen alten Städtlein Sues am rothen Meer und deßwegen
wohnet kein Mensche drinnen/ als abscheuliche nackende Moh-
ren/ die sich deß Raubens und Mordens befleissigen ohne Reue
Scheue und Barmhertzigkeit und in den Höhlen und Klüfften
wohnen/ wie das unvernünfftige grimmige Vieh.

So sind auch weder Aecker/ noch Wiesen drinnen/ sinte-
mahl nichts/ als brennender Sand und sonst weder Laub/
noch Graß/ Sondern allein von unsäglicher Sonnen-Hitze
verbrante dürre Stengel zu sehen und zu finden sind/ dahero
das Land von Natur zu bauen und zu nutzen gantz untauglich
und im geringsten nicht geschickt ist und demnach auch weder
lauffende/ noch fliegende Thiere tragen und ernähren kan.
Jngegen aber gibts schreckliche hohe/ schwartze und zerschmet-
terte Steinklippen/ so sich weit und fern durch die gantze Wü-
sten hin erstecken und darneben auch abscheuliche Tieffe und
zum Theil enge Thaale/ daß man meinte/ die Berge legen ei-
nen auf dem Halse/ oder wolten einen in die Erde hinein schlagen/
wenn man zwischen hinreiset. Dahero es an abscheulichen Gif-
tigen Unziefer und Gewürme nicht fehlet/ daß die Reisende wol
zu sehen müssen/ wie und wo sie sich lagern/ damit sie Friede
für demselben haben und nicht Schaden nehmen mö-
gen.

Wol recht nennet sie die heilige Schrifft im 2. Jerem. Ein
Bilde deß Todes/ mit solchen Worten/ da der heilige Geist den
Jüden ihre Undanckbarkeit gegen Gott vorrücket und spricht:
Keiner denckt nie einmahl/ wo ist der HERR/ der uns aus E-
gyptenland führet und leitet uns in der Wüsten/ im wilden
ungebähnten Lande/ im dürren und finstern Lande/ (im
Lande deß Schattens deß Todes/ wie es in der Grund-Spra-

che

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
kleinen alten Staͤdtlein Sues am rothen Meer und deßwegen
wohnet kein Menſche drinnen/ als abſcheuliche nackende Moh-
ren/ die ſich deß Raubens und Mordens befleiſſigen ohne Reue
Scheue und Barmhertzigkeit und in den Hoͤhlen und Kluͤfften
wohnen/ wie das unvernuͤnfftige grimmige Vieh.

So ſind auch weder Aecker/ noch Wieſen drinnen/ ſinte-
mahl nichts/ als brennender Sand und ſonſt weder Laub/
noch Graß/ Sondern allein von unſaͤglicher Sonnen-Hitze
verbrante duͤrre Stengel zu ſehen und zu finden ſind/ dahero
das Land von Natur zu bauen und zu nutzen gantz untauglich
und im geringſten nicht geſchickt iſt und demnach auch weder
lauffende/ noch fliegende Thiere tragen und ernaͤhren kan.
Jngegen aber gibts ſchreckliche hohe/ ſchwartze und zerſchmet-
terte Steinklippen/ ſo ſich weit und fern durch die gantze Wuͤ-
ſten hin erſtecken und darneben auch abſcheuliche Tieffe und
zum Theil enge Thaale/ daß man meinte/ die Berge legen ei-
nen auf dem Halſe/ oder woltẽ einen in die Erde hinein ſchlagen/
wenn man zwiſchen hinreiſet. Dahero es an abſcheulichen Gif-
tigen Unziefer und Gewuͤrme nicht fehlet/ daß die Reiſende wol
zu ſehen muͤſſen/ wie und wo ſie ſich lagern/ damit ſie Friede
fuͤr demſelben haben und nicht Schaden nehmen moͤ-
gen.

Wol recht nennet ſie die heilige Schrifft im 2. Jerem. Ein
Bilde deß Todes/ mit ſolchen Worten/ da der heilige Geiſt den
Juͤden ihre Undanckbarkeit gegen Gott vorruͤcket und ſpricht:
Keiner denckt nie einmahl/ wo iſt der HERR/ der uns aus E-
gyptenland fuͤhret und leitet uns in der Wuͤſten/ im wilden
ungebaͤhnten Lande/ im duͤrren und finſtern Lande/ (im
Lande deß Schattens deß Todes/ wie es in der Grund-Spra-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0250" n="244"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
kleinen alten Sta&#x0364;dtlein <hi rendition="#aq">Sues</hi> am rothen Meer und deßwegen<lb/>
wohnet kein Men&#x017F;che drinnen/ als ab&#x017F;cheuliche nackende Moh-<lb/>
ren/ die &#x017F;ich deß Raubens und Mordens beflei&#x017F;&#x017F;igen ohne Reue<lb/>
Scheue und Barmhertzigkeit und in den Ho&#x0364;hlen und Klu&#x0364;fften<lb/>
wohnen/ wie das unvernu&#x0364;nfftige grimmige Vieh.</p><lb/>
            <p>So &#x017F;ind auch weder Aecker/ noch Wie&#x017F;en drinnen/ &#x017F;inte-<lb/>
mahl nichts/ als brennender Sand und &#x017F;on&#x017F;t weder Laub/<lb/>
noch Graß/ Sondern allein von un&#x017F;a&#x0364;glicher Sonnen-Hitze<lb/>
verbrante du&#x0364;rre Stengel zu &#x017F;ehen und zu finden &#x017F;ind/ dahero<lb/>
das Land von Natur zu bauen und zu nutzen gantz untauglich<lb/>
und im gering&#x017F;ten nicht ge&#x017F;chickt i&#x017F;t und demnach auch weder<lb/>
lauffende/ noch fliegende Thiere tragen und erna&#x0364;hren kan.<lb/>
Jngegen aber gibts &#x017F;chreckliche hohe/ &#x017F;chwartze und zer&#x017F;chmet-<lb/>
terte Steinklippen/ &#x017F;o &#x017F;ich weit und fern durch die gantze Wu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten hin er&#x017F;tecken und darneben auch ab&#x017F;cheuliche Tieffe und<lb/>
zum Theil enge Thaale/ daß man meinte/ die Berge legen ei-<lb/>
nen auf dem Hal&#x017F;e/ oder wolte&#x0303; einen in die Erde hinein &#x017F;chlagen/<lb/>
wenn man zwi&#x017F;chen hinrei&#x017F;et. Dahero es an ab&#x017F;cheulichen Gif-<lb/>
tigen Unziefer und Gewu&#x0364;rme nicht fehlet/ daß die Rei&#x017F;ende wol<lb/>
zu &#x017F;ehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wie und wo &#x017F;ie &#x017F;ich lagern/ damit &#x017F;ie Friede<lb/>
fu&#x0364;r dem&#x017F;elben haben und nicht Schaden nehmen mo&#x0364;-<lb/>
gen.</p><lb/>
            <p>Wol recht nennet &#x017F;ie die heilige Schrifft im 2. Jerem. Ein<lb/>
Bilde deß Todes/ mit &#x017F;olchen Worten/ da der heilige Gei&#x017F;t den<lb/>
Ju&#x0364;den ihre Undanckbarkeit gegen Gott vorru&#x0364;cket und &#x017F;pricht:<lb/>
Keiner denckt nie einmahl/ wo i&#x017F;t der HERR/ der uns aus E-<lb/>
gyptenland fu&#x0364;hret und leitet uns in der Wu&#x0364;&#x017F;ten/ im wilden<lb/>
ungeba&#x0364;hnten Lande/ im du&#x0364;rren und fin&#x017F;tern Lande/ (im<lb/>
Lande deß Schattens deß Todes/ wie es in der Grund-Spra-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0250] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. kleinen alten Staͤdtlein Sues am rothen Meer und deßwegen wohnet kein Menſche drinnen/ als abſcheuliche nackende Moh- ren/ die ſich deß Raubens und Mordens befleiſſigen ohne Reue Scheue und Barmhertzigkeit und in den Hoͤhlen und Kluͤfften wohnen/ wie das unvernuͤnfftige grimmige Vieh. So ſind auch weder Aecker/ noch Wieſen drinnen/ ſinte- mahl nichts/ als brennender Sand und ſonſt weder Laub/ noch Graß/ Sondern allein von unſaͤglicher Sonnen-Hitze verbrante duͤrre Stengel zu ſehen und zu finden ſind/ dahero das Land von Natur zu bauen und zu nutzen gantz untauglich und im geringſten nicht geſchickt iſt und demnach auch weder lauffende/ noch fliegende Thiere tragen und ernaͤhren kan. Jngegen aber gibts ſchreckliche hohe/ ſchwartze und zerſchmet- terte Steinklippen/ ſo ſich weit und fern durch die gantze Wuͤ- ſten hin erſtecken und darneben auch abſcheuliche Tieffe und zum Theil enge Thaale/ daß man meinte/ die Berge legen ei- nen auf dem Halſe/ oder woltẽ einen in die Erde hinein ſchlagen/ wenn man zwiſchen hinreiſet. Dahero es an abſcheulichen Gif- tigen Unziefer und Gewuͤrme nicht fehlet/ daß die Reiſende wol zu ſehen muͤſſen/ wie und wo ſie ſich lagern/ damit ſie Friede fuͤr demſelben haben und nicht Schaden nehmen moͤ- gen. Wol recht nennet ſie die heilige Schrifft im 2. Jerem. Ein Bilde deß Todes/ mit ſolchen Worten/ da der heilige Geiſt den Juͤden ihre Undanckbarkeit gegen Gott vorruͤcket und ſpricht: Keiner denckt nie einmahl/ wo iſt der HERR/ der uns aus E- gyptenland fuͤhret und leitet uns in der Wuͤſten/ im wilden ungebaͤhnten Lande/ im duͤrren und finſtern Lande/ (im Lande deß Schattens deß Todes/ wie es in der Grund-Spra- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/250
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/250>, abgerufen am 22.11.2024.