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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
brauchet hatte/ massen denn annoch das alte Gemäuer allda
in der Höhe daran zu sehen ist. Solcher Teich ist sehr tieff/ lang
und weit mit Steinen gantz ausgemauert und muß man auf
steinern Stuffen hinab steigen/ wiewol dißmal kein Wasser
drinnen und derselbe gantz drucken war.

Von hier sind wir über eine steinerne Brücke geritten/ ha-
ben zur rechten Hand ein altes zerfallenes Hauß auf der Höhe/
welches über die masse lustig gelegen/ gelassen/ darinnen vor
Zeiten der alte Simeon/ welcher Christum zu Jerusalem im
Tempel auf seine Arme genommen und gesagt: HErr nun
lässest du deinen Diener im Friede fahren/ etc. gewohnet haben
soll. Drauf sind wir zu einem Baume kommen/ von welchem
dieses Wunder fürgegeben wird. Als auf eine Zeit die Jung-
frau Maria mit ihrem Jesulein von Jerusalem nach Bethle-
hem gehen wollen und unter und zu diesem Baume kommen/
soll er sich gar sehr und fast biß zur Erden gebogen und also dem
lieben Jesu und seiner lieben Mutter in der grossen Hitze Küh-
lung/ Lufft und Schatten gegeben haben/ wie er denn noch die-
se Stunde so krumm und gebogen da stehet/ als wenn er im
Bücken erstarret wäre. Jst gar ein alter dicker Baum und hat
kleine runde Blätter und darff kein Christe/ noch Türcke was
davon hauen/ oder schneiden/ so heilig wird er gehalten

Allhier sind wir zur lincken Hand zu einer Cisterne kom-
men/ da den heiligen drey Königen/ als sie aus Jerusalem von
Herode fort und nacher Bethlehem reisen wollen/ der Stern/
so vorhin/ da sie vor die Stadt Jerusalem kommen/ ver-
schwunden war/ wieder erschienen. Zur rechten Hand aber
ist ein altes zerstörtes grosses Gemäuer uf der Höhe zusehen/
von welchem man vorgibt/ daß an dem Orthe der Prophet
Habacuc von den Engel des HERRN bey dem Schopf/
als er den Schnittern auffs Feld Essen bringen wol-
len/ ergriffen und in Chaldeam geführet worden

zum

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
brauchet hatte/ maſſen denn annoch das alte Gemaͤuer allda
in der Hoͤhe daran zu ſehen iſt. Solcher Teich iſt ſehr tieff/ lang
und weit mit Steinen gantz ausgemauert und muß man auf
ſteinern Stuffen hinab ſteigen/ wiewol dißmal kein Waſſer
drinnen und derſelbe gantz drucken war.

Von hier ſind wir uͤber eine ſteinerne Bruͤcke geritten/ ha-
ben zur rechten Hand ein altes zerfallenes Hauß auf der Hoͤhe/
welches uͤber die maſſe luſtig gelegen/ gelaſſen/ darinnen vor
Zeiten der alte Simeon/ welcher Chriſtum zu Jeruſalem im
Tempel auf ſeine Arme genommen und geſagt: HErr nun
laͤſſeſt du deinen Diener im Friede fahren/ ꝛc. gewohnet haben
ſoll. Drauf ſind wir zu einem Baume kommen/ von welchem
dieſes Wunder fuͤrgegeben wird. Als auf eine Zeit die Jung-
frau Maria mit ihrem Jeſulein von Jeruſalem nach Bethle-
hem gehen wollen und unter und zu dieſem Baume kommen/
ſoll er ſich gar ſehr und faſt biß zur Erden gebogen und alſo dem
lieben Jeſu und ſeiner lieben Mutter in der groſſen Hitze Kuͤh-
lung/ Lufft und Schatten gegeben haben/ wie er denn noch die-
ſe Stunde ſo krumm und gebogen da ſtehet/ als wenn er im
Buͤcken erſtarret waͤre. Jſt gar ein alter dicker Baum und hat
kleine runde Blaͤtter und darff kein Chriſte/ noch Tuͤrcke was
davon hauen/ oder ſchneiden/ ſo heilig wird er gehalten

Allhier ſind wir zur lincken Hand zu einer Ciſterne kom-
men/ da den heiligen drey Koͤnigen/ als ſie aus Jeruſalem von
Herode fort und nacher Bethlehem reiſen wollen/ der Stern/
ſo vorhin/ da ſie vor die Stadt Jeruſalem kommen/ ver-
ſchwunden war/ wieder erſchienen. Zur rechten Hand aber
iſt ein altes zerſtoͤrtes groſſes Gemaͤuer uf der Hoͤhe zuſehen/
von welchem man vorgibt/ daß an dem Orthe der Prophet
Habacuc von den Engel des HERRN bey dem Schopf/
als er den Schnittern auffs Feld Eſſen bringen wol-
len/ ergriffen und in Chaldeam gefuͤhret worden

zum
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[317/0323] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. brauchet hatte/ maſſen denn annoch das alte Gemaͤuer allda in der Hoͤhe daran zu ſehen iſt. Solcher Teich iſt ſehr tieff/ lang und weit mit Steinen gantz ausgemauert und muß man auf ſteinern Stuffen hinab ſteigen/ wiewol dißmal kein Waſſer drinnen und derſelbe gantz drucken war. Von hier ſind wir uͤber eine ſteinerne Bruͤcke geritten/ ha- ben zur rechten Hand ein altes zerfallenes Hauß auf der Hoͤhe/ welches uͤber die maſſe luſtig gelegen/ gelaſſen/ darinnen vor Zeiten der alte Simeon/ welcher Chriſtum zu Jeruſalem im Tempel auf ſeine Arme genommen und geſagt: HErr nun laͤſſeſt du deinen Diener im Friede fahren/ ꝛc. gewohnet haben ſoll. Drauf ſind wir zu einem Baume kommen/ von welchem dieſes Wunder fuͤrgegeben wird. Als auf eine Zeit die Jung- frau Maria mit ihrem Jeſulein von Jeruſalem nach Bethle- hem gehen wollen und unter und zu dieſem Baume kommen/ ſoll er ſich gar ſehr und faſt biß zur Erden gebogen und alſo dem lieben Jeſu und ſeiner lieben Mutter in der groſſen Hitze Kuͤh- lung/ Lufft und Schatten gegeben haben/ wie er denn noch die- ſe Stunde ſo krumm und gebogen da ſtehet/ als wenn er im Buͤcken erſtarret waͤre. Jſt gar ein alter dicker Baum und hat kleine runde Blaͤtter und darff kein Chriſte/ noch Tuͤrcke was davon hauen/ oder ſchneiden/ ſo heilig wird er gehalten Allhier ſind wir zur lincken Hand zu einer Ciſterne kom- men/ da den heiligen drey Koͤnigen/ als ſie aus Jeruſalem von Herode fort und nacher Bethlehem reiſen wollen/ der Stern/ ſo vorhin/ da ſie vor die Stadt Jeruſalem kommen/ ver- ſchwunden war/ wieder erſchienen. Zur rechten Hand aber iſt ein altes zerſtoͤrtes groſſes Gemaͤuer uf der Hoͤhe zuſehen/ von welchem man vorgibt/ daß an dem Orthe der Prophet Habacuc von den Engel des HERRN bey dem Schopf/ als er den Schnittern auffs Feld Eſſen bringen wol- len/ ergriffen und in Chaldeam gefuͤhret worden zum

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/323>, abgerufen am 22.11.2024.