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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Freunde zum Warzeichen vertheilet habe. Ja welches noch
mehr ist/ so siehet man nicht das geringste/ daß sie abnehmen
und weniger würden/ ob gleich dieselben von denen Reisenden
so häuffig mit hinweg genommen werden.

Abwerts nach Bethlehem/ ohnegefähr eine gute halbe
vierthel Teutsche Meile ist die Cisterne Davids/ wie sie genen-
net wird/ daraus er Wasser zu trincken sich gesöhnet/ da er
um selbige Gegend wider die Philister zu Felde gelegen und
die Philister solchen Brunn starck besetzt gehabt/ welches Was-
ser ihm auch drey tapffere Helden geschaffet und gebracht/ in
demsie sich mitten durch die Feinde durchgeschlagen und etwas
davon geholet/ wiewol es David hernach nicht trincken wollen
sondern dem HErrn geopffert und ausgeschüttet und gesagt:
Gott solte ihn vor solcher Vermessenheit bewahren/ daß ers uf
solche masse begehren und trincken solte/ denn es wäre der
Männer und Helden Blut/ die ihr Leben drüber gewaget und
es geholet hätten.

Diese Cisterne ist sehr tieff und weit/ auch etwas an dem
Wege zur Seite abgelegen. Sind also drauf etwas Thaal ab
Abends/ gleich da die Münche gespeiset/ nach Bethlehem ins
Kloster kommen/ wiewol wir dasselbe schon heraussen auff der
Höhe gar schön und lustig vor uns liegen sehen/ dieweils ein
groß und weitläufftig Gebäude und sehr wol erbauet ist.

Da wir nun hinein kommen/ ist mir noch diesen Abend
flugs der Orth gewiesen worden/ wo Christus von der Jung-
frauen Marien ein wahrer Mensche zur Welt gebohren wor-
den. Seind von einer Capelle oben aus mit brennenden Liech-
tern eine steinerne Stiegen hinab zwischen einem engen fin-
stern Wege zu erst in den Stall kommen/ da die Krippe gestan-
den. Dieser Orth ist nicht sonderlich weit und groß/ oben aus-
gemauert und mit vielen silbern brennenden Lampen behenget

und
S s

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Freunde zum Warzeichen vertheilet habe. Ja welches noch
mehr iſt/ ſo ſiehet man nicht das geringſte/ daß ſie abnehmen
und weniger wuͤrden/ ob gleich dieſelben von denen Reiſenden
ſo haͤuffig mit hinweg genommen werden.

Abwerts nach Bethlehem/ ohnegefaͤhr eine gute halbe
vierthel Teutſche Meile iſt die Ciſterne Davids/ wie ſie genen-
net wird/ daraus er Waſſer zu trincken ſich geſoͤhnet/ da er
um ſelbige Gegend wider die Philiſter zu Felde gelegen und
die Philiſter ſolchen Brunn ſtarck beſetzt gehabt/ welches Waſ-
ſer ihm auch drey tapffere Helden geſchaffet und gebracht/ in
demſie ſich mitten durch die Feinde durchgeſchlagen und etwas
davon geholet/ wiewol es David hernach nicht trincken wollen
ſondern dem HErrn geopffert und ausgeſchuͤttet und geſagt:
Gott ſolte ihn vor ſolcher Vermeſſenheit bewahren/ daß ers uf
ſolche maſſe begehren und trincken ſolte/ denn es waͤre der
Maͤnner und Helden Blut/ die ihr Leben druͤber gewaget und
es geholet haͤtten.

Dieſe Ciſterne iſt ſehr tieff und weit/ auch etwas an dem
Wege zur Seite abgelegen. Sind alſo drauf etwas Thaal ab
Abends/ gleich da die Muͤnche geſpeiſet/ nach Bethlehem ins
Kloſter kommen/ wiewol wir daſſelbe ſchon herauſſen auff der
Hoͤhe gar ſchoͤn und luſtig vor uns liegen ſehen/ dieweils ein
groß und weitlaͤufftig Gebaͤude und ſehr wol erbauet iſt.

Da wir nun hinein kommen/ iſt mir noch dieſen Abend
flugs der Orth gewieſen worden/ wo Chriſtus von der Jung-
frauen Marien ein wahrer Menſche zur Welt gebohren wor-
den. Seind von einer Capelle oben aus mit brennenden Liech-
tern eine ſteinerne Stiegen hinab zwiſchen einem engen fin-
ſtern Wege zu erſt in den Stall kommen/ da die Krippe geſtan-
den. Dieſer Orth iſt nicht ſonderlich weit und groß/ oben aus-
gemauert und mit vielen ſilbern brennenden Lampen behenget

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[319/0325] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Freunde zum Warzeichen vertheilet habe. Ja welches noch mehr iſt/ ſo ſiehet man nicht das geringſte/ daß ſie abnehmen und weniger wuͤrden/ ob gleich dieſelben von denen Reiſenden ſo haͤuffig mit hinweg genommen werden. Abwerts nach Bethlehem/ ohnegefaͤhr eine gute halbe vierthel Teutſche Meile iſt die Ciſterne Davids/ wie ſie genen- net wird/ daraus er Waſſer zu trincken ſich geſoͤhnet/ da er um ſelbige Gegend wider die Philiſter zu Felde gelegen und die Philiſter ſolchen Brunn ſtarck beſetzt gehabt/ welches Waſ- ſer ihm auch drey tapffere Helden geſchaffet und gebracht/ in demſie ſich mitten durch die Feinde durchgeſchlagen und etwas davon geholet/ wiewol es David hernach nicht trincken wollen ſondern dem HErrn geopffert und ausgeſchuͤttet und geſagt: Gott ſolte ihn vor ſolcher Vermeſſenheit bewahren/ daß ers uf ſolche maſſe begehren und trincken ſolte/ denn es waͤre der Maͤnner und Helden Blut/ die ihr Leben druͤber gewaget und es geholet haͤtten. Dieſe Ciſterne iſt ſehr tieff und weit/ auch etwas an dem Wege zur Seite abgelegen. Sind alſo drauf etwas Thaal ab Abends/ gleich da die Muͤnche geſpeiſet/ nach Bethlehem ins Kloſter kommen/ wiewol wir daſſelbe ſchon herauſſen auff der Hoͤhe gar ſchoͤn und luſtig vor uns liegen ſehen/ dieweils ein groß und weitlaͤufftig Gebaͤude und ſehr wol erbauet iſt. Da wir nun hinein kommen/ iſt mir noch dieſen Abend flugs der Orth gewieſen worden/ wo Chriſtus von der Jung- frauen Marien ein wahrer Menſche zur Welt gebohren wor- den. Seind von einer Capelle oben aus mit brennenden Liech- tern eine ſteinerne Stiegen hinab zwiſchen einem engen fin- ſtern Wege zu erſt in den Stall kommen/ da die Krippe geſtan- den. Dieſer Orth iſt nicht ſonderlich weit und groß/ oben aus- gemauert und mit vielen ſilbern brennenden Lampen behenget und S ſ

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/325>, abgerufen am 22.11.2024.