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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Den 28. Sept. war deß Nachts guter Wind/ wie auch
den dar auf folgenden Tag/ an welchem wir früh zweene
Schiffe zur lincken Hand/ eins gegen Morgen zu/ das seinen
Lauff fort nahm/ das andere aber gerade gegen uns gewendet
gesehen. Und weil wir den Wind hinden im Schiffe hatten/ der
uns trefflich zu statten kommen wäre/ wars uns nicht wenig zu
wider/ daß wir ihn nicht brauchen dorfften/ sondern wider zu
rücke wenden musten nach Pandeleria, allwo eine Stadt und
Castell war/ damit wir einen Vorthel innen hätten und sicher
waren/ dieweil uns das Schiff zu groß und gantz unbekannt
war.

Diese Jnsul ist gar eine Weinreiche Jnsul/ denn es wächst
gar viel und guter Wein drinnen. Es war uns aber gleich-
wol auch nicht wohl bey der Sache/ daß uns die Noth dahin-
ein getrieben hatte/ dann diese Jnsul gehörte den Spaniern/
und selbiger König war gleich damals deß Königs von Franck-
reich Feind. Dahero wir diesen Tag uns so gewiß deß Schla-
gens versehen müssen/ als bißher noch niemalhs geschehen war/
weil uns die Raubschiffe auf den Halß gingen/ als daraus ab-
zunehmen war/ daß sie ihren Curs änderten und uns starck
nachfolgeten/ welches gute Schiffe nicht zu thun pflegen und
denn auch wir uns aus der Jnsul nichts gutes zuversehen hat-
ten.

Allhier muß ich etwas mit wenigen gedencken: Wenn
die Maltheser/ so der Türcken Feinde sind/ auf Türckischen
Schiffen/ welches gar offt geschiehet/ reisende Christen an-
treffen/ indem sie dieselben Türckische Schiffe übermei-
stern/ so pflegen sie ihnen alles/ was sie bey sich haben/
abzunehmen/ ausgenommen Leben und Freyheit lassen

sie
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Den 28. Sept. war deß Nachts guter Wind/ wie auch
den dar auf folgenden Tag/ an welchem wir fruͤh zweene
Schiffe zur lincken Hand/ eins gegen Morgen zu/ das ſeinen
Lauff fort nahm/ das andere aber gerade gegen uns gewendet
geſehen. Und weil wir den Wind hinden im Schiffe hatten/ der
uns trefflich zu ſtatten kom̃en waͤre/ wars uns nicht wenig zu
wider/ daß wir ihn nicht brauchen dorfften/ ſondern wider zu
ruͤcke wenden muſten nach Pandeleria, allwo eine Stadt und
Caſtell war/ damit wir einen Vorthel innen haͤtten und ſicher
waren/ dieweil uns das Schiff zu groß und gantz unbekannt
war.

Dieſe Jnſul iſt gar eine Weinreiche Jnſul/ denn es waͤchſt
gar viel und guter Wein drinnen. Es war uns aber gleich-
wol auch nicht wohl bey der Sache/ daß uns die Noth dahin-
ein getrieben hatte/ dann dieſe Jnſul gehoͤrte den Spaniern/
und ſelbiger Koͤnig war gleich damals deß Koͤnigs von Franck-
reich Feind. Dahero wir dieſen Tag uns ſo gewiß deß Schla-
gens verſehen muͤſſen/ als bißher noch niemalhs geſchehen war/
weil uns die Raubſchiffe auf den Halß gingen/ als daraus ab-
zunehmen war/ daß ſie ihren Curs aͤnderten und uns ſtarck
nachfolgeten/ welches gute Schiffe nicht zu thun pflegen und
denn auch wir uns aus der Jnſul nichts gutes zuverſehen hat-
ten.

Allhier muß ich etwas mit wenigen gedencken: Wenn
die Maltheſer/ ſo der Tuͤrcken Feinde ſind/ auf Tuͤrckiſchen
Schiffen/ welches gar offt geſchiehet/ reiſende Chriſten an-
treffen/ indem ſie dieſelben Tuͤrckiſche Schiffe uͤbermei-
ſtern/ ſo pflegen ſie ihnen alles/ was ſie bey ſich haben/
abzunehmen/ ausgenommen Leben und Freyheit laſſen

ſie
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[357/0363] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Den 28. Sept. war deß Nachts guter Wind/ wie auch den dar auf folgenden Tag/ an welchem wir fruͤh zweene Schiffe zur lincken Hand/ eins gegen Morgen zu/ das ſeinen Lauff fort nahm/ das andere aber gerade gegen uns gewendet geſehen. Und weil wir den Wind hinden im Schiffe hatten/ der uns trefflich zu ſtatten kom̃en waͤre/ wars uns nicht wenig zu wider/ daß wir ihn nicht brauchen dorfften/ ſondern wider zu ruͤcke wenden muſten nach Pandeleria, allwo eine Stadt und Caſtell war/ damit wir einen Vorthel innen haͤtten und ſicher waren/ dieweil uns das Schiff zu groß und gantz unbekannt war. Dieſe Jnſul iſt gar eine Weinreiche Jnſul/ denn es waͤchſt gar viel und guter Wein drinnen. Es war uns aber gleich- wol auch nicht wohl bey der Sache/ daß uns die Noth dahin- ein getrieben hatte/ dann dieſe Jnſul gehoͤrte den Spaniern/ und ſelbiger Koͤnig war gleich damals deß Koͤnigs von Franck- reich Feind. Dahero wir dieſen Tag uns ſo gewiß deß Schla- gens verſehen muͤſſen/ als bißher noch niemalhs geſchehen war/ weil uns die Raubſchiffe auf den Halß gingen/ als daraus ab- zunehmen war/ daß ſie ihren Curs aͤnderten und uns ſtarck nachfolgeten/ welches gute Schiffe nicht zu thun pflegen und denn auch wir uns aus der Jnſul nichts gutes zuverſehen hat- ten. Allhier muß ich etwas mit wenigen gedencken: Wenn die Maltheſer/ ſo der Tuͤrcken Feinde ſind/ auf Tuͤrckiſchen Schiffen/ welches gar offt geſchiehet/ reiſende Chriſten an- treffen/ indem ſie dieſelben Tuͤrckiſche Schiffe uͤbermei- ſtern/ ſo pflegen ſie ihnen alles/ was ſie bey ſich haben/ abzunehmen/ ausgenommen Leben und Freyheit laſſen ſie

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/363>, abgerufen am 22.11.2024.