Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. muß/ und ist diese Jnsul meist von Griechen und wenigen Tür-cken bewohnt. Nigroponto, welche die Türcken Egripos heissen/ hat vor- Scio, so auch Schio, oder Chius genennet wird/ ist vordes- Wei-
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. muß/ und iſt dieſe Jnſul meiſt von Griechen und wenigen Tuͤr-cken bewohnt. Nigroponto, welche die Tuͤrcken Egripos heiſſen/ hat vor- Scio, ſo auch Schio, oder Chius genennet wird/ iſt vordeſ- Wei-
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
muß/ und iſt dieſe Jnſul meiſt von Griechen und wenigen Tuͤr-
cken bewohnt.
Nigroponto, welche die Tuͤrcken Egripos heiſſen/ hat vor-
deſſen Eubæa geheiſſen. Jſt eine vortreffliche Jnſul in Archipe-
lago. Die Hauptſtadt darinnen iſt geweſen Chalcis, wird aber
ietzt auch genennet/ wie die Jnſul ſelbſt und liegt gantz eben/
das Land iſt an ſich ſelber gar fruchtbar und hat keinen Man-
gel an allerhand nothduͤrfftigen Fruͤchten. Man hat mich fuͤr
gewiß berichtet/ daß man den Amiantſtein drinnen finde/ wel-
cher ſo zubereitet werden kan/ als wenn er geſponnen were. Und
die Leinwat/ ſo dar von gewebt wird/ wird nicht gewaſchen/
wenn ſie unrein worden/ ſonderu wird ins Feuer geworffen
und dardurch geſaͤubert und wieder rein und ſchoͤn.
Scio, ſo auch Schio, oder Chius genennet wird/ iſt vordeſ-
ſen eine maͤchtige Jnſul in Archipelago geweſen/ von groſſem
Reichthum und einem loͤblichen Regiment/ iſt aber ietzt
ſchlecht beſtellt/ weil ſie der Tuͤrck unter ſeiner Macht hat/ wel-
che auſſer dem Biſchoff keinen Chriſten in der Stadt wohnen
laſſen. Derſelbe verrichtet den Gottesdienſt in ſeinem Hauſe.
Rephuͤner aber findet man gnug auf dieſer Jnſul/ denn viel
Leuthe drauff gefunden werden/ die nichts thun/ als Rephuͤ-
ner aufziehen/ wiewol das Land an ſich ſelber wegen ſeiner
Fruchtbarkeit nicht zu tadeln iſt/ denn da waͤchſt gar ein herr-
licher Malvaſir/ Pomerantzen ſo haͤuffig/ daß gantze Donnen
außgepreßtes Pomerantzen-Saffts daher kommen/ an Fei-
gen und andern Fruͤchten mangelts auch nicht/ ſonderlich
waͤchſt der Maſtix alda in groſſer Menge. Der Maſtix-Baum
iſt nicht hoch und groß/ bluͤhet faſt wie der Lerchenbaum und
wenn die Jnwohner den Maſtix haben wollen/ ſo ritzen ſie
die Rinde auf an demſelben/ ſo dringet er herauß/ als ein
Hartz: Und das thun ſie das Jahr uͤber gar vielmahl.
Wei-
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