Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebenjährige Welt-Beschauung.

Es haben auch die Catholische etliche Kirchen in Gallata
unter welchen S. Francisci Kirche die gröste und schöneste ist.

Jch hatte mein Quartier bey einem Französischen Pa-
steten Koch genommen/ biß mir ein Grieche durch meinen Nie-
derländer ein eigen Hauß zugemüthet/ ieden Tag davon zu ge-
ben 6. Asper/ so ungefähr nach unserer Müntze auf 2. Groschen
kömmet/ massen man an diesem Orthe ein gantz Hauß mit etzli-
chen Zimmern/ wiewol schlecht/ um ein Geringes haben kan.
Das meinige hatte drey Kammern/ drey Camin und zwey
Vorhäuser/ darneben aber auch einen überauß schönen Pro-
spect
und Außsicht in der Höhe aufs schwartze Meer zwischen
Europa und Asia und weisete an deß Türckischen Keysers Pal-
last hinauß/ wie auch ein groß Theil der Stadt Constantino-
pel und das Asiatische Gebürge/ an welchem unten am Meer
viel schöne Gärten zu sehen sind. Da kan man von Gallata auß
in sehr schönen und lustigen Orthen voller Cypressen Bäume
am schwartzen Meer weit hinauf spatziren zu Land und auf dem
Meer. Da gibts allerhand schöne Gärten/ in welchen die
Roßmarie Manns hoch wächset/ wird aber nur für wild Ge-
sträuche und nichts geachtet.

Sonderlich ist uns ein Garte am schwartzen Meer und
darinnen ein uhraltes von aussen gantz mit Graß überwachse-
nes Gewölbe in dicken Sträuchern von unsern Janitscharen
gezeiget worden/ darinnen die Siebenschläffer sollen gelegen
sein und muß man durch ein enges Loch hinein kriechen. Und
wenn man hinein kömt/ so ists gantz finster und sind sieben un-
terschiedene Winckel darinnen. Jch meines theils halte aber
vielmehr dafür/ daß vor dessen ein Einsiedler drinnen ge-
wohnet.

Nach dem ich nun über 8. Tage bey diesem Französischen
Pasteten Koche gelegen und viel Geld anworden/ habe ich dieses

Orths
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Es haben auch die Catholiſche etliche Kirchen in Gallata
unter welchen S. Franciſci Kirche die groͤſte und ſchoͤneſte iſt.

Jch hatte mein Quartier bey einem Franzoͤſiſchen Pa-
ſteten Koch genommen/ biß mir ein Grieche durch meinen Nie-
derlaͤnder ein eigen Hauß zugemuͤthet/ ieden Tag davon zu ge-
ben 6. Aſper/ ſo ungefaͤhr nach unſerer Muͤntze auf 2. Groſchen
koͤm̃et/ maſſen man an dieſem Orthe ein gantz Hauß mit etzli-
chen Zimmern/ wiewol ſchlecht/ um ein Geringes haben kan.
Das meinige hatte drey Kammern/ drey Camin und zwey
Vorhaͤuſer/ darneben aber auch einen uͤberauß ſchoͤnen Pro-
ſpect
und Außſicht in der Hoͤhe aufs ſchwartze Meer zwiſchen
Europa und Aſia und weiſete an deß Tuͤrckiſchen Keyſers Pal-
laſt hinauß/ wie auch ein groß Theil der Stadt Conſtantino-
pel und das Aſiatiſche Gebuͤrge/ an welchem unten am Meer
viel ſchoͤne Gaͤrten zu ſehen ſind. Da kan man von Gallata auß
in ſehr ſchoͤnen und luſtigen Orthen voller Cypreſſen Baͤume
am ſchwartzen Meer weit hinauf ſpatziren zu Land und auf dem
Meer. Da gibts allerhand ſchoͤne Gaͤrten/ in welchen die
Roßmarie Manns hoch waͤchſet/ wird aber nur fuͤr wild Ge-
ſtraͤuche und nichts geachtet.

Sonderlich iſt uns ein Garte am ſchwartzen Meer und
darinnen ein uhraltes von auſſen gantz mit Graß uͤberwachſe-
nes Gewoͤlbe in dicken Straͤuchern von unſern Janitſcharen
gezeiget worden/ darinnen die Siebenſchlaͤffer ſollen gelegen
ſein und muß man durch ein enges Loch hinein kriechen. Und
wenn man hinein koͤmt/ ſo iſts gantz finſter und ſind ſieben un-
terſchiedene Winckel darinnen. Jch meines theils halte aber
vielmehr dafuͤr/ daß vor deſſen ein Einſiedler drinnen ge-
wohnet.

Nach dem ich nun uͤber 8. Tage bey dieſem Franzoͤſiſchen
Paſtetẽ Koche gelegen und viel Geld anworden/ habe ich dieſes

Orths
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0051" n="45"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi> </fw><lb/>
            <p>Es haben auch die Catholi&#x017F;che etliche Kirchen in <hi rendition="#aq">Gallata</hi><lb/>
unter welchen <hi rendition="#aq">S. Franci&#x017F;ci</hi> Kirche die gro&#x0364;&#x017F;te und &#x017F;cho&#x0364;ne&#x017F;te i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Jch hatte mein Quartier bey einem Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Pa-<lb/>
&#x017F;teten Koch genommen/ biß mir ein Grieche durch meinen Nie-<lb/>
derla&#x0364;nder ein eigen Hauß zugemu&#x0364;thet/ ieden Tag davon zu ge-<lb/>
ben 6. A&#x017F;per/ &#x017F;o ungefa&#x0364;hr nach un&#x017F;erer Mu&#x0364;ntze auf 2. Gro&#x017F;chen<lb/>
ko&#x0364;m&#x0303;et/ ma&#x017F;&#x017F;en man an die&#x017F;em Orthe ein gantz Hauß mit etzli-<lb/>
chen Zimmern/ wiewol &#x017F;chlecht/ um ein Geringes haben kan.<lb/>
Das meinige hatte drey Kammern/ drey Camin und zwey<lb/>
Vorha&#x0364;u&#x017F;er/ darneben aber auch einen u&#x0364;berauß &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">P</hi>ro-<lb/>
&#x017F;pect</hi> und Auß&#x017F;icht in der Ho&#x0364;he aufs &#x017F;chwartze Meer zwi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Europa</hi> und <hi rendition="#aq">A&#x017F;ia</hi> und wei&#x017F;ete an deß Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Key&#x017F;ers Pal-<lb/>
la&#x017F;t hinauß/ wie auch ein groß Theil der Stadt Con&#x017F;tantino-<lb/>
pel und das <hi rendition="#aq">A&#x017F;iati</hi>&#x017F;che Gebu&#x0364;rge/ an welchem unten am Meer<lb/>
viel &#x017F;cho&#x0364;ne Ga&#x0364;rten zu &#x017F;ehen &#x017F;ind. Da kan man von <hi rendition="#aq">Gallata</hi> auß<lb/>
in &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;nen und lu&#x017F;tigen Orthen voller Cypre&#x017F;&#x017F;en Ba&#x0364;ume<lb/>
am &#x017F;chwartzen Meer weit hinauf &#x017F;patziren zu Land und auf dem<lb/>
Meer. Da gibts allerhand &#x017F;cho&#x0364;ne Ga&#x0364;rten/ in welchen die<lb/>
Roßmarie Manns hoch wa&#x0364;ch&#x017F;et/ wird aber nur fu&#x0364;r wild Ge-<lb/>
&#x017F;tra&#x0364;uche und nichts geachtet.</p><lb/>
            <p>Sonderlich i&#x017F;t uns ein Garte am &#x017F;chwartzen Meer und<lb/>
darinnen ein uhraltes von au&#x017F;&#x017F;en gantz mit Graß u&#x0364;berwach&#x017F;e-<lb/>
nes Gewo&#x0364;lbe in dicken Stra&#x0364;uchern von un&#x017F;ern Janit&#x017F;charen<lb/>
gezeiget worden/ darinnen die Sieben&#x017F;chla&#x0364;ffer &#x017F;ollen gelegen<lb/>
&#x017F;ein und muß man durch ein enges Loch hinein kriechen. Und<lb/>
wenn man hinein ko&#x0364;mt/ &#x017F;o i&#x017F;ts gantz fin&#x017F;ter und &#x017F;ind &#x017F;ieben un-<lb/>
ter&#x017F;chiedene Winckel darinnen. Jch meines theils halte aber<lb/>
vielmehr dafu&#x0364;r/ daß vor de&#x017F;&#x017F;en ein Ein&#x017F;iedler drinnen ge-<lb/>
wohnet.</p><lb/>
            <p>Nach dem ich nun u&#x0364;ber 8. Tage bey die&#x017F;em Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Pa&#x017F;tete&#x0303; Koche gelegen und viel Geld anworden/ habe ich die&#x017F;es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Orths</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0051] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Es haben auch die Catholiſche etliche Kirchen in Gallata unter welchen S. Franciſci Kirche die groͤſte und ſchoͤneſte iſt. Jch hatte mein Quartier bey einem Franzoͤſiſchen Pa- ſteten Koch genommen/ biß mir ein Grieche durch meinen Nie- derlaͤnder ein eigen Hauß zugemuͤthet/ ieden Tag davon zu ge- ben 6. Aſper/ ſo ungefaͤhr nach unſerer Muͤntze auf 2. Groſchen koͤm̃et/ maſſen man an dieſem Orthe ein gantz Hauß mit etzli- chen Zimmern/ wiewol ſchlecht/ um ein Geringes haben kan. Das meinige hatte drey Kammern/ drey Camin und zwey Vorhaͤuſer/ darneben aber auch einen uͤberauß ſchoͤnen Pro- ſpect und Außſicht in der Hoͤhe aufs ſchwartze Meer zwiſchen Europa und Aſia und weiſete an deß Tuͤrckiſchen Keyſers Pal- laſt hinauß/ wie auch ein groß Theil der Stadt Conſtantino- pel und das Aſiatiſche Gebuͤrge/ an welchem unten am Meer viel ſchoͤne Gaͤrten zu ſehen ſind. Da kan man von Gallata auß in ſehr ſchoͤnen und luſtigen Orthen voller Cypreſſen Baͤume am ſchwartzen Meer weit hinauf ſpatziren zu Land und auf dem Meer. Da gibts allerhand ſchoͤne Gaͤrten/ in welchen die Roßmarie Manns hoch waͤchſet/ wird aber nur fuͤr wild Ge- ſtraͤuche und nichts geachtet. Sonderlich iſt uns ein Garte am ſchwartzen Meer und darinnen ein uhraltes von auſſen gantz mit Graß uͤberwachſe- nes Gewoͤlbe in dicken Straͤuchern von unſern Janitſcharen gezeiget worden/ darinnen die Siebenſchlaͤffer ſollen gelegen ſein und muß man durch ein enges Loch hinein kriechen. Und wenn man hinein koͤmt/ ſo iſts gantz finſter und ſind ſieben un- terſchiedene Winckel darinnen. Jch meines theils halte aber vielmehr dafuͤr/ daß vor deſſen ein Einſiedler drinnen ge- wohnet. Nach dem ich nun uͤber 8. Tage bey dieſem Franzoͤſiſchen Paſtetẽ Koche gelegen und viel Geld anworden/ habe ich dieſes Orths

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/51
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/51>, abgerufen am 24.11.2024.