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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
nannt und halten offt und viel ihre Andacht drinnen/ sonderlich
weil ein Stück Marmel drinnen stehet/ auf welchem die Jung-
frau Maria ihrem Sohne/ den die Türcken gleichwol für einen
grossen Propheten halten und ehren/ pflegen sein Geräthe zu
waschen.

Jhre deren vier sind Thore/ sind alle auß Ertz und ü-
berauß hohen und allerhand geistlichen Figuren außgearbei-
tet/ auch sihet man noch da die alten Gemählde der Christen/
welche aber von den Türcken alle zerkratzet/ weil wie gedacht
sie kein Bild leiden/ außgenommen das Bild Maria mit dem
Christ kindlein auf den Armen/ stehet noch drinnen/ wiewol
mit einem Tuch behenget/ daß mans nicht sehen soll.

Diese Kirche hat auch vier Thürme mit Bley gedeckt/ wie
denn die gantze Kirche an sich selbst auch über und über mit
Bley gedeckt ist. Oben ist sie innwendig gewölbt und ruhet
das Gewölbe auf sechzehen köstlichen starcken Pilaren oder Pfei-
lern. Viere sind von Marmel dem Jaspis gleich/ viere auß
schneeweissen Marmel/ viere auß Porphyrstein/ und viere auß
derm köstlichem Marmel.

Nicht weit von dieser Kirche ist eine andere sehr schöne
gantz neuerbaute Türckische Kirche/ hat 6. Thürme/ deren vier
oben an der Spitze/ so mit Bley bedeckt/ über und über vergül-
det/ die andern zwey übers Bley grün verglasset sind. Solche
Kirche ist innwendig über alle massen schön und durchauß mit
dem allerschönsten Marmel von allerhand Farben außgezie-
ret/ ausserhalb ist ein grosser und weiter Hof voller der schön-
sten Marmelseulen.

Dieser Hof wird genennet auf Türckisch Admeidan, auff
Teutsch ein Roß-Platz/ darum/ weil die Türckischen Spahilar,
daß sind der Türcken Soldaten zu Roß/ an ihrem Sabbath/
so den Freytag gefället/ sich mit Rennen und Stechen darauff

exerciren.
G 3

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
nannt und halten offt und viel ihre Andacht drinnen/ ſonderlich
weil ein Stuͤck Marmel drinnen ſtehet/ auf welchem die Jung-
frau Maria ihrem Sohne/ den die Tuͤrcken gleichwol fuͤr einen
groſſen Propheten halten und ehren/ pflegen ſein Geraͤthe zu
waſchen.

Jhre deren vier ſind Thore/ ſind alle auß Ertz und uͤ-
berauß hohen und allerhand geiſtlichen Figuren außgearbei-
tet/ auch ſihet man noch da die alten Gemaͤhlde der Chriſten/
welche aber von den Tuͤrcken alle zerkratzet/ weil wie gedacht
ſie kein Bild leiden/ außgenommen das Bild Maria mit dem
Chriſt kindlein auf den Armen/ ſtehet noch drinnen/ wiewol
mit einem Tuch behenget/ daß mans nicht ſehen ſoll.

Dieſe Kirche hat auch vier Thuͤrme mit Bley gedeckt/ wie
denn die gantze Kirche an ſich ſelbſt auch uͤber und uͤber mit
Bley gedeckt iſt. Oben iſt ſie innwendig gewoͤlbt und ruhet
das Gewoͤlbe auf ſechzehen koͤſtlichen ſtarcken Pilaren oder Pfei-
lern. Viere ſind von Marmel dem Jaſpis gleich/ viere auß
ſchneeweiſſen Marmel/ viere auß Porphyrſtein/ und viere auß
derm koͤſtlichem Marmel.

Nicht weit von dieſer Kirche iſt eine andere ſehr ſchoͤne
gantz neuerbaute Tuͤrckiſche Kirche/ hat 6. Thuͤrme/ deren vier
oben an der Spitze/ ſo mit Bley bedeckt/ uͤber und uͤber verguͤl-
det/ die andern zwey uͤbers Bley gruͤn verglaſſet ſind. Solche
Kirche iſt innwendig uͤber alle maſſen ſchoͤn und durchauß mit
dem allerſchoͤnſten Marmel von allerhand Farben außgezie-
ret/ auſſerhalb iſt ein groſſer und weiter Hof voller der ſchoͤn-
ſten Marmelſeulen.

Dieſer Hof wird genennet auf Tuͤrckiſch Admeidan, auff
Teutſch ein Roß-Platz/ darum/ weil die Tuͤrckiſchen Spahilar,
daß ſind der Tuͤrcken Soldaten zu Roß/ an ihrem Sabbath/
ſo den Freytag gefaͤllet/ ſich mit Rennen und Stechen darauff

exerciren.
G 3
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[51/0057] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. nannt und halten offt und viel ihre Andacht drinnen/ ſonderlich weil ein Stuͤck Marmel drinnen ſtehet/ auf welchem die Jung- frau Maria ihrem Sohne/ den die Tuͤrcken gleichwol fuͤr einen groſſen Propheten halten und ehren/ pflegen ſein Geraͤthe zu waſchen. Jhre deren vier ſind Thore/ ſind alle auß Ertz und uͤ- berauß hohen und allerhand geiſtlichen Figuren außgearbei- tet/ auch ſihet man noch da die alten Gemaͤhlde der Chriſten/ welche aber von den Tuͤrcken alle zerkratzet/ weil wie gedacht ſie kein Bild leiden/ außgenommen das Bild Maria mit dem Chriſt kindlein auf den Armen/ ſtehet noch drinnen/ wiewol mit einem Tuch behenget/ daß mans nicht ſehen ſoll. Dieſe Kirche hat auch vier Thuͤrme mit Bley gedeckt/ wie denn die gantze Kirche an ſich ſelbſt auch uͤber und uͤber mit Bley gedeckt iſt. Oben iſt ſie innwendig gewoͤlbt und ruhet das Gewoͤlbe auf ſechzehen koͤſtlichen ſtarcken Pilaren oder Pfei- lern. Viere ſind von Marmel dem Jaſpis gleich/ viere auß ſchneeweiſſen Marmel/ viere auß Porphyrſtein/ und viere auß derm koͤſtlichem Marmel. Nicht weit von dieſer Kirche iſt eine andere ſehr ſchoͤne gantz neuerbaute Tuͤrckiſche Kirche/ hat 6. Thuͤrme/ deren vier oben an der Spitze/ ſo mit Bley bedeckt/ uͤber und uͤber verguͤl- det/ die andern zwey uͤbers Bley gruͤn verglaſſet ſind. Solche Kirche iſt innwendig uͤber alle maſſen ſchoͤn und durchauß mit dem allerſchoͤnſten Marmel von allerhand Farben außgezie- ret/ auſſerhalb iſt ein groſſer und weiter Hof voller der ſchoͤn- ſten Marmelſeulen. Dieſer Hof wird genennet auf Tuͤrckiſch Admeidan, auff Teutſch ein Roß-Platz/ darum/ weil die Tuͤrckiſchen Spahilar, daß ſind der Tuͤrcken Soldaten zu Roß/ an ihrem Sabbath/ ſo den Freytag gefaͤllet/ ſich mit Rennen und Stechen darauff exerciren. G 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/57>, abgerufen am 15.05.2024.