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Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844.

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schungen besteht. So glaubte ich auch nach dem
gestrigen Briefe meines Schwagers, das Mädchen
würde sicher heute ankommen, ich freute mich, das
liebe Kind nach 10 Jahren wieder zu sehen, -- Täu-
schung, nichts als Täuschung.
(Schnupft.)
Lisett.
Nun, es ist ja noch nicht so spät, wer weiß --
Frl. Blumenblatt.
Die Arme! Mein Schwager Zangler irrt sich,
wenn er glaubt, ich werde sie mit Strenge behan-
deln, sie hat ja ganz mein Schicksal, ihr Herz ist
schwach, ihre Liebe stark, die Hoffnung klein, die
Hindernisse groß -- ganz mein Schicksal.
(Schnupft.)
Lisett.
Bei Jhrer Liebe, Ew. Gnaden, war es aber doch
ganz anders.
Frl. Blumenblatt.
Weßhalb schickt man sie? Aus keinem andern
Grunde, als daß sie ferne vom Gegenstand ihrer
Neigung schmachten soll, ist das nicht ganz mein
Schicksal?
(Schnupft.)
Lisett.
Ew. Gnaden, ich glaube, ich höre Leute im
Vorzimmer -- am Ende bringt man sie.
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ſchungen beſteht. So glaubte ich auch nach dem
geſtrigen Briefe meines Schwagers, das Mädchen
würde ſicher heute ankommen, ich freute mich, das
liebe Kind nach 10 Jahren wieder zu ſehen, — Täu-
ſchung, nichts als Täuſchung.
(Schnupft.)
Liſett.
Nun, es iſt ja noch nicht ſo ſpät, wer weiß —
Frl. Blumenblatt.
Die Arme! Mein Schwager Zangler irrt ſich,
wenn er glaubt, ich werde ſie mit Strenge behan-
deln, ſie hat ja ganz mein Schickſal, ihr Herz iſt
ſchwach, ihre Liebe ſtark, die Hoffnung klein, die
Hinderniſſe groß — ganz mein Schickſal.
(Schnupft.)
Liſett.
Bei Jhrer Liebe, Ew. Gnaden, war es aber doch
ganz anders.
Frl. Blumenblatt.
Weßhalb ſchickt man ſie? Aus keinem andern
Grunde, als daß ſie ferne vom Gegenſtand ihrer
Neigung ſchmachten ſoll, iſt das nicht ganz mein
Schickſal?
(Schnupft.)
Liſett.
Ew. Gnaden, ich glaube, ich höre Leute im
Vorzimmer — am Ende bringt man ſie.
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[137/0143] ſchungen beſteht. So glaubte ich auch nach dem geſtrigen Briefe meines Schwagers, das Mädchen würde ſicher heute ankommen, ich freute mich, das liebe Kind nach 10 Jahren wieder zu ſehen, — Täu- ſchung, nichts als Täuſchung. (Schnupft.) Liſett. Nun, es iſt ja noch nicht ſo ſpät, wer weiß — Frl. Blumenblatt. Die Arme! Mein Schwager Zangler irrt ſich, wenn er glaubt, ich werde ſie mit Strenge behan- deln, ſie hat ja ganz mein Schickſal, ihr Herz iſt ſchwach, ihre Liebe ſtark, die Hoffnung klein, die Hinderniſſe groß — ganz mein Schickſal. (Schnupft.) Liſett. Bei Jhrer Liebe, Ew. Gnaden, war es aber doch ganz anders. Frl. Blumenblatt. Weßhalb ſchickt man ſie? Aus keinem andern Grunde, als daß ſie ferne vom Gegenſtand ihrer Neigung ſchmachten ſoll, iſt das nicht ganz mein Schickſal? (Schnupft.) Liſett. Ew. Gnaden, ich glaube, ich höre Leute im Vorzimmer — am Ende bringt man ſie. 12

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Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_jux_1844/143>, abgerufen am 24.11.2024.