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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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gesäumt aufmachen und, zwei Meilen weiter
am Strande entlang, im Dorfe Bornhagen
bei einem mir nahmhaft gemachten Bauer,
dem zu trauen sey, eine einstweilige Zuflucht
suchen. Doch dieser gute Rath kam leider!
zu spät; mein Aufenthalt war schon ver-
rathen!

Gleich am Nachmittage zeigten sich jene
Werber überall auf der Münde und umring-
ten das Haus, worinn ich steckte, von allen
Seiten. Jch gewann nur die Zeit, mich
auf den stockfinstern Boden zu flüchten, wo
ich in der Angst ein großes Fischernetz, das
an den Sparren umher hieng, über mir zu-
sammen zog: so daß ich meist darunter ver-
deckt lag. Kaum war dies geschehen, so
rührte sich auch etwas auf der Leiter, die
unter das Dach hinaufführte. Es war der
Unterofficier Schnell, der nun sein Seiten-
gewehr zog und mit der Spitze desselben in
alle Winkel blind umher tastete. So gieng
er rund um mich und mein aufgethürmtes
Netz umher, ohne mich darunter zu ahnden;
obwohl es mir nicht ganz den Kopf ver-
deckte, und mir dadurch Gelegenheit gab,
seine Bewegungen einigermassen zu beobach-
ten. Jch darf aber wohl sagen, daß mir
dabei gar unheimlich zu Muthe war. Jndeß
fand er mich nicht; und auch unten im Hause
ward ich standhaft verläugnet.

geſaͤumt aufmachen und, zwei Meilen weiter
am Strande entlang, im Dorfe Bornhagen
bei einem mir nahmhaft gemachten Bauer,
dem zu trauen ſey, eine einſtweilige Zuflucht
ſuchen. Doch dieſer gute Rath kam leider!
zu ſpaͤt; mein Aufenthalt war ſchon ver-
rathen!

Gleich am Nachmittage zeigten ſich jene
Werber uͤberall auf der Muͤnde und umring-
ten das Haus, worinn ich ſteckte, von allen
Seiten. Jch gewann nur die Zeit, mich
auf den ſtockfinſtern Boden zu fluͤchten, wo
ich in der Angſt ein großes Fiſchernetz, das
an den Sparren umher hieng, uͤber mir zu-
ſammen zog: ſo daß ich meiſt darunter ver-
deckt lag. Kaum war dies geſchehen, ſo
ruͤhrte ſich auch etwas auf der Leiter, die
unter das Dach hinauffuͤhrte. Es war der
Unterofficier Schnell, der nun ſein Seiten-
gewehr zog und mit der Spitze deſſelben in
alle Winkel blind umher taſtete. So gieng
er rund um mich und mein aufgethuͤrmtes
Netz umher, ohne mich darunter zu ahnden;
obwohl es mir nicht ganz den Kopf ver-
deckte, und mir dadurch Gelegenheit gab,
ſeine Bewegungen einigermaſſen zu beobach-
ten. Jch darf aber wohl ſagen, daß mir
dabei gar unheimlich zu Muthe war. Jndeß
fand er mich nicht; und auch unten im Hauſe
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[86/0102] geſaͤumt aufmachen und, zwei Meilen weiter am Strande entlang, im Dorfe Bornhagen bei einem mir nahmhaft gemachten Bauer, dem zu trauen ſey, eine einſtweilige Zuflucht ſuchen. Doch dieſer gute Rath kam leider! zu ſpaͤt; mein Aufenthalt war ſchon ver- rathen! Gleich am Nachmittage zeigten ſich jene Werber uͤberall auf der Muͤnde und umring- ten das Haus, worinn ich ſteckte, von allen Seiten. Jch gewann nur die Zeit, mich auf den ſtockfinſtern Boden zu fluͤchten, wo ich in der Angſt ein großes Fiſchernetz, das an den Sparren umher hieng, uͤber mir zu- ſammen zog: ſo daß ich meiſt darunter ver- deckt lag. Kaum war dies geſchehen, ſo ruͤhrte ſich auch etwas auf der Leiter, die unter das Dach hinauffuͤhrte. Es war der Unterofficier Schnell, der nun ſein Seiten- gewehr zog und mit der Spitze deſſelben in alle Winkel blind umher taſtete. So gieng er rund um mich und mein aufgethuͤrmtes Netz umher, ohne mich darunter zu ahnden; obwohl es mir nicht ganz den Kopf ver- deckte, und mir dadurch Gelegenheit gab, ſeine Bewegungen einigermaſſen zu beobach- ten. Jch darf aber wohl ſagen, daß mir dabei gar unheimlich zu Muthe war. Jndeß fand er mich nicht; und auch unten im Hauſe ward ich ſtandhaft verlaͤugnet.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/102>, abgerufen am 24.11.2024.