Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.nach Pillau abgesegelt, und es blieb nichts Der Wind war günstig, und ich steuerte, nach Pillau abgeſegelt, und es blieb nichts Der Wind war guͤnſtig, und ich ſteuerte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="133"/> nach Pillau abgeſegelt, und es blieb nichts<lb/> uͤbrig, als ihm nachzufolgen: aber zu gleicher<lb/> Zeit verließ mich mein Schiffsvolk heimlich,<lb/> dem es wohl bange werden mochte, mit mir<lb/> bei den Ruſſen in die Patſche zu kommen.<lb/> Jch ſah mich alſo auf meinem Bording allein,<lb/> ohne mir Rath zu wiſſen; bis am andern Tage<lb/> ein betrunkener Menſch (Er war Nachtwaͤch-<lb/> ter in Pillau) ſeines Weges von Koͤnigsberg,<lb/> laͤngs des Dammes, einhergetaumelt kam, dem<lb/> ich die freie Fahrt nach Hauſe anbot, wenn er<lb/> an Bord kommen und mir etwas helfen wollte.<lb/> Das ward gerne angenommen; und obwohl<lb/> er ſich einigermaaſſen wunderte, daß er mich<lb/> ſo mutterſeelenallein handthieren ſah, ſo be-<lb/> ruhigte ihn doch meine Verſicherung, daß ſich<lb/> mein Volk wohl finden werde; er half mir<lb/> mein Fahrzeug losmachen und die Segel auf-<lb/> ziehen, ſo gut er’s in ſeinem Zuſtande ver-<lb/> mochte, und ſuchte dann bald einen Winkel,<lb/> ſein Raͤuſchchen vollends auszuſchlafen.</p><lb/> <p>Der Wind war guͤnſtig, und ich ſteuerte,<lb/> ſo gut es gehen wollte, auf Pillau zu. Gegen<lb/> den Abend ſah ich das Schiff, welches ich<lb/> ſuchte, bereits in der Rinne vor Anker liegen.<lb/> Allein in eben dem Augenblick, wo ich mich<lb/> ihm an Bord legte, erblickte ich auch ein<lb/> Boot, mit ruſſiſchen Soldaten angefuͤllt, die<lb/> ſich mir naͤherten und es unfehlbar auf mich<lb/> gemuͤnzt zu haben ſchienen. Nun galt es<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0149]
nach Pillau abgeſegelt, und es blieb nichts
uͤbrig, als ihm nachzufolgen: aber zu gleicher
Zeit verließ mich mein Schiffsvolk heimlich,
dem es wohl bange werden mochte, mit mir
bei den Ruſſen in die Patſche zu kommen.
Jch ſah mich alſo auf meinem Bording allein,
ohne mir Rath zu wiſſen; bis am andern Tage
ein betrunkener Menſch (Er war Nachtwaͤch-
ter in Pillau) ſeines Weges von Koͤnigsberg,
laͤngs des Dammes, einhergetaumelt kam, dem
ich die freie Fahrt nach Hauſe anbot, wenn er
an Bord kommen und mir etwas helfen wollte.
Das ward gerne angenommen; und obwohl
er ſich einigermaaſſen wunderte, daß er mich
ſo mutterſeelenallein handthieren ſah, ſo be-
ruhigte ihn doch meine Verſicherung, daß ſich
mein Volk wohl finden werde; er half mir
mein Fahrzeug losmachen und die Segel auf-
ziehen, ſo gut er’s in ſeinem Zuſtande ver-
mochte, und ſuchte dann bald einen Winkel,
ſein Raͤuſchchen vollends auszuſchlafen.
Der Wind war guͤnſtig, und ich ſteuerte,
ſo gut es gehen wollte, auf Pillau zu. Gegen
den Abend ſah ich das Schiff, welches ich
ſuchte, bereits in der Rinne vor Anker liegen.
Allein in eben dem Augenblick, wo ich mich
ihm an Bord legte, erblickte ich auch ein
Boot, mit ruſſiſchen Soldaten angefuͤllt, die
ſich mir naͤherten und es unfehlbar auf mich
gemuͤnzt zu haben ſchienen. Nun galt es
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