wobei denn natürlich alle Gefahr und der Er- satz des etwa zugefügten Schadens auf meine Rechnung gieng, für den Gebrauch derselben aber eine billige Vergütung bedungen wurde. Jndem ich nun diese Bordinge zu beiden Seiten des versenkten Schiffs postirte, und meine Winden und Hebezeuge darauf an- brachte und in Bewegung setzte, gieng die Arbeit rasch und glücklich von statten. Wir hoben die ungeheure Last unter dem Wasser aus dem tiefen Grunde so weit in die Höhe, daß man bereits auf das Verdeck, etwas mehr, als Knie tief, treten konnte und ich binnen kurzem den Augenblick erwartete, wo dasselbe vollends emportauchen würde.
Jetzt aber plötzlich stockten alle meine Maschinen; und keine Kraft derselben war stark genug, das Schiff auch nur um einen einzigen Zoll höher zu bringen. Jch hatte die beiden Bordinge durch die Winden der- gestalt anstrengen lassen, daß sie vorne mit dem Bord-Rande dicht auf dem Wasser la- gen, während die Hintertheile sich bis zum Kiel in die Höhe kehrten. Brach jetzt irgend etwas an den Tauen, die unter dem Schiffe durchgezogen waren, so waren Unglück und Schaden, die dann entstehen mußten, gar nicht zu berechnen. Jn dieser peinlichen Lage mußten demnach vor allen Dingen noch ein paar Ankertaue unter den Schiffskiel gebracht
wobei denn natuͤrlich alle Gefahr und der Er- ſatz des etwa zugefuͤgten Schadens auf meine Rechnung gieng, fuͤr den Gebrauch derſelben aber eine billige Verguͤtung bedungen wurde. Jndem ich nun dieſe Bordinge zu beiden Seiten des verſenkten Schiffs poſtirte, und meine Winden und Hebezeuge darauf an- brachte und in Bewegung ſetzte, gieng die Arbeit raſch und gluͤcklich von ſtatten. Wir hoben die ungeheure Laſt unter dem Waſſer aus dem tiefen Grunde ſo weit in die Hoͤhe, daß man bereits auf das Verdeck, etwas mehr, als Knie tief, treten konnte und ich binnen kurzem den Augenblick erwartete, wo daſſelbe vollends emportauchen wuͤrde.
Jetzt aber ploͤtzlich ſtockten alle meine Maſchinen; und keine Kraft derſelben war ſtark genug, das Schiff auch nur um einen einzigen Zoll hoͤher zu bringen. Jch hatte die beiden Bordinge durch die Winden der- geſtalt anſtrengen laſſen, daß ſie vorne mit dem Bord-Rande dicht auf dem Waſſer la- gen, waͤhrend die Hintertheile ſich bis zum Kiel in die Hoͤhe kehrten. Brach jetzt irgend etwas an den Tauen, die unter dem Schiffe durchgezogen waren, ſo waren Ungluͤck und Schaden, die dann entſtehen mußten, gar nicht zu berechnen. Jn dieſer peinlichen Lage mußten demnach vor allen Dingen noch ein paar Ankertaue unter den Schiffskiel gebracht
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0205"n="189"/>
wobei denn natuͤrlich alle Gefahr und der Er-<lb/>ſatz des etwa zugefuͤgten Schadens auf meine<lb/>
Rechnung gieng, fuͤr den Gebrauch derſelben<lb/>
aber eine billige Verguͤtung bedungen wurde.<lb/>
Jndem ich nun dieſe Bordinge zu beiden<lb/>
Seiten des verſenkten Schiffs poſtirte, und<lb/>
meine Winden und Hebezeuge darauf an-<lb/>
brachte und in Bewegung ſetzte, gieng die<lb/>
Arbeit raſch und gluͤcklich von ſtatten. Wir<lb/>
hoben die ungeheure Laſt unter dem Waſſer<lb/>
aus dem tiefen Grunde ſo weit in die Hoͤhe,<lb/>
daß man bereits auf das Verdeck, etwas<lb/>
mehr, als Knie tief, treten konnte und ich<lb/>
binnen kurzem den Augenblick erwartete, wo<lb/>
daſſelbe vollends emportauchen wuͤrde.</p><lb/><p>Jetzt aber ploͤtzlich ſtockten alle meine<lb/>
Maſchinen; und keine Kraft derſelben war<lb/>ſtark genug, das Schiff auch nur um einen<lb/>
einzigen Zoll hoͤher zu bringen. Jch hatte<lb/>
die beiden Bordinge durch die Winden der-<lb/>
geſtalt anſtrengen laſſen, daß ſie vorne mit<lb/>
dem Bord-Rande dicht auf dem Waſſer la-<lb/>
gen, waͤhrend die Hintertheile ſich bis zum<lb/>
Kiel in die Hoͤhe kehrten. Brach jetzt irgend<lb/>
etwas an den Tauen, die unter dem Schiffe<lb/>
durchgezogen waren, ſo waren Ungluͤck und<lb/>
Schaden, die dann entſtehen mußten, gar<lb/>
nicht zu berechnen. Jn dieſer peinlichen Lage<lb/>
mußten demnach vor allen Dingen noch ein<lb/>
paar Ankertaue unter den Schiffskiel gebracht<lb/></p></div></body></text></TEI>
[189/0205]
wobei denn natuͤrlich alle Gefahr und der Er-
ſatz des etwa zugefuͤgten Schadens auf meine
Rechnung gieng, fuͤr den Gebrauch derſelben
aber eine billige Verguͤtung bedungen wurde.
Jndem ich nun dieſe Bordinge zu beiden
Seiten des verſenkten Schiffs poſtirte, und
meine Winden und Hebezeuge darauf an-
brachte und in Bewegung ſetzte, gieng die
Arbeit raſch und gluͤcklich von ſtatten. Wir
hoben die ungeheure Laſt unter dem Waſſer
aus dem tiefen Grunde ſo weit in die Hoͤhe,
daß man bereits auf das Verdeck, etwas
mehr, als Knie tief, treten konnte und ich
binnen kurzem den Augenblick erwartete, wo
daſſelbe vollends emportauchen wuͤrde.
Jetzt aber ploͤtzlich ſtockten alle meine
Maſchinen; und keine Kraft derſelben war
ſtark genug, das Schiff auch nur um einen
einzigen Zoll hoͤher zu bringen. Jch hatte
die beiden Bordinge durch die Winden der-
geſtalt anſtrengen laſſen, daß ſie vorne mit
dem Bord-Rande dicht auf dem Waſſer la-
gen, waͤhrend die Hintertheile ſich bis zum
Kiel in die Hoͤhe kehrten. Brach jetzt irgend
etwas an den Tauen, die unter dem Schiffe
durchgezogen waren, ſo waren Ungluͤck und
Schaden, die dann entſtehen mußten, gar
nicht zu berechnen. Jn dieſer peinlichen Lage
mußten demnach vor allen Dingen noch ein
paar Ankertaue unter den Schiffskiel gebracht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/205>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.