schicken und fügen wollte, meine Gedanken abermals auf Holland und die jüngst ver- lassene Lebensweise standen.
Wer weiß auch, was geschehen wäre, wenn einige Freunde, die es mit ansahen, wie mich der Thätigkeits-Trieb verzehrte, mich nicht aufgeredet hätten, daß ich mir das Verdienst um meine Vaterstadt erwerben möchte, sie, den Sommer hindurch, aus der Ferne, vom Stettinschen Haff her, und reichlicher, als es bisher der Fall gewesen, mit lebendigen Fischen zu versorgen. So ganz zwar wollte dies Project mir selbst nicht gefallen; indeß ich ließ mich dazu überreden; kaufte ein Haus am Wasser, welches die, zu dieser Handthierung passende Gelegenheit besaß, und war nun drauf aus, mir auch ein, zu solchem Handel eingerichtetes Fahrzeug (Man nennt es eine Quatze) anzuschaffen. Zu dem Ende begleitete ich meinen guten Freund, den Schiffer Blank, der eben nach Swinemünde steuerte, weil ich dort, oder in der Nachbarschaft, mich zu meinem neuen Gewerbe am besten zu versehen hoffte.
Ein steifer Südwest-Wind wollte uns an jenen Hafen nicht sogleich herankommen las- sen, sondern trieb uns zwei oder drei Mei- len weiter an die Küsten der Jnsel Usedom und in die Gegend, wo einst die alte wen- dische Handelsstadt Wineta im Meere ver-
ſchicken und fuͤgen wollte, meine Gedanken abermals auf Holland und die juͤngſt ver- laſſene Lebensweiſe ſtanden.
Wer weiß auch, was geſchehen waͤre, wenn einige Freunde, die es mit anſahen, wie mich der Thaͤtigkeits-Trieb verzehrte, mich nicht aufgeredet haͤtten, daß ich mir das Verdienſt um meine Vaterſtadt erwerben moͤchte, ſie, den Sommer hindurch, aus der Ferne, vom Stettinſchen Haff her, und reichlicher, als es bisher der Fall geweſen, mit lebendigen Fiſchen zu verſorgen. So ganz zwar wollte dies Project mir ſelbſt nicht gefallen; indeß ich ließ mich dazu uͤberreden; kaufte ein Haus am Waſſer, welches die, zu dieſer Handthierung paſſende Gelegenheit beſaß, und war nun drauf aus, mir auch ein, zu ſolchem Handel eingerichtetes Fahrzeug (Man nennt es eine Quatze) anzuſchaffen. Zu dem Ende begleitete ich meinen guten Freund, den Schiffer Blank, der eben nach Swinemuͤnde ſteuerte, weil ich dort, oder in der Nachbarſchaft, mich zu meinem neuen Gewerbe am beſten zu verſehen hoffte.
Ein ſteifer Suͤdweſt-Wind wollte uns an jenen Hafen nicht ſogleich herankommen laſ- ſen, ſondern trieb uns zwei oder drei Mei- len weiter an die Kuͤſten der Jnſel Uſedom und in die Gegend, wo einſt die alte wen- diſche Handelsſtadt Wineta im Meere ver-
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ſchicken und fuͤgen wollte, meine Gedanken
abermals auf Holland und die juͤngſt ver-
laſſene Lebensweiſe ſtanden.
Wer weiß auch, was geſchehen waͤre,
wenn einige Freunde, die es mit anſahen,
wie mich der Thaͤtigkeits-Trieb verzehrte, mich
nicht aufgeredet haͤtten, daß ich mir das
Verdienſt um meine Vaterſtadt erwerben
moͤchte, ſie, den Sommer hindurch, aus der
Ferne, vom Stettinſchen Haff her, und
reichlicher, als es bisher der Fall geweſen,
mit lebendigen Fiſchen zu verſorgen. So
ganz zwar wollte dies Project mir ſelbſt nicht
gefallen; indeß ich ließ mich dazu uͤberreden;
kaufte ein Haus am Waſſer, welches die,
zu dieſer Handthierung paſſende Gelegenheit
beſaß, und war nun drauf aus, mir auch ein,
zu ſolchem Handel eingerichtetes Fahrzeug
(Man nennt es eine Quatze) anzuſchaffen.
Zu dem Ende begleitete ich meinen guten
Freund, den Schiffer Blank, der eben nach
Swinemuͤnde ſteuerte, weil ich dort, oder
in der Nachbarſchaft, mich zu meinem neuen
Gewerbe am beſten zu verſehen hoffte.
Ein ſteifer Suͤdweſt-Wind wollte uns an
jenen Hafen nicht ſogleich herankommen laſ-
ſen, ſondern trieb uns zwei oder drei Mei-
len weiter an die Kuͤſten der Jnſel Uſedom
und in die Gegend, wo einſt die alte wen-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/121>, abgerufen am 18.07.2024.
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