umzugehen wüßten, so hätten sie gemeynt, sich mit den vorräthigen Stangen wohl nothdürftig fortzuhelfen.
War das ächt-pommersch brav und gut- herzig gemeynt, so muß man doch daneben gestehen, daß es auch herzlich dumm berathen und ausgeführt war. Denn hatten sie nicht das Glück, vom Winde gerade gegen unser Schiff getrieben zu werden, so kamen sie immer weiter landabwärts, waren ohne Barmher- zigkeit verloren, und kein Mensch hätte auch nur einmal gewußt, wo sie hingestoben wären. Sie sahen endlich selbst ein, daß sie einen einfältigen Streich unternommen; und da wir indeß auch vom Grunde glücklich wieder abgekommen waren, so banden wir ihr Boot an unserm Schiffe fest und nahmen sie mit uns nach Swinemünde, wo es ih- nen denn überlassen bleiben mochte, wie sie wieder ihren Heimweg finden wollten.
Jch Meinerseits gieng von hier nach Ca- seburg, wo ich eine Quatze, wie ich sie brauchte, für 400 Thaler erstand und, nach- dem ich zugleich eine Ladung lebendiger Fi- sche eingenommen, mich nach dem Swine- münder Hafen, und so über See, nach Col- berg auf den Rückweg machte. Kaum aber war ich aus der Swine und über die Rheede hinaus, und es an der Zeit, daß mein Koch Feuer anmachen sollte: so befand sich's, daß
umzugehen wuͤßten, ſo haͤtten ſie gemeynt, ſich mit den vorraͤthigen Stangen wohl nothduͤrftig fortzuhelfen.
War das aͤcht-pommerſch brav und gut- herzig gemeynt, ſo muß man doch daneben geſtehen, daß es auch herzlich dumm berathen und ausgefuͤhrt war. Denn hatten ſie nicht das Gluͤck, vom Winde gerade gegen unſer Schiff getrieben zu werden, ſo kamen ſie immer weiter landabwaͤrts, waren ohne Barmher- zigkeit verloren, und kein Menſch haͤtte auch nur einmal gewußt, wo ſie hingeſtoben waͤren. Sie ſahen endlich ſelbſt ein, daß ſie einen einfaͤltigen Streich unternommen; und da wir indeß auch vom Grunde gluͤcklich wieder abgekommen waren, ſo banden wir ihr Boot an unſerm Schiffe feſt und nahmen ſie mit uns nach Swinemuͤnde, wo es ih- nen denn uͤberlaſſen bleiben mochte, wie ſie wieder ihren Heimweg finden wollten.
Jch Meinerſeits gieng von hier nach Ca- ſeburg, wo ich eine Quatze, wie ich ſie brauchte, fuͤr 400 Thaler erſtand und, nach- dem ich zugleich eine Ladung lebendiger Fi- ſche eingenommen, mich nach dem Swine- muͤnder Hafen, und ſo uͤber See, nach Col- berg auf den Ruͤckweg machte. Kaum aber war ich aus der Swine und uͤber die Rheede hinaus, und es an der Zeit, daß mein Koch Feuer anmachen ſollte: ſo befand ſich’s, daß
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umzugehen wuͤßten, ſo haͤtten ſie gemeynt,
ſich mit den vorraͤthigen Stangen wohl
nothduͤrftig fortzuhelfen.
War das aͤcht-pommerſch brav und gut-
herzig gemeynt, ſo muß man doch daneben
geſtehen, daß es auch herzlich dumm berathen
und ausgefuͤhrt war. Denn hatten ſie nicht das
Gluͤck, vom Winde gerade gegen unſer Schiff
getrieben zu werden, ſo kamen ſie immer
weiter landabwaͤrts, waren ohne Barmher-
zigkeit verloren, und kein Menſch haͤtte auch
nur einmal gewußt, wo ſie hingeſtoben waͤren.
Sie ſahen endlich ſelbſt ein, daß ſie einen
einfaͤltigen Streich unternommen; und da
wir indeß auch vom Grunde gluͤcklich wieder
abgekommen waren, ſo banden wir ihr
Boot an unſerm Schiffe feſt und nahmen
ſie mit uns nach Swinemuͤnde, wo es ih-
nen denn uͤberlaſſen bleiben mochte, wie
ſie wieder ihren Heimweg finden wollten.
Jch Meinerſeits gieng von hier nach Ca-
ſeburg, wo ich eine Quatze, wie ich ſie
brauchte, fuͤr 400 Thaler erſtand und, nach-
dem ich zugleich eine Ladung lebendiger Fi-
ſche eingenommen, mich nach dem Swine-
muͤnder Hafen, und ſo uͤber See, nach Col-
berg auf den Ruͤckweg machte. Kaum aber
war ich aus der Swine und uͤber die Rheede
hinaus, und es an der Zeit, daß mein Koch
Feuer anmachen ſollte: ſo befand ſich’s, daß
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/127>, abgerufen am 18.07.2024.
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